Fondshäuser und Börsenbetreiber im Duell um Börsenticker
Zweikampf um
europäischen Börsenticker
Fondshäuser und Börsenbetreiber duellieren sich um Zuschlag für EU-weites Projekt
rec Brüssel
rec Brüssel
Deutsche Fondshäuser steigen in das Duell um einen europäischen Börsenticker nach amerikanischem Vorbild ein. Führende Adressen wie Allianz Global Investors, Deka, DWS und Union Investment haben sich einer Initiative von Banken und Vermögensverwaltern aus Frankreich angeschlossen. Gemeinsam fordern sie Europas Börsenbetreiber heraus, die ein Joint Venture zum Aufbau eines zentrales Börsentickers in der EU lanciert haben.
Anders als in den Vereinigten Staaten gibt es in der EU bislang keinen einheitlichen Börsenticker mit Echtzeitdaten zu Preisen, Kursen und Handelsumfängen. Das gilt als ein Grund, warum Europas Finanzmärkte hinter den USA zurückfallen – etwa mit Blick darauf, wie rege an den Börsen gehandelt wird (siehe Grafik). Deshalb soll auch in der EU ein zentraler Ticker kommen, in Fachkreisen Consolidated Tape genannt.

Die EU-Kommission verknüpft damit große Hoffnungen, Europas zerklüftete Kapitalmärkte stärker zu einer Kapitalmarktunion zusammenzuführen. Derzeit sind die finalen Verhandlungen mit EU-Staaten und Europaparlament im Gange. Danuta Hübner, zuständige Abgeordnete der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP), sagt: „Ein einheitliches Consolidated Tape für alle Anlageklassen – in Echtzeit für den vorbörslichen Handel, für Aktien und ETFs – wird EU-Märkte für europäische und internationale Anleger erheblich attraktiver machen, seien es professionelle oder Kleinanleger.“
Tatsächlich sehnen sich vor allem professionelle Kapitalanleger nach dem geplanten Börsenticker. Sie wetteifern nun mit Börsenbetreibern um den Zuschlag – um sich von einzelnen Handelsplätzen zu lösen, aber auch aus Misstrauen. Denn in Kreisen der Fondsanbieter hält man den Vorstoß der Börsenbetreiber für eine „Nebelkerze“, wie ein Insider lästert. Der Grund: Sie schlagen eine abgespeckte Version vor, ohne Echtzeitdaten im vorbörslichen Handel. Ansonsten wären Kleinanleger gegenüber Profis benachteiligt, so ihr Argument.
In Reihen von Banken, Vermögensverwaltern und Fondshäusern hält man dieses Argument für vorgeschoben. Die Börsenbetreiber fürchteten bloß um Marktanteile. Die Konkurrenten bündeln deshalb ihrerseits die Kräfte und halten mit einer eigenen Initiative dagegen. Diese Phalanx erhält nun Zuwachs, weil sich etliche Fondshäuser anschließen – unter anderem aus Deutschland. Sie setzen sich für einen umfassenderen Börsenticker für Aktien und Indexfonds (ETFs) ein, auch im vorbörslichen Handel. Sie kontern damit ein Joint Venture von mehr als einem Dutzend Börsenbetreibern, dem sich auch die Deutsche Börse angeschlossen hat.
Ein einheitliches Consolidated Tape für alle Anlageklassen wird die EU-Märkte erheblich attraktiver machen
Danuta Hübner