Folgen der Pandemie

Sparkasse Bremen stockt Risikovorsorge auf

Die Sparkasse Bremen hat sich im Geschäftsjahr 2020 operativ verbessert und auch Erlöse aus dem Verkauf ihrer bisherigen Hauptstelle dazu genutzt, mit Blick auf möglicherweise zunehmende Kreditausfälle infolge der Corona-Pandemie die Risikovorsorge...

Sparkasse Bremen stockt Risikovorsorge auf

ste Hamburg

Die Sparkasse Bremen hat sich im Geschäftsjahr 2020 operativ verbessert und auch Erlöse aus dem Verkauf ihrer bisherigen Hauptstelle dazu genutzt, mit Blick auf möglicherweise zunehmende Kreditausfälle infolge der Corona-Pandemie die Risikovorsorge aufzustocken. Wie das Institut, das mit einer im vergangenen Geschäftsjahr um 9,2% auf 13,25 Mrd. Euro gestiegenen Bilanzsumme zu den 15 größten Sparkassen in Deutschland gehört, bei der Vorstellung vorläufiger Jahreszahlen mitteilte, wurde die Vorsorge im Vorjahresvergleich um gut 42% auf 57,6 Mill. Euro erhöht.

Unternehmen aus Branchen wie Gastronomie, Kultur oder Einzelhandel seien von den coronabedingten Einschränkungen belastet und von Insolvenz bedroht. In Erwartung zunehmender Kreditausfälle infolge der Pandemie in diesem und in den Folgejahren habe man die Vorsorge erhöht, erklärte Vorstandschef Tim Nesemann. Das Kreditportfolio der Sparkasse Bremen sei aber nicht so stark betroffen. Für das Geschäftsjahr 2021 plant das Institut aktuell mit einer Risikovorsorge von rund 30 Mill. Euro.

Die Sparkasse, die zur kleinen Gruppe der freien, privatwirtschaftlich aufgestellten Sparkassen in Deutschland gehört, berichtete über eine weiterhin positive Entwicklung im Kundenkreditgeschäft, die vor allem durch die Immobilienfinanzierung mit Schwerpunkt im gewerblichen Bereich getrieben worden sei. Der Kundenkreditbestand legte den Angaben zufolge im Berichtsjahr um 5,6% auf gut 10,2 Mrd. Euro zu, während sich das Einlagenvolumen des Instituts, das bislang auf eine Berechnung von Negativzinsen bei Privatkunden verzichtet, um knapp 9% auf rund 9,6 Mrd. Euro erhöhte.

Als wichtigste Ertragsquelle stieg der Zinsüberschuss um 16,2% auf 206,7 Mill. Euro. Im Jahr zuvor sei der Zinsüberschuss von einem deutlich höheren Aufwand für Zinssicherungsgeschäfte von etwa 30 Mill. Euro beeinflusst worden, erklärte Nesemann die Steigerung. Für 2021 geht die Sparkasse Bremen infolge der andauernden Null- und Negativzinslandschaft von einem um etwa 10 Mill. Euro geringeren Zinsüberschuss aus.

Da im Berichtsjahr zugleich die Aufwendungen um 4,9% auf 295,3 Mill. Euro schrumpften – die Beschäftigtenzahl ging auf 1139 (i.V. 1187) Mitarbeiter zurück –, legte das Be­triebsergebnis vor Bewertung auf 0,84 (0,81)% der Durchschnittsbilanzsumme zu. Im laufenden Jahr soll es in Erwartung einer weiter ansteigenden Bilanzsumme in etwa stabil bleiben. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis der Sparkasse Bremen habe sich 2020 gemäß Systematik der Sparkassengruppe auf 61,4 (66,2)% verbessert, so Nesemann.

Wie der Sparkassenchef weiter erläuterte, prägte der Erlös aus dem Verkauf des bisherigen Hauptstellenareals an eine Investorenfamilie das mit 27,4 Mill. Euro bezifferte außerordentliche Ergebnis im Geschäftsjahr 2020. Den Verkaufspreis nannte Nesemann mit Verweis auf eine Schweigevereinbarung nicht. Der Erlös aus dem Verkauf sei höher als der Buchwert des Areals gewesen. Für das Jahr 2019 hatte die Sparkasse Bremen ein deutlich höheres außerordentliches Ergebnis von knapp 212 Mill. Euro ausgewiesen – eine Folge des Verkaufs eines 50-prozentigen Anteils an der Wohnungsbaugesellschaft Brebau an die Stadt Bremen. Dieses Ergebnis hatte das Institut unter anderem dazu genutzt, bilanzielle Risiken für die Zukunft wie Pensionsrisiken abzudecken. Im November vorigen Jahres bezog die Sparkasse ihre neue Zentrale an der Bremer Universität. In den neuen Standort, ein inklusive IT vollständig neu ausgestattetes, fünfgeschossiges Verwaltungsgebäude, das 600 Beschäftigten Platz bieten soll, investierte das Institut knapp 80 Mill. Euro.

Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit inklusive des außerordentlichen Ergebnisses sank im Berichtsjahr auf 42 (90) Mill. Euro, der Jahresüberschuss auf 21 (34) Mill. Euro. Sparkassenchef Nese­mann sprach von einem „soliden“ Ergebnis, mit dem man „ganz zufrieden“ sei. Die Investitionen aus den Vorjahren, vor allem in die Digitalisierung, den Wandel vom Produktanbieter zum Finanzvermittler sowie in die Neuausrichtung der Filialstruktur, begännen sich auszuzahlen. Um sich für den Wettbewerb mit neuen Anbietern von Finanzdienstleistungen wie IT-Konzernen und Start-up-Firmen zu wappnen, hat die Sparkasse Bremen 2020 einen neuen Chief Digital Officer in den Vorstand berufen. Neben räumlichen seien auch organisatorische Veränderungen – etwa eine Abkehr von hierarchischen Strukturen – erforderlich, so Nesemann.

Sparkasse Bremen
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro2020 12019
Zinsüberschuss207178
Provisionsüberschuss7268
Gesamte Erträge287263
Gesamter Aufwand205216
Risikovorsorge– 58– 41
Zuführungen zum Fonds für allgemeine Bankrisiken– 10– 128
Außerordentl. Ergebnis 27212
Steuern– 20– 56
Jahresüberschuss2134
Aufwand-Ertrag-Rel. (%)71,582,1
Bilanzsumme13 24912 134
Kundenkredite10 2219 679
Kundeneinlagen9 5848 794
Kernkapitalquote 2 (%)12,410,9
Beschäftigtenzahl1 1391 187
1) vorläufig; 2) unter Berücksichtigung der geplan-ten Gewinnverwendung und Zuführung zu den Re-serven für das aktuelle Jahr Börsen-Zeitung