Software AG zu kurzentschlossen
Finanzinvestoren
Software AG zu kurzentschlossen
Von Christoph Ruhkamp
Die Software AG hat die Übernahmeofferte von Bain Capital und Rocket Software nicht ernsthaft genug geprüft.
Es dauerte nicht einmal eine Stunde, da wusste der Vorstand der Software AG am Dienstagabend Bescheid. Das Darmstädter Unternehmen erteilte den Avancen des Finanzinvestors Bain Capital, der über sein US-Portfoliounternehmen Rocket Software einen – zugegebenermaßen – unverbindlichen Transaktionsvorschlag unterbreitet hat, eine Absage, die an Klarheit nichts zu wünschen übrig ließ: Das Angebot von Rocket Software sei nicht besser, erklärte die Software AG postwendend. Dabei will Bain gut 2,5 Mrd. Euro auf den Tisch legen – deutlich mehr als Silver Lake mit 2,3 Mrd. Euro. Dass die Amerikaner es mit ihrem konkurrierenden Angebot ernst meinen, müssen sie nicht erst über eine Pflichtmitteilung beweisen. Sie haben sich bereits den Zugriff auf 10% der Aktien verschafft und dafür Geld in die Hand genommen. Bain hat einen Ruf zu verlieren und wäre wohl in der Lage, die Finanzierung nach einer Due Diligence auf die Beine zu stellen.
Es wird für Silver Lake schwierig werden, die 50-Prozent-Annahmeschwelle zu erreichen, wenn die Aktionäre ein verbessertes Angebot für möglich halten. Zudem sollten auch Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar und Aufsichtsratschef Christian Lucas, der Silver Lake in dem Kontrollgremium vertritt, ein Gefühl dafür entwickeln, dass auch sie, als Sachwalter aller Aktionäre, einen Ruf zu verlieren haben. Natürlich müssen bei der Abwägung, welchem Gebot sie den Vorzug geben wollen, die Interessen auch anderer Stakeholder als nur der Aktionäre berücksichtigt werden. Schließlich würde es bei der Fusion mit Rocket Software wohl zu Überschneidungen und möglicherweise auch Kostensenkungen kommen, die die Beschäftigten träfen. Aber die Interessen der übrigen Aktionäre neben den Haupteigentümern, der Software AG Stiftung des Gründers Peter Schnell und Silver Lake, ganz außer Acht zu lassen, ist nicht legitim.
Entsprechend wird es auf der Hauptversammlung am Mittwoch kommender Woche hoch hergehen. Brahmawar und Lucas werden wohl wütende Fragen der Aktionäre zu beantworten haben. Es ist gelinde gesagt nicht klar, wie Vorstand und Übernahmeausschuss die Vorzüge der einzelnen Angebote bewertet haben. Silver Lake und Software AG spielen die nationale Karte. Mit Silver Lake werde die Software AG ein deutsches Unternehmen bleiben, heißt es von den beiden. Beim Einstieg von Silver Lake hatten sie noch die Vorteile eines Vorstoßes auf dem US-Markt betont. Zumal die Software AG längst kein rein deutsches Unternehmen mehr ist. Nur 30% der Beschäftigten arbeiten hierzulande.