Granolas

Diese Aktien können mit den „Magnificent 7“ mithalten

Beeindruckende Aktienkursentwicklungen gibt es nicht nur jenseits des Atlantiks. Auch einige wenige Europäer müssen sich hinter der Performance der „Magnificent Seven“ nicht verstecken. Goldman Sachs hat ein Portfolio der europäischen Zugpferde zusammengestellt.

Diese Aktien können mit den „Magnificent 7“ mithalten

Granolas

Europas Antwort auf die „Magnificent 7“

Goldman-Sachs-Portfolio mit starker Outperformance – Europäer punkten mit geringer Volatilität und Bewertung

Beeindruckende Aktienkursentwicklungen gibt es nicht nur jenseits des Atlantiks. Auch einige wenige Europäer müssen sich hinter der Performance der „Magnificent Seven“ nicht verstecken. Goldman Sachs hat ein Portfolio der europäischen Zugpferde zusammengestellt. Die Granolas haben zwei wesentliche Vorteile.

Von Tobias Möllers, Frankfurt

Die Aktienmärkte sind in den letzten sechs Monaten heiß gelaufen und haben reihenweise neue Rekordstände markiert. Ganz vorne dabei sind die „Glorreichen Sieben“, deren Aktien dank des Hype-Themas künstliche Intelligenz eine beeindruckende Performance vorweisen können, inzwischen allerdings auch ganz schön teuer sind. Wer nun nach günstigeren Alternativen Ausschau hält, muss gar nicht in die Ferne schweifen, denn auch in Europa gibt es einige wenige Aktien, die sich keineswegs hinter der Bilanz der großen Tech-Aktien wie den „Magnificent Seven“ verstecken müssen.

Blickt man auf die Marktkapitalisierung, sind die großen europäischen Unternehmen meilenweit von der Weltspitze entfernt. Europas größtes Unternehmen, Novo Nordisk, kommt auf eine Marktkapitalisierung von 500 Mrd. Euro und schafft es damit nicht einmal unter die zehn größten Unternehmen der Welt. Doch es gibt auch etwas, das die europäischen Aktienmärkte mit dem amerikanischen verbindet: Nur eine Handvoll Unternehmen ist für den Großteil der imposanten Index-Gewinne verantwortlich.

Goldman-Portfolio überzeugt

Bereits im Jahr 2020 stellten ausgerechnet die Amerikaner von Goldman Sachs ein Portfolio aus den damals größten Unternehmen Europas zusammen und tauften diese Kombination nach den Anfangsbuchstaben der elf aufgenommenen Unternehmen Granolas. Zu diesen Papieren – auch als Grannnolass bezeichnet – zählen GSK (ehemals GlaxoSmithKline), Roche, ASML, Nestlé, Novartis, Novo Nordisk, L‘Oréal, LVMH, AstraZeneca, SAP und Sanofi. Vergleicht man die Performance dieser elf Europäer mit der der „Magnificent Seven“, so kommen beide Unternehmensgruppen seit Anfang 2021 auf einen Wertzuwachs von deutlich über 60% – die europäischen Unternehmen wiesen dabei allerdings eine deutlich geringere Volatilität auf.

Über einen Zeitraum von fünf Jahren betrachtet, bleiben die Europäer allerdings noch deutlich hinter den amerikanischen Tech-Größen zurück. Seit Anfang 2019 verteuerten sich die „Magnificent Seven“ um sagenhafte 278%, die Granolas dagegen inklusive Dividenden „nur“ um 120%. Dafür punkten die Europäer auch hier mit einer geringeren Volatilität. Der maximale Verlust der Granolas lag bei einem zwischenzeitlichen Verlust von 27%, wogegen die „Magnificent Seven“ zeitweise bis zu 44% einbüßten. Angesichts der teilweise bereits sehr hoch bewerteten US-Größen und mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen im kommenden Winter scheint das ein fairer Preis für eine vergleichsweise stabile Geldanlage in Aktien zu sein.

