IVG attackiert Reit-Entwurf
Von Christoph Ruhkamp, Düsseldorf Der Chef des größten börsennotierten deutschen Gewerbeimmobilienkonzerns IVG, Wolfhard Leichnitz, fordert Korrekturen am Entwurf der Bundesregierung für das Gesetz zur Einführung von Real Estate Investment Trusts (Reits) in Deutschland. “Nur wenn die noch bestehenden Mängel behoben werden, können Reits ein Erfolg für den hiesigen Kapitalmarkt werden”, sagte Leichnitz der Börsen-Zeitung.Als einen der wichtigsten Mängel des Gesetzentwurfs nennt der Manager die drohende doppelte Besteuerung von Erträgen aus im Ausland gehaltenen Immobilien. Der Hintergrund: Als Ausgleich für die fehlende Besteuerung von Reits auf Unternehmensebene sind die Dividendenausschüttungen auf Ebene der Anleger in vollem Umfang steuerpflichtig.Im Widerspruch zu diesem Konzept unterliegen allerdings auch solche Ausschüttungen des Reit der vollen Besteuerung bei den Aktionären, die auf Ebene der Reit-Dienstleistungsgesellschaften ebenfalls voll besteuert waren, wie etwa der im Ausland erzielte Gewinn oder der Gewinn von Reit-Dienstleistungsgesellschaften. Dadurch sind Investitionen eines Reit in ausländische Immobilien sowie das Halten von Reit-Dienstleistungsgesellschaften steuerlich grundsätzlich unattraktiv. Auch die IVG selbst entspricht wegen der großen Vermögensverwaltungs-Sparte, die durch die Aufstockung beim Spezialfonds-Anbieter Oppenheim Immobilien noch an Gewicht gewinnt, nicht der durch die gesetzlichen Vorgaben für einen Reit vorgesehenen Struktur. Darüber hinaus kritisiert Leichnitz die Haltefrist von zehn Jahren, die ein Immobilieneigentümer eingehalten haben muss, um bei der Übertragung seiner Immobilien auf einen Reit in den Genuss der hälftigen Steuerbefreiung – der sogenannten “Exit Tax” – für die stillen Reserven zu kommen. “Diese Haltefrist sollte unbedingt auf zwei Jahre verringert werden”, sagte Leichnitz. Sonst kämen zu wenige Immobilien für eine Überführung in Reits in Frage. Exit Tax ausweitenDes Weiteren fordert der IVG-Chef, dass die Exit Tax auch für bereits bestehende Immobilien-AGs gelten sollte, die sich in einen Reit umwandeln wollen. Für die IVG selbst sei dies eine unabdingbare Voraussetzung, um die Umwandlung in Erwägung zu ziehen. Auch der Fiskus habe eine Interesse, dass die ersten Reits aufnahmefähige Vehikel sind und damit für möglichst viele Immobilienübertragungen auf Reits und somit Steuereinnahmen aus der Exit Tax sorgen. “Die Entscheidung über eine Umwandlung der IVG in einen Reit werden wir aber ohnehin erst dann treffen, wenn das Gesetz fertig und verabschiedet ist”, sagte Leichnitz. Der Konzern hat allerdings bereits die börsennotierte Tochter IVG Deutschland Immobilien AG als mögliche Hülle für einen künftigen Reit bereitgestellt.Unterdessen treibt Leichnitz den Umbau seines eigenen Konzerns weiter voran. Ziel ist ein klarerer Unternehmensaufbau sowie die Trennung von Randbereichen. Dabei wird unter anderem die Fondstochter Oppenheim Immobilien in die IVG-Sparte Fonds integriert und soll dort das gesamte IVG-Geschäft mit institutionellen Investoren bündeln. Zudem werden zentrale Funktionen der Konzernabteilungen – wie Personal, Rechnungswesen und Controlling – zusammengeführt. Der gesamte An- und Verkauf von Immobilien im In- und Ausland wird in einer Einheit gebündelt. Insgesamt sollen dadurch Synergien von jährlich rund 10 Mill. Euro entstehen.Darüber hinaus will Leichnitz den Immobilienbesitz des Unternehmens in Madrid, Lissabon und Mailand im Wert von 600 Mill. Euro verkaufen. An diesen Standorten habe die IVG nicht die notwendige Größe, um ihr Geschäftsmodell zu verwirklichen. Neben Deutschland werde das Unternehmen vor allem in Paris, London, Brüssel und Helsinki präsent bleiben. In London erwägt IVG den Kauf eines Wolkenkratzers der Swiss Re. Die neue Aufstellung des Unternehmens hat Leichnitz in den vergangenen Monaten auf einer internationalen Roadshow den Investoren erläutert. Der Aktienkurs reagierte auf die Werbetour mit einem erneuten Anstieg. Ergebnis: Die Marktkapitalisierung hat sich innerhalb eines Jahres auf 4 Mrd. Euro verdoppelt.