Schaeffler will Vitesco übernehmen
Autozulieferer Schaeffler will Vitesco schlucken
SDax-Firma will nach Fusion Vorzugsaktien in Stämme wandeln
sck München
Kommentar Seite 2 Berichte Seite 9Unter dem Druck der Transformation zur Elektromobilität konsolidiert sich die Branche der deutschen Autozulieferer. Der familiendominierte Auto- und Industriezulieferer Schaeffler kündigte an, den etwas kleineren Antriebsspezialisten Vitesco via öffentliches Übernahmeangebot erwerben zu wollen. Das SDax-Mitglied mit Sitz im fränkischen Herzogenaurach bietet 91 Euro je Aktie in bar. Damit bewertet der Bieter Vitesco mit insgesamt 3,64 Mrd. Euro. Die hoch verschuldete Schaeffler-Gruppe muss zur Finanzierung 1,8 Mrd. Euro berappen. Die Großbanken Bank of America, BNP Paribas und Citigroup sichern dies. Die Beteiligungsholding der Eigentümerfamilie Schaeffler hält bereits 49,9% des Grundkapitals von Vitesco. Das Regensburger Unternehmen kam im September 2021 nach einer Abspaltung von Continental an die Börse. Die Aktie des MDax-Werts sprang nach Bekanntgabe des Vorhabens um über 21% auf das Niveau der Offerte. Die stimmrechtslose Vorzugsaktie von Schaeffler büßte zeitweise nahezu 10% ein, drehte aber im weiteren Tagesverlauf ins Plus und beendete den Xetra-Handel bei 5,65 Euro ( 3,6%).
"Logischer Schritt"
Gemeinsam kommen beide Unternehmen auf einen Jahresumsatz von 25 Mrd. Euro bei über 120.000 Beschäftigten. Das neue Gebilde würde näher an die großen drei der Branche – Bosch, ZF und Continental – heranrücken. Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld sprach von einem "strategisch logischen" Schritt. Schaeffler und Vitesco ergänzten sich im Technologieportfolio. Der CEO rechnet mit einer Übernahmeofferte Mitte November. Die Verschmelzung will er im kommenden Jahr vollziehen. Kartellrechtliche Hürden muss Schaeffler nicht überwinden. Rosenfeld verwies als Grund auf den Anteil der Familienholding bei Vitesco. Die Holding dient ihr Vitesco-Paket nicht an. Die Firma selbst soll an der Börse notiert bleiben. Über einen Zusammenschluss wurde im Markt bereits spekuliert.
Vitesco reagierte auf die Nachricht verhalten. Vorstand und Aufsichtsrat würden alle Informationen sorgfältig prüfen und über die nächsten Schritte entscheiden. Im Kontrollgremium von Vitesco sitzen auch Rosenfeld und Georg Schaeffler, Sprecher der Eigentümerfamilie und Schaeffler-Aufsichtsratschef.
Mit der angestrebten Fusion will Schaeffler ihre Vorzugsaktien im Verhältnis eins zu eins in Stammpapiere mit Stimmrecht umwandeln. Die Aktionäre müssen dem zustimmen. Bisher hält die Familie die Stämme komplett. An dem neu formierten Schaeffler-Konzern inklusive Vitesco würde die Familie rund 70% der Anteile halten, 30% befänden sich im Streubesitz.