Geldpolitik

Schweiz hebt Zinsen an – Japan greift in Devisen­markt ein

Wie eine ganze Reihe anderer Notenbanken zuvor hat nun auch die Schweiz das negative Zinsterritorium verlassen. In Japan hingegen wurden die Leitzinsen nicht angehoben, der Yen-Verfall aber durch Eingriffe in den Devisenmarkt gebremst.

Schweiz hebt Zinsen an – Japan greift in Devisen­markt ein

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt ihren Leitzins erneut an. Die Notenbank erhöht den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 0,50%. Mit dem Schritt wollen die Währungshüter dem erneut gestiegenen Inflationsdruck entgegenwirken, wie die SNB am Donnerstag nach ihrer Zinssitzung erklärte. Zudem soll ein Übergreifen der Teuerung auf bisher weniger betroffene Waren und Dienstleistungen erschwert werden.

Es sei nicht auszuschließen, dass weitere Zinserhöhungen nötig seien, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten, betonten die Währungshüter. Die SNB hatte bereits Mitte Juni die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder angezogen. Seither ist die Teuerung in der Schweiz weiter gestiegen. Für August wiesen die Statistiker eine Inflation von 3,5% aus.

Zusätzliche Maßnahmen

Mit dem Abschied von den Negativzinsen trifft die Schweizerische Nationalbank (SNB) zudem verschiedene Maßnahmen, die ihr die Umsetzung ihrer Geldpolitik in einem Umfeld positiver Zinsen erlauben. Sie führt etwa einen „umgekehrten Freibetrag“ für Banken ein.

So werden Sichtguthaben der Banken bei der SNB nur bis zu einer bestimmten Grenze zum SNB-Leitzins verzinst, erklärten die Währungshüter am Donnerstag. Dieser liegt nun bei 0,5%. Sichtguthaben oberhalb dieser Grenze würden zu null verzinst. Darüber hinaus werde die SNB liquiditätsabschöpfende Maßnahmen einsetzen, hieß es weiter. Damit will die SNB sicherstellen, dass die kurzfristigen besicherten Geldmarktzinsen weiterhin nahe beim Leitzins liegen. In Zeiten von Negativzinsen hatte die SNB die Belastung für die Banken durch den Negativzins mit einem Freibetrag reduziert. Die Notenbank betonte am Donnerstag auch ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv zu sein. Die SNB hatte 2021 für 21,1 Mrd. Franken Fremdwährungen gekauft.

Negativzinsen Geschichte

Damit sind die Negativzinsen der SNB nach beinahe acht Jahren Geschichte. Die Notenbank hatte diese am 18. Dezember 2014 eingeführt, zuerst mit einem Zins von minus 0,25%. Im Januar 2015 wurde der Leitzins mit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses auf das rekordtiefe Niveau von minus 0,75% gesenkt.

Auch Norwegen hebt Zinsen an

Auch die norwegische Notenbank stemmte sich am heutigen Donnerstag mit einem weiteren großen Zinsschritt gegen die starke Inflation im Land. Die Währungshüter in Oslo erhöhten den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag von 1,75 auf 2,25%. Er liegt damit so hoch wie seit 2011 nicht mehr. Von Reuters befragte Experten hatten mit dieser Anhebung um einen halben Punkt gerechnet. Die Zentralbank hatte die Zinsen bereits im August und im Juni um jeweils einen halben Punkt nach oben gesetzt. Sie signalisierte für November bereits eine erneute Straffung ihrer Geldpolitik. Der Zinssatz könne im kommenden Winter bei rund 3% liegen.

„Die Inflation liegt deutlich über unserem Zielwert von zwei Prozent, und es besteht die Aussicht, dass die Inflation länger hoch bleiben wird als bisher angenommen“, begründete Notenbank-Gouverneurin Ida Wolden Bache den Schritt. „Wir erhöhen den Leitzins mit dem Ziel, die Inflation zu senken.“

Japans Notenbank kauft eigene Währung

Die japanische Notenbank hingegen hielt heute die Füße still. Im Gegensatz zu vielen anderen Notenbanken stemmt sie sich nicht gegen die Inflation im Land. Die Inflation im Land ist zwar deutlich niedriger als in vielen anderen Ländern, für japanische Verhältnisse aber gleichwohl relativ hoch. Zum US-Dollar war der Yen zuletzt auf den tiefsten Stand seit fast einem Vierteljahrhundert gefallen.

Daher sah sich Japans Zentralbank aber genötigt, erstmals seit 1998 zur Stützung des schwächelnden Yen in den Devisenmarkt einzugreifen. Dies gab ein Regierungsvertreter am Donnerstag bekannt. Mit Käufen der eigenen Währung verschafft die Bank of Japan (BoJ) dem Yen damit eine Atempause. Dadurch fiel der Dollar zunächst auf 142,90 Yen, nachdem er zuvor auf ein 24-Jahres-Hoch von 145,89 Yen gestiegen war. Börsianer hatten seit längerem über einen solchen Eingriff spekuliert. „Einseitige Interventionen sind auf Dauer wenig erfolgversprechend, das hatte die BoJ in der Vergangenheit bereits schmerzhaft erfahren müssen“, sagte Commerzbank-Analystin Esther Reichelt. „Sie könnten aber vielleicht ausreichen, der BoJ Zeit zu verschaffen, falls sie eine baldige Abkehr von der ultra-expansiven Geldpolitik erwägt.“

US-Fed legt vor

Als einer der Vorreiter der geldpolitischen Wende gilt die US-Notenbank Fed, die ihren Leitzins bereits fünf Mal seit Beginn der Coronavirus-Pandemie erhöht hat, das letzte Mal am Mittwochabend. Der US-Leitzins liegt nun in einer Spanne von 3,0 bis 3,25%.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum hatte vor zwei Wochen zur Bekämpfung der Rekordinflation die größte Zinserhöhung ihrer Geschichte beschlossen. Der Leitzins im Euroraum stieg um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25%.

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