Von schwarzen Tagen und dunklen Geschäften
Die Börse spricht über Turbulenzen. Crash-artige Kurseinbrüche an den Aktienmärkten haben die Eigenschaft, eine Vielzahl von Kommentaren unterschiedlichster Provenienz auszulösen. Allerdings scheint nicht alles, was da dem Volk geboten wird, gut durchdacht zu sein. So mancher Schnellschuss wird abgegeben, der gewaltig nach hinten losgehen könnte. So stellt sich die Frage, ob sich der Kommentator einer Nachrichtensendung im deutschen Fernsehen einen Gefallen damit getan hat, vor einem Millionenpublikum zum Ausstieg aus Aktien zu raten. Denn zum nächstmöglichen Zeitpunkt für den Ausstieg, am Dienstagmorgen, lag der Dax zeitweise deutlich unter 6 500. Auch wenn unklar ist, ob das Gröbste überstanden ist oder noch weitere Tiefen erreicht werden, ist doch zweifelhaft, dass der Kommentator gut beraten war, diesen Rat zu geben. Bei einem Dax, der nun wieder bei 6 800 Punkten liegt, könnte sich so mancher Anleger, der möglicherweise unter 6 500 ausgestiegen ist, jetzt schwarzärgern. Apropos schwarz: Sehr schnell war man bereit, von einem “Schwarzen Montag” zu sprechen. Auch wenn der Dax mit einem Einbruch um 7 % in der Tat einen schwarzen Tag hatte, sollten die Relationen beachtet werden. Der echte Schwarze Montag war der 19. Oktober 1987. An diesem Tag sackte der Dow Jones um mehr als 22 % ab. Die Börse spricht auch über den gigantischen Milliardenverlust, den ein einzelner Händler bei der Société Générale verursacht haben und der über ein Jahr nicht aufgefallen sein soll. So etwas ist Händlern vollkommen schleierhaft. Das könne schon allein am Handelstisch nicht unbemerkt geblieben sein, wenn jemand wild hin und her bucht, heißt es, schließlich sitzen die Händler direkt nebeneinander. Auch das Backoffice müsse Counterparts checken, und Risikocontroller seien schließlich auch nicht alle blind. Für ein paar Tage könne man vielleicht noch die Offenlegung von Schieflagen vor sich herschieben, aber eben nicht über diesen Zeitraum. Und darüber hinaus handele es sich bei der SocGen auch nicht um irgendeine kleine Klitsche, bei der keine effizienten Überwachungs- und Risikomanagementsysteme installiert sind. So wird hinter vorgehaltener Hand denn auch gemunkelt, dass die aufgeflogenen Verluste einer Einzelperson nur der Deckmantel für ein ganz anderes Übel sein könnten.