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Schwindelerregende Verluste bei Air France-KLM

Air France-KLM hat Zahlen veröffentlicht, die selbst Finanzchef Frédéric Gagey nach eigenen Angaben ein wenig schwindelig werden lassen. Denn die französisch-niederländische Fluggesellschaft hat letztes Jahr einen abyssalen Rekordverlust von 7,1...

Schwindelerregende Verluste bei Air France-KLM

wü Paris

Air France-KLM hat Zahlen veröffentlicht, die selbst Finanzchef Frédéric Gagey nach eigenen Angaben ein wenig schwindelig werden lassen. Denn die französisch-niederländische Fluggesellschaft hat letztes Jahr einen abyssalen Rekordverlust von 7,1 Mrd. Euro verbucht, den höchsten, seit sie 2004 aus der Fusion von Air France und KLM entstanden ist. Angesichts neuer Reisebeschränkungen hat sie bereits gewarnt, dass sich die Verluste nun noch verstärken könnten.

Das erste Quartal dürfte schwierig werden, erklärte die Airline jetzt. Sie geht davon aus, dass ihre Kapazi­täten in der Zeit von Januar bis Ende März nur 40% des Vorkrisenniveaus von 2019 erreichen werden. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte deshalb niedriger als im Schlussquartal des letzten Jahres ausfallen, als es auf –407 Mill. Euro eingebrochen war.

Danach, so hofft Air France-KLM, dürften die Impfkampagnen Wirkung zeigen, so dass der Passagierverkehr im zweiten und dritten Quartal wieder zulegen kann. Doch die Sichtbarkeit, wie sich die erhoffte Erholung entwickeln werde, ist nach Angaben der Fluggesellschaft noch immer begrenzt, da die Pandemie einen Trend zu kurzfristigen Buchungen ausgelöst hat und die Buchungen zudem sowohl im Mittel- als auch im Langstreckenbereich stark von geltenden Reisebeschränkungen abhängen.

Das hat Air France-KLM im letzten Jahr nur zu deutlich zu spüren bekommen. 2020 habe die Airline angesichts der größten Krise, die die Luftfahrtindustrie je erlebt habe, stark auf die Probe gestellt, erklärte Konzernchef Ben Smith. Wegen der neuen Reisebeschränkungen rechnen Analysten damit, dass viele Fluggesellschaften auch 2021 Bargeld verbrennen werden. Der Branchenverband International Air Transport Association (IATA) geht davon aus, dass erneut staatliche Hilfen von 70 bis 80 Mrd. Dollar notwendig sein könnten. Frankreich und die Niederlande haben Air France-KLM bereits 2020 mit einem aus staatlich garantierten Krediten und Aktionärsdarlehen bestehenden Paket über 10,4 Mrd. Euro unter die Arme gegriffen. Beide halten rund 14% des Kapitals.

Mit Auflagen

Sie verhandeln nun mit Brüssel über eine Rekapitalisierung der Airline. Eigentlich soll die neue Kapitalspritze über 4 bis 5 Mrd. Euro bis zur für den 26. Mai geplanten Hauptversammlung erfolgen. Sie könnte neben einer Umwandlung der Schulden in Hybridanleihen eine Kapitalerhöhung umfassen. Brüssel verlange jedoch im Gegenzug, dass Air France am Pariser Flughafen Orly 24 Slots der Konkurrenz überlasse, heißt es in Paris. Das jedoch könnte die Pläne der Airline gefährden, die Billigtochter Transavia weiter auszubauen, da die Kapazitäten in Orly quasi ausgeschöpft seien und die bisher nur in Beauvais vertretene Low-Cost-Airline Ryanair dann nach Orly kommen könnte.

Air France hat im Schlussquartal 2020 einen operativen Verlust von 989 Mill. Euro verbucht, während der Betriebsverlust bei KLM 152 Mill. Euro und bei Transavia 93 Mill. Euro betrug. Im Gegensatz zum Passagiergeschäft stieg der Umsatz der Frachtsparte um 54% auf 860 Mill. Euro. Die Aktie von Air France-KLM verlor in Paris 0,3% auf 4,78 Euro.

Air France-KLM
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Passagiere in tsd.34065104205
Umsatz920627188
Treibstoffkosten23925511
Ebitda−16894128
Betriebsergebnis−45481141
Nettoergebnis−7078290
Nettoverschuldung Ende Dezember        11049         6147
ber. Free Cash-flow−5661−385
Börsen-Zeitung