Schaut man sich die Granolas genauer an, so fällt auf, dass sechs der elf Unternehmen aus der Pharmabranche stammen. Europas Antwort auf Big Tech lautet Gesundheit und Basiskonsum. Primus Novo Nordisk, der zuletzt mit Abnehmprodukten punkten konnte, legte in den vergangenen zehn Jahren 24% pro Jahr zu. Die Papiere des Luxuskonzerns LVMH stehen dem mit einem jährlichen Plus von 23% kaum nach. Der Halbleiter-Riese ASML kommt sogar über den noch längeren Zeitraum von 20 Jahren auf ein jährliches Plus von 24,5%.

Der Software-Riese SAP – das einzige deutsche Unternehmen unter den elf Granolas – kommt zwar nur auf ein vergleichsweise bescheidenes Plus von 10% per annum, war damit aber dennoch ein wesentlicher Treiber des jüngsten Dax-Höhenflugs. Zusammen waren die Granolas im vergangenen Jahr für fast 60% der Kursgewinne in Europa verantwortlich. Im Stoxx 600 vereinten sie immerhin die Hälfte der Gewinne auf sich. Die Granolas dominieren den Index mit einer Gewichtung von zusammengenommen 25% – das entspricht in etwa dem Gewicht, das die „Magnificent Seven“ im S&P 500 haben.

Stabile Dauerläufer

Die elf Granola-Unternehmen eint, dass sie alle Compounder sind. Diese Dauerläufer-Unternehmen punkten mit einem stabilen Geschäftsmodell, das ihnen über Jahrzehnte Erfolge beschert hat und weiter beschert. Überwiegend sind sie Weltmarktführer in ihrem Bereich. Das gilt für Nestlé bei Lebensmitteln, für LVMH bei Luxusartikeln, aber auch für L‘Oréal bei Kosmetik oder Novo Nordisk bei Diabetes.

Die Idee, die größten europäischen Unternehmen und damit nicht selten die größten Gewinner am europäischen Aktienmarkt zu bündeln, also eine Art europäische Glorreiche Sieben zu schaffen, hat Goldman Sachs freilich nicht exklusiv: Für die Schweizer Großbank UBS zählen ASML, Ferrari, Hermès, L‘Oréal, LVMH, Novo Nordisk und Siemens zu den Top-Unternehmen. Diese sieben sind laut der Studie der Schweizer „hochprofitabel, innovativ und weltweit marktführend“. „Ihre Aktienkurse mögen im vergangenen Jahr hinter denen der „Magnificent Seven“ der USA zurückgeblieben sein, haben diese aber in den letzten drei Jahren übertroffen“, begründet die UBS die Auswahl ihrer Glorreichen. 

Auch eToro hat eine Liste seiner Top-7-Player in Europa zusammengestellt. Für den Broker zählen dazu ASML, Adyen, Cap Gemini, Infineon, das britische Unternehmen Relx, SAP und STMicro. Auch diese Glorreichen Sieben haben nur einen Bruchteil des Marktwerts der amerikanischen „Magnificent Seven“, weisen aber dennoch eine starke Performance auf. Gemeinsam haben all diese Listen, dass sie gut zeigen, dass es auch in Europa einige wenige Outperformer gibt, deren Aktienkursentwicklung sich mit den „Magnificent Seven“ von jenseits des Atlantiks durchaus messen kann. Punkten können die Europäer im Vergleich mit den Amerikanern mit einer geringeren Volatilität und einer aktuell noch weniger hohen Bewertung.

ETFs mit Granola-Fokus

Bisher gibt es keine ETFs, die sich ausschließlich auf die Granolas konzentrieren, allerdings gibt es einige Produkte wie den Amundi ETF Stoxx Europe 50 oder den iShares Stoxx Europe 50 ETF, bei denen die Granolas bis zu 43% des Portfolios ausmachen. Entscheidend ist hier der Referenzindex. Während sich der Euro Stoxx 50 auf EU-Konzerne beschränkt und damit Granolas wie GSK, Nestlé, Novartis und AstraZeneca nicht berücksichtigen kann, sind im Stoxx Europe 50 die 50 am höchsten kapitalisierten Konzerne Europas enthalten und damit auch Unternehmen etwa aus der Schweiz oder Großbritannien.