Europas Banken schlagen sich im Stresstest wacker
Europas Banken schlagen sich im Stresstest wacker
Deutsche Institute schneiden schwächer ab – Aufsicht und Branche zufrieden
fir/sto Frankfurt
Weder himmelhoch jauchzend noch zu Tode betrübt: Die Stresstest-Ergebnisse stimmen Europas Banken zufrieden.
Aufseher und Finanzbranche zeigen sich im Großen und Ganzen zufrieden mit den am Freitagabend veröffentlichten Ergebnissen des Stresstests von europäischer Bankenregulierungsbehörde EBA und Europäischer Zentralbank (EZB). Die harte Kernkapitalquote (CET1) der im Negativszenario von der EBA getesteten Banken würde im Zeitraum 2023 bis 2025 im Schnitt um 4,6 Prozentpunkte von 15,0% auf 10,4% schrumpfen. Dabei habe es sich mit Blick auf den simulierten Wirtschaftseinbruch von 6% um das härteste Szenario gehandelt, das jemals in einem EU-weiten Stresstest ersonnen wurde. 2021 war ein BIP-Rückgang von 3,6% angenommen worden.
Finanzaufsicht BaFin und Deutsche Bundesbank bezeichneten die deutschen Institute auch im besonders harten Krisenszenario als “robust”. Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch sprach von einer positiven Botschaft, warnte jedoch vor zu viel Selbstzufriedenheit. Die Aufsicht müsse sehr wachsam bleiben.
Denn der Test zeige auch, dass hiesige Banken gestresster waren als ihre europäischen Wettbewerber, ihre harte Kernkapitalquote im Schnitt also etwas stärker gesunken wäre. Auch nach Ansicht der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) erwiesen sich die deutschen Banken als widerstandsfähig und “behaupteten eine gute Kapitalposition in einem strengen Stressszenario”. Weniger erbaut zeigte sich der Dachverband vom Vorgehen der EZB. Die Ergebnisse vieler europäischer Banken seien durch Verschärfungen im späteren Verlauf des Tests verschlechtert und Kapitalverluste so ausgeweitet worden.
Als Schlusslicht mit nur 7% Kernkapitalquote schloss die DZ Bank den Stresstest ab. Zur Begründung verwies das genossenschaftliche Zentralinstitut auf zeitversetzte Rechnungslegungsänderungen für Versicherer-Töchter von Banken, dies herausgerechnet, wären 9% erreicht worden.
Die Umstellung bei der Bilanzierung von Versicherer-Töchtern von Banken erfolgte zeitversetzt 2022 für die Aktivseite (IFRS 9) und erst 2023 für die Passivseite (IFRS 17). Davon ist bei der DZ Bank die Tochter R+V betroffen.
Die Deutsche Bank, die im Stresstest 2021 noch mit einer um sechs Prozentpunkte auf 7,6% unter das aufsichtliche Minimum geschrumpften harten Kernkapitalquote im Negativszenario am schlechtesten abschnitt, steht diesmal mit einem Kapitalverzehr um 529 Basispunkte auf 8,1% etwas besser da. Die harte Kernkapitalquote der Commerzbank wiederum gab um 464 Basispunkte auf 9,5% nach. Angaben wie diese waren bereits vor gut zwei Wochen durchgesickert.
In einer moderaten Basis- und einer harten Negativsimulation wurde diesmal basierend auf den Bankdaten von Ende 2022 berechnet, wie sich verschiedene makroökonomische und finanzielle Schocks in den drei Jahren 2023 bis 2025 auf Faktoren wie Kapitalpuffer, Zinserträge und Gewinn auswirken.
Ungeachtet der harten Annahmen kommen die Institute diesmal in puncto Kapitalverzehr besser weg, da ihre Ausgangslage günstiger war. Vor allem die wachsenden Zinsüberschüsse im Zuge der geldpolitischen Wende vor einem Jahr und verbesserte Assetqualität haben der EZB zufolge dafür gesorgt, dass die Zahlen Ende 2022 besser ausfielen als zwei Jahre zuvor.