Nord Stream

Pipeline-Lecks treiben Gaspreis in die Höhe

Die möglicherweise auf Sabotage zurückzuführenden Lecks der Nord-Stream-Gaspipelines haben für Verunsicherung an den Finanzmärkten gesorgt.

Pipeline-Lecks treiben Gaspreis in die Höhe

ku/fed Frankfurt

Skandinavische Behörden haben am Dienstag mehrere Beschädigungen der Gaspipelines in der Ostsee bestätigt. „Es gibt zwei Lecks bei Nord Stream 1 – eines in der schwedischen Wirtschaftszone und eines in der dänischen Wirtschaftszone. Sie liegen sehr nahe beieinander“, sagte ein Sprecher der schwedischen Schifffahrtsbehörde der Nachrichtenagentur Reuters. Der für Energiefragen zuständige dänische Minister Dan Jørgensen erklärte, man habe zudem bereits am Montag ein Leck in der Leitung Nord Stream2 entdeckt.

Beim Versuch, die Ursachen der Lecks zu ermitteln, wollten Vertreter verschiedener Regierungen und der EU nicht spekulieren. Zugleich verdichteten sich die Signale, dass die Behörden von Sabotage ausgehen. So wurde Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen mit den Worten zitiert, es sei schwer zu glauben, dass es sich hier um Zufälle handele. Und Nachrichtenagenturen zitierten aus europäischen Sicherheitskreisen: „Es gibt einige Hinweise, dass die Schäden beabsichtigt waren.“

Als es am Dienstagabend immer wahrscheinlicher erschien, dass es sich um Sabotage handeln könnte, gab es kräftige Reaktionen am europäischen Markt für Erdgas. Am virtuellen niederländischen Übergabepunkt TTF verteuerte sich der Monatskontrakt stark. Er verbuchte ein Plus von 21,8% auf 211,75 Euro je Megawattstunde. Die längeren Laufzeiten notierten noch höher, ein Hinweis darauf, dass am Markt nicht mit einer schnellen Reparatur der Pipelines gerechnet wird. Der Kontrakt zur Lieferung im Februar wurde am Abend zu 234 Euro gehandelt.

Auf die aktuelle Versorgungslage haben die Lecks keine direkte Folgen. Nord Stream2 ist bislang nicht in Betrieb genommen worden. Den Gastransport durch Nord Stream1 hatte Russland im August eingestellt.

Die beiden süddeutschen Kernkraftwerke der AKW-Einsatzreserve werden voraussichtlich auch 2023 noch Strom liefern. „Stand heute halte ich das für notwendig“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Ha­beck vor der Presse in Berlin.

Am europäischen Aktienmarkt, der mit Gewinnen gestartet war, verdüsterte sich im Handelsverlauf die Stimmung. Der Dax verlor 0,7% auf 12140 Punkte. Der Euro lag am Abend mit einem Minus von 0,2% bei 0,9587 Dollar. Die Anleiherenditen zogen stark an. Die Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihen stieg bis auf 2,255%, die Rendite zehnjähriger US-Treasuries kletterte mit 3,98% auf den höchsten Stand seit 2010. Der Brent-Ölpreis stieg um 1,3% auf 85,13 Dollar je Barrel.

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Berichte Seiten 7 und 24

MARKTDATEN
27.9.Vortag
Dax12139,68−0,72%
Euro Stoxx 503328,65−0,42%
S&P 500 (20h)3627,02−0,77%
1 Euro in Dollar (20h)0,95840,9606
Gold in Dollar (20h)1630,351621,57
Öl/Nov. in Dollar (20h)86,3484,06
Bundrendite 10 J.2,232,10
US-Rendite 10 J.4,013,93
3-M-Euribor1,2281,228
Quelle: Refinitiv