IWF sieht Weltwirtschaft an einem kritischen Punkt
Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die Weltwirtschaft an einem kritischen Punkt und warnt vor der Gefahr eines regelrechten Absturzes. In seinem am Dienstag veröffentlichten Weltwirtschaftsausblick senkte der Fonds seine Wachstumsprognose für dieses und das nächste Jahr zwar nur marginal um jeweils 0,1 Prozentpunkte auf 2,8% und 3,0%. Zugleich betont er aber deutlich die Abwärtsrisiken und sieht die Wahrscheinlichkeit einer “harten Landung” als “stark gestiegen“ an. “Wir treten in eine heikle Phase ein”, sagte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas. Die Wahrscheinlichkeit, dass das globale Wachstum in diesem Jahr auf 1,0% einbricht, taxiert der Fonds immerhin auf 15%.
Mit seinen Prognosen und der Warnung verstärkt der IWF anlässlich der Frühjahrstagung in Washington den düsteren Ton zur globalen Wirtschaftslage und erhöht den Druck auf die politischen Entscheider. In dieser Woche kommen die Finanzminister und Notenbankchefs der 190 IWF-Mitgliedsländer in der US-Kapitale zusammen. In der vergangenen Woche hatte bereits IWF-Chefin Kristalina Georgiewa mit der Aussage aufhorchen lassen, dass der Fonds auf Sicht der nächsten fünf Jahre nur ein Wachstum von jeweils rund 3% erwarte. Das ist die schwächste Prognose seit 1990.
In seinem Weltwirtschaftsausblick argumentiert der Fonds nun zwar, dass sich die allmähliche Erholung der Weltwirtschaft nach der Corona-Pandemie und der russischen Invasion fortsetze. Entsprechend sind die Wachstumsprognosen nahezu unverändert. Zugleich sieht der IWF die Weltwirtschaft an einem kritischen Punkt. Das Wachstum sei schwach, die Inflation weiter zu hoch und die Finanzrisiken hätten zugenommen. Im März hatte die Pleite zweier US-Banken und die Notrettung der Credit Suisse Sorgen vor einer globalen Bankenkrise oder gar einer neuen Weltfinanzkrise wie im Jahr 2008 geschürt.
Seine Inflationsprognosen hob der IWF noch einmal merklich an. Nach 8,7% im vergangenen Jahr sagt er nun 7% in diesem und 4,9% im nächsten Jahr voraus. „Die Rückkehr der Inflation zum Zielwert ist in den meisten Fällen nicht vor 2025 zu erwarten.“ Die meisten Zentralbanken streben eine Inflationsrate von 2,0% an.
IWF sieht Weltwirtschaft
an einem kritischen Punkt
Gefahr eines Absturzes erheblich – Sorgen wegen Inflation und Finanzturbulenzen
ms Frankfurt
Blickt mit einiger Sorge in die Zukunft: IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas.