Kampf um die Software AG
Finanzinvestoren
Kampf um die Software AG
Von Christoph Ruhkamp
Die Umstände des Kampfs zweier Private-Equity-Firmen um die Software AG sind ungewöhnlich und lassen den Vorstand schwach erscheinen.
Ein Wettbieten der Finanzinvestoren hat es mindestens schon zweimal in Deutschland gegeben: beim Generikahersteller Stada und beim Tierfutterversender Zooplus. Beide Male hat sich das Bieter-Duell für die Aktionäre gelohnt. Jetzt zeichnet sich erneut eine ähnliche Konstellation ab. Bei der Software AG in Darmstadt tritt der US-Finanzinvestor Bain Capital mit seiner Software-Portfoliofirma Rocket Software als zweiter Bieter gegen den Tech-Investor Silver Lake an, der seit der Zeichnung einer Wandelanleihe im vorigen Jahr den Aufsichtsrat der Software AG führt und sich nun mit Hilfe der Stiftung des Gründers Peter Schnell den Zugriff auf 25% und am Markt zusätzlich 5% der Aktien gesichert hat.
Das Ungewöhnliche an dem Vorgang: Rocket Software beziehungsweise deren Mehrheitseigentümer Bain hat nicht wie früher üblich einfach eine höhere Offerte in Aussicht gestellt als die von Silver Lake gebotenen 30 Euro, die einem Aufschlag von fast 50% entsprachen. Jetzt steht der Kurs bereits bei 33 Euro. Vielmehr hat Rocket sofort nach dem Vertrag von Silver Lake mit der Stiftung, der am 21. April noch schnell am späten Abend bekannt gemacht wurde, in der darauffolgenden Woche zwischen dem 24. April und dem 28. April Aktien am Markt gekauft und dann am 29. April Zugriff auf 10% gemeldet. Das gab es so noch nie in Deutschland. Die Amerikaner unterstreichen damit, wie ernst sie es meinen. Andererseits haben sie bisher nicht öffentlich erklärt, was sie eigentlich vorhaben.
Finanzkreisen zufolge hatte Rocket schon vor dem Vertrag von Silver Lake mit der Stiftung den Vorstand der Software AG angesprochen, mit dem Ziel einer Übernahme, wurde aber ignoriert. Kein Wunder: Unter dem strategischen US-Eigentümer würde der deutsche Vorstand wohl nicht an der Spitze bleiben. Als Silver Lake davon erfuhr, wurde dem Vernehmen nach eilends der Vertrag mit der Stiftung gemacht. CEO Sanjay Brahmawar wirkt dabei insofern unprofessionell, als er nicht die Interessen aller Aktionäre gleichermaßen wahrt. Dann hätte er einen Verkaufsprozess in die Wege geleitet, der den Preis maximiert, anstatt – wie es erscheint – nur dem Wunsch des Aufsichtsratschefs Christian Lucas aus dem Hause Silver Lake zu folgen. Jetzt wäre es gut, wenn alle ins Gespräch kämen. Das Ergebnis könnte sein, dass sich Silver Lake neben Bain an Rocket beteiligt und den Kauf der Software AG zu einem höheren Preis als 30 Euro je Aktie unterstützt.