Klima

Staatsfonds-Chef sorgt sich um Nachhaltig­keits­blase

Nicolai Tangen hat viel aufgegeben, um seinen Traum zu erfüllen. Den Sturm der Entrüstung, den die Nominierung des Hedgefondsbosses zum Chef des norwegischen Staatsfonds vor fast einem Jahr entfacht hatte, beruhigte Tangen, indem er sich von seiner...

Staatsfonds-Chef sorgt sich um Nachhaltig­keits­blase

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– Nicolai Tangen hat viel aufgegeben, um seinen Traum zu erfüllen. Den Sturm der Entrüstung, den die Nominierung des Hedgefondsbosses zum Chef des norwegischen Staatsfonds vor fast einem Jahr entfacht hatte, beruhigte Tangen, indem er sich von seiner AKO Capital trennte und sich verpflichtete, sein Vermögen in wenig rentierlichen Bankeinlagen anzulegen. Ein halbes Jahr ist Tangen nun in Amt und Würden, und die Wogen sind längst geglättet.

Der Norweger hatte AKO Capital 2005 gegründet. Der in London an­sässige Hedgefonds mit 70 Mitarbeitern verwaltet gut 16 Mrd. Dollar von Universitäten, Stiftungen und Family Offices. Um seine Kritiker, die etwaige Interessenkonflikte und intransparente Umstände seiner Berufung beklagten, zu besänftigen, kappte der 54-Jährige die Verbindungen zu der Investmentfirma und übertrug sie an die AKO Foundation. Die Stiftung hatte er 2013 ins Leben gerufen, um Kunst, Bildungs- und Klimaprojekte zu fördern.

Nun hat Tangen, wie er sagt, nicht nur seinen Traumjob ergattert, sondern seinen Traum verwirklicht. An der Spitze von Norges Bank Investment Management (NBIM), jener Abteilung der Zentralbank Norges Bank, die den 1,1 Bill. Euro schweren Staatsfonds verwaltet, nimmt Tangen Einfluss auf theoretisch 9200 Un­ternehmen, in die der Staatsfonds investiert ist. Die Norweger besitzen etwa 1,5% der Aktien weltweit.

Tangen hat gerade in den vergangenen Wochen deutlich gemacht, sich noch stärker einmischen zu wollen. Er gibt sich als Vorkämpfer für Nachhaltigkeit, redet Firmenmanagern und -kontrolleuren ins Gewissen, den Frauenanteil in Aufsichtsräten zu erhöhen, mehr für Umweltschutz und gute Unternehmensführung zu tun. Im eigenen Portfolio mistet der Staatsfonds Firmen aus, die ethischen Standards nicht genügen. So teilte er diese Woche mit, sich im vergangenen Jahr fast 50 Gesellschaften entledigt zu haben, die unter anderem Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung mitzuverantworten hätten bzw. hohe Nachhaltigkeitsrisiken erkennen ließen.

Ganz geheuer ist Tangen der aktuelle Boom nachhaltiger Anlagen allerdings nicht. Aktien und Anleihen mit grünem Anstrich könnten kurzfristig eine Korrektur erfahren, hätten aber längerfristig erhebliches Po­tenzial, sagte er dieser Tage Bloomberg zufolge. Es bestünden durchaus Parallelen zwischen den nachhaltigen Assets derzeit und Technologiewerten kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000. „Überhöhte Preise in Teilen des Marktes sind eine Sache, über die ich mir Sorgen mache“, gab Tangen demnach ebenso zu Protokoll wie die Auskunft, dass Letzteres quasi Teil seiner DNA sei. „Ich bin immer besorgt, das ist mein zweiter Vorname“, erklärte er bei anderer Gelegenheit mit Blick auf eine mögliche Blasenbildung an den Aktienmärkten.