Deutsche Börse

Starkes Vorjahr als Hypothek

Auf den ersten Blick mag der zurückhaltende Ausblick der Deutschen Börse verwundern. In einem Umfeld, in dem der Aktienhandel, angetrieben vom Retail-Publikum, boomt, stimmt der Marktbetreiber die Investoren für das erste Quartal auf im...

Starkes Vorjahr als Hypothek

Auf den ersten Blick mag der zurückhaltende Ausblick der Deutschen Börse verwundern. In einem Umfeld, in dem der Aktienhandel, angetrieben vom Retail-Publikum, boomt, stimmt der Marktbetreiber die Investoren für das erste Quartal auf im Vorjahresvergleich rückläufige Geschäftszahlen ein. Doch die Zurückhaltung ist erklärbar. Das Unternehmen partizipiert zwar am Retail-Aufschwung, sein Kassamarktgeschäft, zu dem auch der weitgehend institutionelle Xetra-Handel zählt, macht jedoch nur rund 10% des Konzernerlöses aus. Vor allem aber hängt die Latte für die ersten drei Monate hoch, weil der Corona-Crash 2020 für rekordhohe Handelsumsätze und Ergebnisse gesorgt hat.

Für die Mittelfristziele des Unternehmens, seine Erlöse und Ergebnisse in den Jahren 2021 bis 2023 durchschnittlich um 10% p.a. zu steigern, bedeutet das starke Vorjahr eine Hypothek. Es wird eine große Herausforderung sein, sie zu erreichen. Die Deutsche Börse baut u. a. auf strukturelle Faktoren, darunter die zunehmende Verlagerung außerbörslichen Handels auf börsliche Plattformen, das sehr hohe Wachstum passiver Investments und das Clearing außerbörslicher Zinsderivate. Zudem besteht die Aussicht, von zyklischen Faktoren, die derzeit in Form niedriger Zinsen und gesunkener Volatilität das Geschäft dämpfen, auch wieder Rückenwind zu erhalten. Wenn sich die Konjunktur erholt, steigt der Energiebedarf der Wirtschaft, so dass die Strombörse EEX wieder zu einem Wachstumszugpferd werden kann. Nicht zuletzt werden Akquisitionen für einen Schub sorgen, so die erst zum 30. September 2020 übernommene Fondscenter AG der UBS und der Erwerb des 80-%-Anteils an der Institutional Shareholder Services, der im März oder im April abgeschlossen werden soll.

Um das Ziel zu erreichen, 5 Prozentpunkte des bis 2023 geplanten Erlöswachstums von 10% durch Akquisitionen zu generieren, muss die Deutsche Börse jedoch auf der M&A-Seite noch etwas tun. Auch das ist eine große Herausforderung – mit ungewissem Ausgang. Denn die Preise für die immer knapper werdenden Finanzmarkt-Assets gehen durch die Decke. In einer Zeit überbordender Liquidität und boomender Börsen haben Eigentümer von Finanzmarkt-Assets, darunter diejenigen der zum Verkauf stehenden Fonds-Service-Plattformen Allfunds und Mutual Funds Exchange, die Möglichkeit, den Exit über die Börse zu Preisen zu vollziehen, die für Interessenten wie die Deutsche Börse prohibitiv hoch sind.