Auto­vermieter

Sixt resistent gegen Rezessions­angst

Nach dem überwundenen Corona-Schock fühlt sich der Autovermieter Sixt dank eines wieder gut laufenden Geschäfts ausreichend gerüstet, der drohenden Rezession zu trotzen. Ein Interview mit dem Finanzvorstand Kai Andrejewski.

Sixt resistent gegen Rezessions­angst

sck München – Nach guten Halbjahreszahlen und einem schwungvollen Tourismusgeschäft im Sommer befürchtet der Autovermieter Sixt SE für sich keine gravierenden negativen Auswirkungen einer allgemein erwarteten Re­zession. „Die schwächere Konjunktur spüren wir derzeit noch nicht. Trotz der wachsenden Un­sicherheiten gehen wir von einer im Großen und Ganzen stabilen Entwicklung aus“, sagt Finanzvorstand Kai Andrejewski der Börsen-Zeitung.

Mitte September hatte das MDax-Mitglied seine Jahresprognose deutlich erhöht. Dazu trugen sprunghaft gestiegene Preise für Mietwagen bei einem verknappten Angebot bei. Von dieser Teuerung profitiert die gesamte Branche nach dem überwundenen Corona-Schock im Jahr 2020.

Der CFO von Deutschlands Marktführer ist davon überzeugt, dass dieser Preistrend anhält: „Wir hatten in Bezug auf die Preise einen starken Nachholbedarf. Ich möchte daran erinnern, dass in den vergangenen rund zehn Jahren auf der Angebotsseite eine Preisflaute herrschte. Wir gehen von einem dauerhaft höheren Preisniveau aus.“

Andrejewski zufolge ist Sixt insgesamt krisenresistenter geworden. Er begründet das auf operativer Ebene mit der stärkeren Diversifizierung des Geschäfts. „Rund zwei Drittel des Geschäfts kommen mittlerweile aus dem Retailbereich, ungefähr ein Drittel macht das Business-Segment aus. Für uns bedeutet das eine erhöhte Resilienz gegenüber Krisen. Wir haben das Retailgeschäft stärker ausgebaut, um den Konzern zu diversifizieren.“

Auf dem Höhepunkt der Pandemie brach der Ge­schäftsreiseverkehr faktisch weg. Davon waren vor allem die Luftfahrtgesellschaften betroffen, aber auch die Autovermieter, die Stationen an Flughäfen betreiben. Die Luftfahrtgesellschaften haben sich von diesem heftigen Rückschlag bislang nicht vollständig erholt.

Die Retailaktivitäten gewinnen dadurch für Sixt zusätzlich mehr an Gewicht. Die Seuche beschleunigte bei Sixt den Ausbau des Massengeschäfts. „Die Coronakrise wirkt (. . .) wie ein Katalysator. Das Retailgeschäft ist weniger anfällig für Konjunkturschwankungen. Sixt ist auch mit den Aktivitäten in den USA und in Europa breiter aufgestellt“, berichtet Andrejewski.

Derweil baut das familiendominierte Unternehmen sein Geschäft im größten Autovermietwagenmarkt der Welt, den USA, weiter aus. „Die USA sind der Kernmarkt der Zukunft für uns“, so der CFO. Allerdings bleibe der deutsche Markt für Sixt nach wie vor „enorm wichtig“. Laut Andrejewski betrifft das u. a. die Einführung und die Erprobung von Produkteinheiten und den Ausbau der Elektromobilität. „Die Entwicklung von Innovationen bei Sixt kommt häufig aus dem Heimatmarkt heraus, um diese später weltweit zu skalieren.“