Deutsche Banken bei Eigenkapitalrendite global abgehängt
Deutsche Banken abgehängt
McKinsey-Studie zeigt: Finanzmittel fließen zunehmend Nichtbanken zu
phh Frankfurt
Auch die Zinswende konnte die klaffende Renditelücke zwischen deutschen Banken zu ihren globalen Wettbewerbern nicht schließen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung McKinsey, der zufolge deutsche Banken ihre Eigenkapitalrendite in diesem Jahr im Schnitt zwar voraussichtlich auf 5,4% verbessern werden. Von der europäischen Benchmark (7%) sind deutsche Banken damit aber ein gutes Stück entfernt, geschweige denn von der globalen, die bei 13% liegt.
Bewertungslücke der Banken bleibt bestehen
Besser dürfte es schwerlich werden, der Großteil des Renditezuwachses deutscher Banken kam über die Zinsmarge, die laut McKinsey in diesem Jahr in Deutschland ihren vorläufigen Höhepunkt erreichen und im Schnitt bei 66 Basispunkten liegen dürfte. Doch schon ab dem kommenden Jahr könnten die Margen bis 2026 wieder auf 56 Basispunkte zurückgehen. So bleibt die Bewertungslücke am Kapitalmarkt zu Nichtbanken im Finanzsektor weiter bestehen. Das durchschnittliche Kurs-Buch-Verhältnis der Banken ist der Studie zufolge seit der Finanzkrise auch im Jahr 2022 mit 0,9 konstant niedrig. „Banken werden im Schnitt 70% niedriger bewertet als Unternehmen in anderen Branchen, während Finanzspezialisten wie Börsen, Assetmanager oder Payment-Anbieter im Durchschnitt liegen“, lässt sich McKinsey-Partner Reinhard Höll zitieren. Das Wachstum in der Finanzbranche findet damit vor allem außerhalb der traditionellen Banken statt.
Nichtbanken im Bankgeschäft
Die Studie verdeutlicht zudem, dass immer mehr Nichtbanken ins Bankgeschäft drängen und dieses teilweise deutlich profitabler betreiben als traditionelle Banken. Nur noch in etwa jeder vierte Euro (23%) landet noch in Bankbilanzen, sowohl in den USA als auch in Europa. Zwischen 2015 und 2022 gingen mehr als 70% der weltweiten Nettofinanzmittelzuflüsse nicht in die Bankbilanzen. Stattdessen wenden sich Investoren und Kunden stärker neuen Anbietern wie beispielsweise Payment-Spezialisten, Brokern, Fintechs oder bankenunabhängigen Wealth- und Assetmanagern zu.
Im Zahlungsverkehr hätten die Spezialisten ihren Marktanteil gegenüber klassischen Banken über die Jahre auf 55% ausgebaut. Im Kapitalmarktgeschäft kämen spezialisierte Boutiquen bei Eigenkapitaltransaktionen auf 59% Marktanteil, und auch im Wealth- und Assetmanagement hätten unabhängige Anbieter ihre Marktanteile bei den verwalteten Vermögen auf 81% ausgebaut, so McKinsey. Die Schere zwischen den profitabelsten und unprofitabelsten Finanzinstituten geht dabei allerdings sehr weit auseinander.