Thyssenkrupp-Chefin Merz wirft hin
Martina Merz galt als eine der mächtigsten Frauen der deutschen Wirtschaft. Doch jetzt wirft die Saniererin nach dreieinhalb Jahren an der Spitze des angeschlagenen Thyssenkrupp-Konglomerats entnervt hin – wie schon einige Manager vor ihr: Vorstandschefin Merz habe den Aufsichtsrat um Gespräche über eine einvernehmliche Auflösung ihres Mandats gebeten, teilte Thyssenkrupp am Montag überraschend mit. Der Rücktritt der 60 Jahre alten Top-Managerin kommt damit fast fünf Jahre vor dem Ende der Vertragslaufzeit.
Der Personalausschuss habe beschlossen, dem Aufsichtsrat vorzuschlagen, Miguel Ángel López Borrego, aktuell Vorstandsvorsitzender des Autozulieferers Norma Group SE, zum 1. Juni 2023 als Nachfolger von Merz zum Mitglied und Vorsitzenden des Vorstands zu bestellen. Der ehemalige Siemens-Manager Borrego hatte selbst erst zu Jahresbeginn bei Norma die Führung übernommen. Die Thyssenkrupp-Aktie verlor 13% auf 6,35 Euro an Wert und war damit Schlusslicht im MDax. Seit November 2019 hat sich der Börsenwert des Konzerns halbiert auf 4 Mrd. Euro.
Die stets bedachtsam handelnde Merz, die als Unternehmensberaterin zeitweise auch in den Aufsichtsräten von Lufthansa, SAF-Holland und Volvo saß, ist seit Oktober 2019 Vorstandschefin des Ruhrkonzerns. Gestartet war sie in einer nahezu aussichtslosen Situation für den Konzern – nach vier Gewinnwarnungen, zwei Chefwechseln und zwei Strategiewechseln binnen 15 Monaten. Sie wurde in der Notsituation, die nach dem blitzartigen Rücktritt des ehemaligen Siemens-Managers Heinrich Hiesinger und dem ebenso überstürzten Rauswurf seines Nachfolgers Guido Kerkhoff entstanden war, zunächst aus dem Aufsichtsrat heraus entsandt, dessen Vorsitzende sie war, und sie war damals die erste Frau auf diesem Posten. Ihr zwischenzeitlich im Mai 2022 verlängerter Vertrag als CEO sollte noch bis Ende März 2028 laufen.
Die europäischen Aktienmärkte tendierten zum Wochenstart kaum verändert. Der Dax legte zunächst leicht auf ein Tageshoch von 15.919 Punkten zu, fiel dann aber wieder etwas zurück und schloss 0,1% leichter auf 15.864 Zählern. Der Euro Stoxx 50 ermäßigte sich um 0,2% auf 4.402 Punkte. In Amsterdam begeisterte Philips mit einem deutlichen Umsatzplus im ersten Quartal die Anleger. Die Aktie des Medizintechnikkonzerns legte 13,8% auf 19,73 Euro zu. Aufgrund der guten Philips-Zahlen kletterten Siemens Healthineers im Dax um 3,6% auf 57,84 Euro. Aufgrund des Übernahmeangebots sprang die Aktie der Software AG um 49% auf 29,76 Euro nach oben. In der zweiten Reihe gaben Elmos 7,7% auf 73,40 Euro ab.