Kapitalbildung

Deutschland fällt bei der Vermögensbildung zurück

Die Inflation frisst das Vermögen der Sparer. Deutschland rutscht im Vermögensranking ab, zeigt eine Studie von Allianz. Doch Deutsche haben ihre Liebe zu Wertpapieren entdeckt.

Deutschland fällt bei der Vermögensbildung zurück

Deutschland fällt bei der Vermögensbildung zurück

Allianz spricht von "Jahr des Schreckens" – Neue Liebe zu Wertpapieren hält aber

wbr Frankfurt

Die privaten Haushalte haben weltweit 2022 beim Geldvermögen so viel verloren wie seit der globalen Finanzkrise 2008 nicht mehr. Das Geldvermögen schrumpfte in den knapp 60 untersuchten Ländern um 2,7% auf 233 Bill. Euro, wie die Allianz in ihrem jährlichen "Global Wealth Report" berichtete.

Die Ursachen für die negative Entwicklung liegen in der Inflation, dem Zinsanstieg sowie im Ukraine-Krieg. "2022 war für die Sparer ein Jahr des Schreckens", sagte Allianz-Chefvolkswirt Ludovic Subran am Dienstag bei der Präsentation der Studie.

Die Untersuchung zeigt regionale Unterschiede. Am stärksten war der Rückgang in Nordamerika mit −6,2%, gefolgt von Westeuropa mit −4,8%. Asien hingegen verzeichnete mit Ausnahme Japans noch relativ starke Wachstumsraten beim Geldvermögen.

Inflation frisst Vermögen deutscher Sparer

Die privaten Haushalte in Deutschland mussten 2022 beim Geldvermögen ein Minus von 4,9% hinnehmen. Das war sogar mehr als im Jahr der Finanzkrise, als die Vermögen um 4,5% fielen. Maßgeblich für den Rückgang war der Verlust in der Anlageklasse der Versicherungen und Pensionsfonds von 12,9%.

Die Allianz ermittelte zudem, dass beim Netto­geldvermögen nach Abzug von Schulden pro Kopf Deutschland in der Rangliste der 20 reichsten Lander um einen Platz auf Platz 19 zurückfiel. Während Spitzenreiter USA ein Pro-Kopf-Vermögen von rund 250.000 Euro aufweist, fiel der Wert in Deutschland auf 63.540 Euro.

Die Verwerfungen an den Kapitalmärkten, die 2022 den Vermögensverlust einbrachten, sind aus Sicht der Allianz nicht das größte Problem. "Der wahre Feind der Sparer ist die Inflation", sagte Subran. Die Inflation habe zwei Drittel der Vermögenszuwächse seit 2019 "ausradiert".

Von einem Zuwachs von nominal 19% seien real nur 6,6% übrig geblieben. Vor allem in Deutschland stünden die privaten Haushalte wegen der Preissteigerungen noch schlechter da als 2019. Das reale Geldvermögen sei in Deutschland um 2,2% zurückgegangen.

Deutsche ändern Sparverhalten

Trotz der widrigen Bedingungen halte die neue Liebe der Deutschen zu Wertpapieren an, so die Allianz. Sie seien in der Pandemie zu Kapitalmarktfans geworden und auch im vergangenen Jahr dabei geblieben. Anders als Sparer beispielsweise in Italien und Frankreich. Das Bild des konservativen Sparers müsse korrigiert werden.

Für 2023 rechnet die Allianz mit einer Rückkehr zu positiven Raten weltweit und einem Plus von rund 6%. Auch Deutschland werde zu einem positiven Wachstum beim Vermögen zurückkehren, allerdings nur einen Zuwachs von 3% erzielen.

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