Coronakrise

Spaniens Tourismusbranche setzt auf Impfausweise

Die deutsche Botschaft in Spanien hat eine Kampagne in sozialen Netzwerken unter dem Hashtag „#Volveremos“ gestartet, „Wir kommen wieder“.

Spaniens Tourismusbranche setzt auf Impfausweise

ths Madrid

Die deutsche Botschaft in Spanien hat eine Kampagne in sozialen Netzwerken unter dem Hashtag „#Volveremos“ gestartet, „Wir kommen wieder“. Damit sollen die Menschen in der Tourismusbranche in dem so beliebten Urlaubsland vertröstet werden, zumindest bis zur Sommersaison. Denn Ostern hat man in Spanien schon längst abgeschrieben. „Jetzt dürfen wir auf keinen Fall auch noch das Sommergeschäft verlieren“, warnte der Vizepräsident des Tourismusverbandes Exceltur, José Luis Zoreda, am Donnerstag auf einer Veranstaltung. „Dafür brauchen wir schnellere Impfungen, ein europäisches Gesundheitszertifikat, ein Abkommen mit Märkten wie Großbritannien, eine Verlängerung der Kurzarbeit und direkte Hilfen“, so der Lobbyist.

Spaniens Tourismusministerin Reyes Maroto kündigte auf dem Treffen ein Pilotprojekt für einen Impfausweis an, der dann auf europäischer Ebene eingesetzt werden könnte. In ausgesuchten Touristenorten soll das Verfahren getestet werden. Spanien dringt in Brüssel auf den umstrittenen Impfausweis.

Denn die Lage ist dramatisch. Wegen der Pandemie sank die Zahl der ausländischen Gäste von einem Rekordstand von 83,4 Millionen 2019 im letzten Jahr auf 16 Millionen Menschen. Der Sektor macht rund 12% des Bruttoinlandsproduktes und noch mehr der Beschäftigung aus. Im Februar stieg die Zahl der bei den Arbeitsämtern registrierten Erwerbslosen erstmals seit 2016 wieder auf über 4 Millionen, hauptsächlich wegen der Zwangsschließungen von Gastgewerbe und Einzelhandel in der dritten Welle der Pandemie im Land. Die Corona-Inzidenz ist nach einem großen Anstieg nach Weihnachten in den letzten Wochen wieder stark gefallen auf nun 65 Fälle pro 100000 Einwohner in sieben Tagen, ähnlich wie Deutschland. Einige Regionen wie die Kanaren liegen sogar deutlich besser.

Die Lage am Arbeitsmarkt ist jedoch dramatisch. Im Februar stieg die Zahl der Erwerbstätigen, die in einer besonderen Form der Kurzarbeit waren, auf 900000. Die Hälfte davon entfällt auf den Tourismus und das Gastgewerbe. Rechnet man Selbständige hinzu, die Hilfen beziehen, läge die Arbeitslosenquote bei geschätzt 23% statt der 16,5%, welche die vierteljährliche Erhebung EPA ausweist. Am 31. Mai enden die Sonderregelungen für die Kurzarbeit, die sogenannten ERTE. Daher macht die Branche gerade Druck auf eine Verlängerung.

Nicht nur die Hoteliers und Wirte werfen der spanischen Regierung vor, zu wenig direkte Hilfen für die coronabedingten Ausfälle zur Verfügung gestellt zu haben. Auch die Europäische Zentralbank und die spanische Notenbank fordern mehr Unterstützung. Der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez kündigte vor Tagen ein neues Hilfspaket für Tourismus und Gastgewerbe von 11 Mrd. Euro an. Die Details werden derzeit noch ausgehandelt.

Spaniens Finanzministerin Nadia Calviño wird als zu vorsichtig im Umgang mit Staatsgeldern kritisiert. Sie verweist auf die 120 Mrd. Euro an Krediten des staatlichen ICO-Instituts sowie die hohen Ausgaben für die Kurzarbeit. „Die Arbeitsmarktdaten scheinen zu beweisen, dass die Hilfen nicht ausreichend sind“, bemängelte am Dienstag Joaquín Perez Rey, der Staatssekretär im Arbeitsministerium, das vom kleinen Koalitionspartner der Sozialisten, dem Linksbündnis Unidas Podemos, geführt wird.

Zu Ostern wird auch der nationale Reiseverkehr ausfallen. Am Donnerstag beriet die Zentralregierung mit den Vertretern der 17 Regionen darüber, den innerspanischen Reiseverkehr über die Festtage weiter zu unterbinden. Manche Experten warnen, dass auch nach einer eventuell erfolgreichen Impfkampagne viele Menschen in Europa aus Vorsicht auf Urlaub im Ausland erst einmal verzichten werden. Andere wiederum brennen offenbar nur darauf, endlich wieder an die spanischen Strände reisen zu können, wie ein Boom bei Reisebuchungen vor allem in Großbritannien andeutet.