Kapitalanlage - Die Börse spricht...

Das Imperium schlägt zurück

Börsen-Zeitung, 29.10.2005 Die Börse spricht über die boomende Zertifikatebranche. Der Neuzugang der DWS, Stephan Kunze, seines Zeichens ausgewiesener Derivate-Experte, scheint seine Aufgabe ernster zu nehmen, als es der Derivate-Branche lieb ist. ...

Das Imperium schlägt zurück

Die Börse spricht über die boomende Zertifikatebranche. Der Neuzugang der DWS, Stephan Kunze, seines Zeichens ausgewiesener Derivate-Experte, scheint seine Aufgabe ernster zu nehmen, als es der Derivate-Branche lieb ist. Da in den vergangenen Wochen noch kolportiert wurde, dass Kunze in absehbarer Zeit Zertifikate emittieren werde, hatte man sich in der Branche entspannt zurückgelehnt, um die weitere Entwicklung zu verfolgen. Gab es doch viele offene Fragen über die Art der Produkte und den Vertrieb der Zertifikate. Eine frische Personalie und ein Gerücht bringen Unruhe in die Branche. So soll Rupertus Rothenhäuser, vor kurzem noch in Hongkong für einen Emittenten tätig, ab Januar 2006 das Vertriebsnetz für Kunze aufbauen. Anders als bisher kolportiert, wird Kunze offenbar doch mit strukturierten Fonds kommen, wollen gut informierte Kreise wissen. Ein kluger Schachzug, der der DWS einen großen Vorteil gegenüber der Zertifikate-Branche bringt. Mit der Lösung des Vertriebsproblems bekommen die Emittenten einen mächtigen Konkurrenten. Die Börse spricht über Risiken. Plötzlich können Aktien und Indizes auch fallen. Kommen die Bären wieder? Eindeutig zu früh angesichts der Stärke des hiesigen Aktienmarkts. Doch Fakt ist, dass vor allem bei Nebenwerten Kasse gemacht wird. Die schnellen Hände verabschieden sich Hals über Kopf vom Markt und schmeißen ihre Aktien auf den Markt. “Brief” ist im Handel derzeit das häufigste Wort. Ein Beispiel ist Bechstein, ein Liebhaberpapier des gleichnamigen Klavierherstellers aus Berlin. Die seit Monaten um 7 Euro pendelnde Aktie brach unter hohem Volumen jüngst bis auf 6,20 Euro ein. Zwei Adressen haben sich verabschiedet, hieß es im Markt. Über die Gründe darf gerätselt werden. Fakt ist, dass Bechstein operativ gut dasteht. Die am Freitag gezeigten Zahlen per 30. September: aus 3 466 abgesetzten Klavieren und Flügeln wurden 19,29 Mill. Euro Umsatz erzielt und 0,24 Mill. Euro Gewinn gezogen. Angesichts des Börsenwertes von 12 Mill. ist Bechstein sicher kein Schnäppchen. Doch aufgrund des Buchwerts pro Aktie von 8,60 Euro und der hohen Eigenkapitalquote erscheint das Papier gut abgesichert. Die derzeit so viel beschworenen Risiken sind für den klugen Investor hier mehr als überschaubar, unabhängig von Tagesschwankungen am Aktienmarkt.