Boom am US-Jobmarkt geht trotz höherer Leitzinsen weiter
In der US-Wirtschaft sind im September weitaus mehr Stellen geschaffen worden als erwartet. Es kamen 336.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft hinzu, wie aus dem am Freitag vorgelegten Arbeitsmarktbericht der Regierung hervorgeht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich einen Zuwachs von 170.000 erwartet. Zugleich wurde der Wert für den Jobaufbau im August nach oben revidiert - und zwar auf 227.000 von ursprünglich gemeldeten 187.000 Stellen.
Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote verharrte im September auf dem Vormonatswert von 3,8%. Experten hatten einen Rückgang auf 3,7% erwartet. Die Arbeitslosenquote liegt bereits seit Anfang 2022 unter der Marke von 4,0 Prozent und damit auf sehr niedrigem Niveau.
Die US-Zentralbank Fed bekämpft die hohe Inflation mit einer straffen geldpolitischen Linie. Sie will zugleich den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abkühlen, ohne jedoch den Wirtschaftsmotor abzuwürgen. Nach teils kräftigen Zinserhöhungen beließ die Fed den geldpolitischen Schlüsselsatz jüngst in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Sie muss nach Ansicht der Währungshüterin Mary Daly die Leitzinsen womöglich nicht weiter erhöhen. Angesichts der restriktiven Geldpolitik, der großen Fortschritte auf dem Weg zu einer Inflationsrate von zwei Prozent und des jüngsten Anstiegs der Renditen von US-Staatsanleihen sei eine Zinspause möglich, sagte die Chefin des Fed-Bezirks San Francisco jüngst.
Dax stürzt ab
Auf breiter Front machten die zuletzt nach oben strebenden Aktienmärkte vor dem aktuellen Hintergrund wieder kehrt und die Kurse gaben nach. Der Dax stürzte nach der Bekanntgabe der neuen Jobdaten um rund 100 Punkte regelrecht ab.
"Der Arbeitsmarktbericht hat erneut positiv überrascht und die Situation ist weiterhin als robust zu bezeichnen", urteilt der Ökonom Ralf Umlauf von der Helaba. Die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes habe schon Fed-Vertreter verwundert und berge mittelfristig Inflationsrisiken, zumal auch die Lohnsteigerungen ansehnlich geblieben seien, selbst wenn die Arbeitslosenquote bei 3,8% verharrt. "Die Zinserhöhungserwartungen der Marktteilnehmer werden forciert."
Börsen geschockt
Und das, ergänzt Thomas Altmann von QC Partners "schockt die Börsen". So viele neue Stellen in einem Monat seien seit Januar nicht mehr geschaffen worden. Dass die Werte für die beiden Vormonate nach oben korrigiert seien, mache den heutigen Bericht noch beeindruckender. Dass sich das Lohnwachstum weiter abschwächt, sei nur ein kleiner Trost. Dass die Löhne so langsam steigen wie zuletzt Mitte 2021 gebe aber zumindest Hoffnung, dass die Fed die gefürchtete Preis-Lohn-Spirale verhindern könne. "Allerdings ist die Fed bei ihrem eigentlichen Kernziel, den heißen Arbeitsmarkt abzukühlen, nicht wirklich vorangekommen. Optimisten mögen jetzt argumentieren, dass die Zinserhöhungen erst zeitverzögert wirken. Pessimisten preisen jetzt mindestens eine weitere Zinserhöhung ein."
Tatsache sei, so Bastian Hepperle von Hauck Aufhäuser Lampe, dass sich die Beschäftigungsdynamik aus Sicht der US-Notenbank Fed noch nicht ausreichend abgeschwächt habe, weshalb eine Leitzinserhöhung "weiterhin in der Luft liegt."