Die Siemens-Aktie in der Nähe ihres Rekordhochs, Siemens Energy gerade zum Dax-Mitglied befördert sowie Siemens Healthineers vor einer Mega-Akquisition und ebenfalls auf dem Weg ins Börsen-Oberhaus: Wenn Ralf Thomas am Sonntag 60 Jahre alt wird, bräuchte er eigentlich – wenngleich schöne Gaben immer willkommen sind – keine Geschenke mehr. Denn der Siemens-CFO hat sich schon selbst beschenkt, mit einem beeindruckenden Erfolg. Sein Werk der friktionslosen Aufteilung von Siemens geht in die deutsche Wirtschaftsgeschichte ein. Dabei wird diese Zerlegung des Konglomerats allgemein dem strategischen und taktischen Genius des Ex-Vorstandschefs Joe Kaeser zugeschrieben. Zu Recht. Seine Berechtigung hat aber auch, dass Kaeser nicht müde wird, Thomas zu loben. Auf der jüngsten Jahrespressekonferenz adelte er ihn sogar als „meinen Gefährten“, der ihn immer „loyal und zuverlässig“ begleitet habe.

Diese Einordnung ist richtig, und zugleich greift sie zu kurz. Thomas ist kein Begleiter allein, er ist zum Gestalter geworden, nicht zuletzt auch als Aufsichtsratschef von Siemens Healthineers. Die lupenreine Siemens-Karriere führte den Prof. Dr. rer. pol. in den Jahren 2008 bis 2013 auf die CFO-Position jenes Sektors Industrie, der heute den Kern der Siemens AG bildet. Thomas kennt das Geschäft also aus dem Effeff. Seine Meisterleistung als Siemens-Finanzvorstand seit dem Jahr 2013 ist, dass er eine Kette aus Spin-offs und Börsengängen orchestrierte. Intern mag es mal geknirscht haben, doch aus Sicht der Öffentlichkeit war immer klar: Der Thomas schafft das. So konnte Siemens auch überambitionierte Zeitpläne einhalten.

Klar: Das siebentorige Theben wurde auch nicht von Königen allein gebaut. Das Siemens-Finanzressort ist eine Maschine, die viel leisten kann. Sie muss aber gut geölt werden. Thomas beherrscht die Kunst, in Abläufen zu denken und diese Prozesse zu organisieren.

                        (Börsen-Zeitung,