Konjunktur

Sonderfaktoren drücken Industrieproduktion

Die deutsche Industrie hat vor allem wegen einiger Sonderfaktoren im Januar überraschend einen Gang zurückgeschaltet. An der grundsätzlichen Aufholbewegung und der Stellung des Sektors als Konjunkturstütze ändert sich daher wohl nichts.

Sonderfaktoren drücken Industrieproduktion

ba Frankfurt

Die deutsche Industrie hat im Januar überraschend einen Gang zurückgeschaltet. Dies liegt allerdings vor allem an einer Reihe von Sonderfaktoren, so dass sich an der grundsätzlichen Aufholbewegung und der Stellung des Sektors als Konjunkturstütze nichts ändern sollte. Für die weiteren Aussichten der Industrie zeigt sich das Bundeswirtschaftsministerium mit Blick auf die jüngsten Stimmungsindikatoren zuversichtlich. Aktueller Beleg sind gleichfalls die gestern vorgelegten Ifo-Produktionserwartungen: Das umfragebasierte Barometer stieg im Februar das dritte Mal in Folge.

Vorerst haben sich mit dem Produktionsrückgang im Januar von 2,5% die Aussichten für die konjunkturelle Entwicklung im ersten Quartal etwas eingetrübt. Ökonomen erwarten, dass die Wirtschaft zum Jahresauftakt ins Minus rutscht, da die Industrie die zu erwartenden Rückschläge im Dienstleistungssektor, der weiter mit dem bis 28. März verlängerten Lockdown zu kämpfen hat, nicht mehr – so wie noch im vierten Quartal 2020 – vollständig kompensieren kann. Der wöchentliche Aktivitätsindex (WAI) der Bundesbank zeigt an, dass die trendbereinigte Wirtschaftsaktivität in den 13 Wochen bis 7. März um 0,9% unter derjenigen der vorhergehenden 13 Wochen lag. Mit zunehmender Impfquote, so prognostizieren Ökonomen, sollte die Wirtschaft ab dem zweiten Quartal auf den Erholungskurs zurückkehren.

Bankvolkswirte hatten erwartet, dass Industrie, Bau und Energieversorger im Januar den neunten Monat in Folge die Fertigung ausweiten, und zwar um 0,2%. Allerdings revidierte das Statistische Bundesamt (Destatis) die Dezemberzahlen kräftig nach oben: Statt einer Stagnation wird nun ein Zuwachs um 1,9% gegenüber November ausgewiesen. Im Vergleich zu Februar 2020, dem letzten Monat vor dem ersten Lockdown, war die Produktion im Januar 4,2% niedriger, der Abstand zu Januar 2020 beträgt –1,0%.

Die Industrie im engeren Sinn stellte 0,5% weniger her, was laut Bundeswirtschaftsministerium vor allem an den Engpässen bei Halbleiter-Produkten in der Autoindustrie lag. Demgegenüber habe der Maschinenbau ein „merkliches Plus“ verzeichnet. Das Minus bei der Bauproduktion von 12,2% führt das Ministerium auch auf die ungünstige Witterung zurück, während Destatis auf Vorzieheffekte wegen der Rücknahme der Mehrwertsteuersenkung zum Jahresende 2020 sowie den starken Anstieg im Dezember um 5,4% verweist. Die Energieerzeugung legte 0,6% zu.