Frankreich

Piero Novelli wird Euronext-Chairman

Es war ein Versprechen, das Euronext gemacht hatte, um Gegnern der geplanten Übernahme der Borsa Italiana den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der paneuropäische Börsenbetreiber hat Wort gehalten und will nun mit Piero Novelli einen Italiener als...

Piero Novelli wird Euronext-Chairman

Von Gesche Wüpper, Paris

Es war ein Versprechen, das Euronext gemacht hatte, um Gegnern der geplanten Übernahme der Borsa Italiana den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der paneuropäische Börsenbetreiber hat Wort gehalten und will nun mit Piero Novelli einen Italiener als Vorsitzenden seines Aufsichtsrates berufen. Die Ernennung des bisherigen Co-Chefs der UBS-Investment-Banking-Sparte muss noch von den zuständigen Behörden und den Euronext-Aktionären auf der für den 11. Mai geplanten Hauptversammlung abgesegnet werden.

Sie hinterlässt auch bei UBS deutliche Spuren, denn Ralph Hamers, der neue Chef der Schweizer Bank, will die Berufung des 1965 geborenen Novelli nutzen, um die Doppelspitze in der Investmentbank abzuschaffen. Robert Karofsky, der die Sparte seit 2018 zusammen mit Novelli leitete, soll ab Ende März allein die Zügel in der Hand halten. Der 1967 geborene Amerikaner kommt aus dem Aktienhandel, während der künftige Euronext-Aufsichtsratschef aus dem Fusionsgeschäft stammt. So hat Novelli zahlreiche Konzerne bei großen grenzüberschreitenden Fusionen und Akquisitionen beraten, etwa Whirlpool bei der Übernahme von Indesit 2014.

Novelli, der Ingenieurswissenschaften an der Università degli Studi di Roma studiert und anschließend einen Master an der MIT Sloan School of Management des berühmten Massachusetts Institute of Technology gemacht hat, war seit 2013 für UBS tätig, nachdem er bereits 2004 bis 2009 als Global Head M&A für die Schweizer Bank gearbeitet hatte. Zwischenzeitlich war er als Co-Chef für Fusionen und Akquisitionen bei Nomura zuständig. Der künftige Chairman der Mehrländerbörse Euronext, der als Dozent an der MIT Sloan School of Management, dem Imperial College in London und der Luiss University in Rom lehrt, gehörte von 2013 bis 2016 auch dem Aufsichtsrat von UBS Deutschland an.

Unter der Leitung von Novelli und Karofsky habe die Investmentbank im vergangenen Jahr ihr von den Ergebnissen her bestes viertes Quartal und das erfolgreichste Jahr seit 2012 erzielt, erklärte UBS. „Ich möchte Piero persönlich für seinen Beitrag zur Neugestaltung der Investmentbank und dafür, wie er das Geschäft, Mitarbeiter und Kunden durch die Pandemie co-geleitet hat, danken“, sagte UBS-Chef Hamers.

Euronext hofft, die 4,3 Mrd. Euro schwere Übernahme der Borsa Italiana noch im ersten Halb­jahr abschließen zu können. Der Betreiber der Börsen von Amsterdam, Brüssel, Dublin, Lissabon, Oslo und Paris hat der italienischen Seite versprochen, zwei italienische Ver­treter in den Aufsichtsrat zu be­rufen, darunter einen unabhängigen, der den Vorsitz des neun­köpfigen Kontrollgremiums übernehmen wird. Dieses wird seit 2016 von dem Niederländer Dick Sluimers geleitet.

Im selben Jahr hatte die Mehrländerbörse, die ihren offiziellen Firmensitz in den Niederlanden hat, mit Giorgio Modica bereits einen Italiener als Finanzchef berufen. Der 46-Jährige war vorher für die französische Großbank BNP Paribas in Paris und Mailand tätig. Im Rahmen der Übernahme der Borsa Italiana soll in Mailand künftig die Verantwortung für Data Center sowie für die Finanzabteilung angesiedelt werden, hat Euronext-Chef Stéphane Boujnah zugesagt.