Angeschlagener Pharmariese

Bayer startet mit Ergebniseinbruch ins Jahr

Die von Bayer befürchtete Normalisierung der Glyphosatpreise geht schneller vonstatten als erwartet. Das gefährdet die Prognose für 2023. Die Aktie brach in der Spitze um fast 8% ein.

Bayer startet mit Ergebniseinbruch ins Jahr

Bayer leidet unter schnellem Preisverfall für Glyphosat

Pharmasparte unter Druck – Prognose zurechtgerückt – Aktie größter Verlierer im Dax

ab/ck Düsseldorf/Frankfurt

Bayer ist der Start in den neuen Turnus misslungen. Neben der „beschleunigten Normalisierung“ der Preise für glyphosatbasierte Pflanzenschutzprodukte musste auch die Pharmasparte sichtlich Federn lassen, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) gab im Konzern um 15% auf 4,5 Mrd. Euro nach. Sondereinflüsse von -431 Mill. Euro – darunter Wertkorrekturen von 278 Mill. Euro auf das Glyphosatgeschäft – drückten das Konzernergebnis letztlich um ein Drittel auf 2,2 Mrd. Euro.

Wenngleich Bayer den Preisverfall bei den Breitbandherbiziden einkalkuliert hatte, scheint die Geschwindigkeit nun doch zu überraschen. Im Wesentlichen aufgrund der Marktpreiserwartungen für diese Produkte gerät die Ergebnisprognose ins Wanken. Der Pflanzenschutzsparte wird im laufenden Turnus nur noch ein Wachstum um 1,5 (zuvor: 2 bis 3)% zugetraut. Zugleich wird die Marge neuerdings bei etwa 25 (25 bis 26)% verortet.

“Insgesamt rechnen wir mit einer Zielerreichung im unteren Korridor unserer Prognose”, wird der Ende des Monats scheidende Vorstandschef Werner Baumann zitiert. Für 2023 hatte Bayer für den Konzern ein bereinigtes Ebitda von 12,5 bis 13 Mrd. Euro in Aussicht gestellt, nachdem im Vorjahr operativ noch 13,5 Mrd. Euro verdient worden waren. Das kam an der Börse nicht gut an. Die Aktie brach in der Spitze um fast 8% ein.

Zwar konnten die Leverkusener den Umsatz mit 14,4 Mrd. Euro weitgehend auf Vorjahresniveau behaupten, im Ergebnis machte sich jedoch auch die Inflation negativ bemerkbar. So gab das operative Ergebnis in der Pflanzenschutzsparte um 11% nach, im Pharmageschäft verringerte sich das bereinigte Ebitda sogar um ein Fünftel. Ursächlich dafür waren der deutliche Umsatzrückgang mit dem Thrombosehemmer Xarelto, höhere Investitionen in Forschung sowie der anhaltende Inflationsdruck auf der Beschaffungsseite. Die kleinste Sparte, Consumer Health, kam mit einem Rückgang um 2,3% glimpflich davon.

Der freie Cashflow fiel mit -4,1 Mrd. Euro spürbar negativ aus. Darin enthalten waren Auszahlungen für Rechtsvergleiche im Umfang von 1,5 Mrd. Euro. Dadurch erhöhte sich die Nettoverschuldung auf 36 Mrd. Euro.

Der Aktienkurs brach zeitweise um fast 8% ein und beendete den Xetra-Handel mit einem Verlust von 7,5%. Damit war das Papier das Schlusslicht im Dax, der um 0,4% auf 15.833 Punkte nachgab. Auf ein positives Marktecho mit ihren Zahlen stieß unter anderem die Merck KGaA. Zwar setzten der Rückgang der Corona-Erlöse und die anhaltende Schwäche im Absatz von Flüssigkristallen für Bildschirme dem Konzern zum Jahresauftakt zu, das bereinigte operative Ergebnis ging aber nicht so deutlich zurück wie Analysten erwartet hatten.

Der Dollar wurde von chinesischen Inflationsdaten gestützt, die Sorgen über die Konjunktur im Land schürten. Die Jahresveränderungsrate der Verbraucherpreise sank im April auf nur noch 0,1% nach 0,7%, die Erzeugerpreise waren 3,6% niedriger als vor Jahresfrist. Der Euro gab um 0,6% auf 1,0916 Dollar nach.

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