Hoffen auf das zweite Halbjahr
Von Christina Rathmann, Frankfurt Eines ist ihm besonders wichtig: Es handle sich um eine Fünfjahresstrategie – aber so viel Zeit muss wohl sein, wenn man eine von Mittelabflüssen, mäßiger Performance und stetigen internen Umbauten gebeutelte Gesellschaft flottmachen will. Die Rede ist von der Commerzbank-Tochter Cominvest, an deren Spitze seit Ende vergangenen Jahres Sebastian Klein als Sprecher der Geschäftsführung steht. Er ist in den vergangenen vier Jahren der Dritte an der Spitze der Gesellschaft. Es war eine bewegte Zeit für die Cominvest, deren Vorgängergesellschaft Adig bis 1999 noch eine gemeinsame Tochter von HypoVereinsbank (HVB) und Commerzbank war. Die Zellteilung von vor sieben Jahren, als die Activest an die HVB und die Adig an die Commerzbank ging, schmerzt noch heute: Kunden der HVB, die einst in Adig-Fonds investierten, schichten noch immer Geld um in Produkte der Activest. In Branchenkreisen wird gemunkelt, dass es ein dreistelliger Millionenbetrag ist, der netto im Jahr immer noch aus Cominvest-Fonds abfließt. Langfristige Ziele Dem Neugeschäft wieder ein positives Vorzeichen zu geben ist eine der Hauptaufgaben des neuen Cominvest-Chefs Klein. Zwar steht das globale Fünfjahresziel fest – das in Publikums- und Spezialfonds verwaltete Vermögen soll auf 100 Mrd. Euro verdoppelt werden -, doch auf Absatzziele für das Retailgeschäft in diesem Jahr will sich Klein nicht festlegen lassen. Nur so viel: Das zweite Halbjahr soll besser verlaufen als das erste, und das Gesamtjahr 2006 besser aussehen als das Jahr 2005. “Wichtig ist, dass wir in diesem Jahr den Trend beim Nettomittelaufkommen drehen”, sagt Klein. Wie dringend dies ist, zeigt der Blick in die Branchenstatistik des Fondsverbands BVI: 1,5 Mrd. Euro sind im vergangenen Jahr netto aus den Publikumsfonds der Cominvest abgezogen worden, 740 Mill. Euro waren es bisher in diesem Jahr. Ein positives Nettomittelaufkommen hält Klein im kommenden Jahr wieder für möglich. Fünf Jahre ist es inzwischen her, dass die Cominvest zuletzt ein positives Netto-Neugeschäft mit ihren Publikumsfonds erzielte.Insbesondere im Absatz der Konzernmutter Commerzbank, die auch kräftig Fonds anderer Anbieter vertreibt, sollen die Cominvest-Fonds wieder mehr Gewicht bekommen. Auch den Drittvertrieb will Klein verbreitern. Volksbanken und Sparkassen verkauften bisher erst in sehr geringem Umfang Cominvest-Fonds. Hier hofft Klein auf das große Potenzial neuer Vertriebspartner. Um den Publikumsfonds-Absatz – insbesondere über die Commerzbank – wieder in Gang zu bringen, sollen Flagschiff-Fonds für Kernassetklassen etabliert werden. Vorbild ist der “Fondak”, der in deutsche Standardaktien investiert. Das 56 Jahre alte Produkt ist in den vergangenen zwei Jahren zu neuem Glanz gekommen: Von 900 Mill. Euro Ende 2004 ist er auf 2,4 Mrd. gewachsen. Neben dem marktbedingten Plus trug auch der Vertriebserfolg dazu bei. Allein im ersten halben Jahr dieses Jahres wurden “Fondak”-Anteile für 440 Mill. Euro ausgegeben. In Planung ist nun ein neues Produkt, das europaweit in Aktien investieren soll und ähnlich dem “Fondak” als Flaggschiff positioniert werden soll. Daneben will die Cominvest mit Neuerungen von sich reden machen. Zwei bis drei innovative Fonds im Jahr hatte Klein schon Ende Mai angekündigt, als er die neue Strategie für sein Haus verkündete. Insbesondere die Wertsicherungsreihe sollte fortgesetzt werden. Um solche Produkte bringen zu können, wird Klein aber zunächst die internen Voraussetzungen schaffen müssen: Fünf bis sechs Mitarbeiter sollen als “Think Tank” arbeiten, der weltweite Trends aufspürt und in Produkte umsetzt. Ein Teil dieser Mitarbeiter sei schon im Haus, weitere sollen erst noch von außen hinzukommen, sagt Klein. Institutioneller Lichtblick Das institutionelle Geschäft ist im Neugeschäft der gesamten Sparte derzeit der Hoffnungsschimmer für die Cominvest. Bisher haben Großanleger in diesem Jahr 1 Mrd. Euro zur Cominvest gebracht. Im institutionellen und im Retailgeschäft zusammen will es die Cominvest in diesem Jahr auf einen Absatz von 2 Mrd. Euro bringen. Um dies zu erreichen, wird aber auch bei den institutionellen Kunden das Geschäft im zweiten Halbjahr besser ausfallen müssen als im ersten.