Autovermittler

Sixt schrammt an Jahresverlust vorbei

Der langjährige Firmenpatriarch Erich Sixt hätte sich beinahe mit einem Jahresverlust von seinem Posten verabschiedet. Nur dank des Ertrags aus dem Verkauf der Leasingaktivitäten gelang Deutschlands größtem Autovermieter ein Mini-Gewinn.

Sixt schrammt an Jahresverlust vorbei

sck München

Der langjährige Firmenpatriarch Erich Sixt hätte sich beinahe mit einem Jahresverlust von seinem Posten verabschiedet. Nur dank des Ertrags aus dem Verkauf der Leasingaktivitäten – der Mehrheitsbeteiligung an Sixt Leasing – gelang es Deutschlands größtem Autovermieter, nach Steuern 2020 einen Mini-Gewinn von 2 Mill. Euro zu erwirtschaften. Ein Jahr zuvor erzielte das familiengeführte SDax-Mitglied aus Pullach bei München noch einen Überschuss von 247 Mill. Euro (vgl. Tabelle). Ohne diesen Sonderertrag hat das erfolgsverwöhnte Unternehmen aufgrund der Coronakrise im vergangenen Jahr ein Defizit nach Steuern von 99 Mill. Euro verzeichnet. Der CEO legte Wert auf die Feststellung, während seiner Amtszeit noch nie einen Jahresverlust erlitten zu haben.

Erneut keine Dividende

Zur Vorlage der vorläufigen Bilanzeckdaten signalisierte der Vorstandsvorsitzende und Großaktionär in einer Telefonkonferenz mit Journalisten, auch für 2020 in Bezug auf die Stammaktien mit Ausnahme der Vorzugspapiere voraussichtlich keine Dividende zu zahlen. Dies war schon für 2019 der Fall gewesen. Sixt setzte seinerzeit die Ausschüttung wegen der Covid-Pandemie aus.

Große Unsicherheit

Für das laufende Jahr rechnet der CEO zwar mit einer deutlichen Verbesserung der Lage, allerdings scheute er sich vor einer genauen Prognose für 2021. Sixt begründete das mit der nach wie vor bestehenden hohen Unsicherheit. „Wir hängen von Entscheidungen ab, die wir nicht beeinflussen können. Es kommt ein Virologe, zeichnet ein Katastrophenbild, und schon ist es passiert.“ Seine Hoffnung auf eine Wende zum Besseren basiert vor allem darauf, dass an der Ostküste der USA das Geschäft sich wieder erholt. Der Grund dafür sind erwartete behördliche Lockerungen nach angeordneten Reise- und Kontaktbeschränkungen infolge der tödlichen Seuche. Sixt baut ihre Aktivitäten in den USA weiter aus. Ein Umsatzschub sei dort zu erwarten, sollten die Lockerungen an Breite gewinnen, so der CEO. Im vergangenen Jahr brach der Konzernumsatz aus Autovermietungen um zwei Fünftel auf 1,4 Mrd. Euro ein.

Die Anleger reagierten auf das Zahlenwerk und den ausgebliebenen Ausblick vergrätzt. Die Stammaktie von Sixt büßte zeitweise 4,6% ein und beendete den Xetra-Handel bei 101,50 Euro (–4,5%). Das als SE firmierende Unternehmen bringt am Markt – einschließlich der Vorzüge – 4,1 Mrd. Euro auf die Waage.

Am Abend zuvor kündigte das Unternehmen einen Generationswechsel an der Konzernspitze an. Erich Sixt gibt das Amt des Vorstandsvorsitzenden an seine beiden Söhne Alexander und Konstantin ab. Der CEO, der Sixt nach eigener Aussage über 50 Jahre geführt hat, wechselt nach der ordentlichen Hauptversammlung Mitte Juni in den Aufsichtsrat, um dort den Vorsitz zu übernehmen. Seine Söhne sollen das Unternehmen als Doppelspitze weiterführen (vgl. BZ vom 2. März). Beide gehören dem Vorstand bereits seit 2015 an.

Drastisch gespart

Im vergangenen Jahr schaffte es das Unternehmen, mit drastischen Kostensenkungen, der Nutzung kurzzeitiger Lockerungen sowie dem Sonderertrag aus dem Verkauf des Anteils an Sixt Leasing ein Defizit auf Gesamtjahressicht abzuwenden. Der CEO sprach von Einsparungen in Höhe von rund 600 Mill. Euro. Davon entfiel rund die Hälfte auf das Personal.

Nach Angaben des unter anderem für die Strategie verantwortlichen Vorstands Alexander Sixt senkte der Konzern die Zahl seiner Mitarbeiter 2020 auf 6900 (i.V. 8748). Er berichtete, dass Sixt vor allem in Deutschland von der Möglichkeit der Kurzarbeit Gebrauch macht.

Infolge der eingebrochenen Nachfrage musste Sixt weltweit ihre Autovermietflotte radikal aussteuern. Die Zahl der Fahrzeuge fiel 2020 um ein Viertel auf durchschnittlich 113800 Einheiten zurück. Das Vermögensvolumen der Vermietflotten schrumpfte um 27% auf 2,2 Mrd. Euro.

Aufgrund der Dekonsolidierung der Leasingaktivitäten und der Einsparungen konnte die Sixt-Gruppe ihre Passivseite der Bilanz strukturell sogar noch weiter festigen. Die Eigenkapitalquote sprang um 6 Punkte auf 31,5% bei einer auf 4,43 (6,25) Mrd. Euro gesunkenen Bilanzsumme. Laut Finanzvorstand Jörg Bremer wuchsen die liquiden Mittel zum Jahresende auf 750 (171) Mill. Euro. Der operative Cash-flow drehte dank der Kostensenkungen mit 75 (–41) Mill. Euro ins Plus. Im Frühjahr 2020 hatte Sixt ihre Beteiligung (41,9%) an der börsennotierten Sixt Leasing an ein Konsortium von Hyundai und Banco Santander für 156 Mill. Euro veräußert.

Personen Seite 12

Sixt
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20202019
Umsatz1 5322 501
 aus Vermietung1 3622 252
Ebit– 49339
Ergebnis vor Steuern– 82308
Nettoergebnis *– 99225
Cash-flow75– 41
Liquide Mittel750171
Eigenkapital1 3951 592
 in % der Bilanzsumme31,525,5
Bilanzsumme4 4296 249
Mitarbeiter (Anzahl)6 9008 748
*) aus fortgeführten BereichenBörsen-Zeitung