Automobilindustrie

Renault vor schwerem Jahr

Der Autobauer Renault hat 2020 einen historischen Verlust verbucht. Bevor sich seine Leistung dauerhaft erholen wird, dürfte noch etwas Zeit vergehen, meint der neue Konzernchef Luca de Meo. Er hofft auf positive Überraschungen im zweiten Halbjahr.

Renault vor schwerem Jahr

wü Paris

Der französische Automobilkonzern Renault ist 2020 so tief in die Krise gefahren wie nie zuvor in seiner Geschichte. Nur einen Tag nachdem Daimler starke Ergebnisse vorlegte, veröffentlichte Renault einen Nettoverlust, der mit 8,01 Mrd. Euro mehr als doppelt so hoch wie der während der Finanzkrise 2009 verbuchte Fehlbetrag von 3,1 Mrd. Euro ausfiel. Dem Autobauer wurden neben der Covid-19-Pandemie seine starke Abhängigkeit vom japanischen Allianzpartner Nissan und strukturelle Schwächen wie Überkapazitäten und ausbleibende Erfolge bei rentablen Familienautos zum Verhängnis. So steuerte Nissan einen Verlustbeitrag von 5 Mrd. Euro bei.

Trotz strenger Einsparungen wird es noch eine Weile dauern, bis der vom neuen Konzernchef Luca de Meo präsentierte Strategieplan Er­folg zeigt. „Das Jahr 2021 wird schwierig sein, mit den Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Gesundheitskrise sowie der Versorgung mit Halbleitern“, warnte de Meo. Renault habe jedoch die notwendigen Vorkehrungen getroffen. „Wir erwarten im zweiten Halbjahr gute Überraschungen.“ Angesichts der mangelnden Vorhersehbarkeit macht es aber seiner Ansicht nach keinen Sinn, eine Prognose für 2021 zu geben.

Renault bestätigte jedoch die Ziele des Mitte Januar präsentierten Strategieplans. Nachdem die operative Marge 2020 auf –0,8% eingebrochen ist, will de Meo sie nun bis 2023 wieder auf mehr als 3% steigern. Gleichzeitig soll der kumulierte operative Free Cash-flow der Automobilsparte nach –4,6 Mrd. Euro im letzten Jahr 2021 bis 2023 rund 3 Mrd. Euro betragen. De Meo will bis 2023 zudem 2,5 Mrd. Euro einsparen. Der Autobauer habe aber noch viel zu tun, bevor ihm eine dauerhafte Gesundung seiner Leistung gelingen könne, meinte er.

Die Lieferengpässe bei elektronischen Komponenten setzen dem Konzern, dem der französische Staat 2020 mit einem garantierten Kredit über 5 Mrd. Euro zu Hilfe geeilt ist, stark zu. Der Höhepunkt der Verknappungen könnte im zweiten Quartal erreicht werden, danach könnte es im dritten zu einem Aufholeffekt kommen, schätzt Renault.

Es bestehe ein Risiko, dass der Konzern deshalb 2021 rund 100000 Autos weniger bauen werde. Renault produziert rund 3 Millionen Fahrzeuge pro Jahr. Die Situation ändere sich von Woche zu Woche und sei schwer vorherzusagen, erklärte de Meo. Befragt nach einer möglichen Kooperation mit Apple zeigte er sich grundsätzlich offen, verwies jedoch auf eine existierende Zusammenarbeit mit Google. Die Renault-Aktie gab Freitag in Paris 4,4% auf 38,04 Euro nach.

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