Payment

Worldline reißt den Payment-Sektor mit in die Tiefe

Worldline-Chef Gilles Grapinet musste den Anlegern am Mittwoch eine Umsatz- und Gewinnwarnung beichten. Die schickten den Kurs gen Süden.

Worldline reißt den Payment-Sektor mit in die Tiefe

Worldline-Aktie im freien Fall

Kurs stürzt um 59 Prozent ab – Gewinnwarnung und Abschied von Risikokunden

bg Frankfurt
Wertberichtigt Seite 2

Anleger haben am Mittwoch äußerst gereizt auf einen schlechten Nachrichtencocktail des französischen Worldline-Konzerns reagiert. Neben einer Umsatz- und Gewinnwarnung musste der Payment-Spezialist auch über einen Kehraus im Hochrisiko-Segment der Händlersparte berichten. Wegen erhöhter Betrugsfälle trennt sich die ehemalige Atos-Tochter von solchen Kundenbeziehungen. Damit gehen jährliche Erlöse von rund 130 Mill. Euro verloren. An der Börse in Paris brach der Kurs am Mittwoch um 59% ein.

Um das zu kompensieren, legt CEO Gilles Grapinet ein Programm auf, das bis 2025 rund 200 Mill. Euro Kosten einsparen soll. Das Händlergeschäft präsentierte sich im dritten Quartal mit einem Umsatzwachstum von 7,6% noch ganz ordentlich, aber hier zeichnen sich mit der Kaufzurückhaltung der Konsumenten weitere Bremsspuren ab. Grapinet zufolge ist diese Entwicklung besonders in Deutschland signifikant. Hierzulande ist Wordline zu 60% an der Payone beteiligt. Der Payment-Sektor steht unter Druck, baut sein Wachstum doch auf steigende Transaktionszahlen.

Dies zeigte sich am Mittwoch auch in den Kursreaktionen. Adyen-Papiere gaben um 8% nach, Nexi notierten um 13% tiefer. Adyen war bereits im August heftig abgestraft worden, ist mit 19 Mrd. Euro aber immer noch stattlich bewertet. Um Nexi ranken sich Übernahmegerüchte, was den Kurs eigentlich stützen sollte.

Wordline ist über Akquisitionen gewachsen, darunter der 2,3 Mrd. Euro schwere Erwerb der Zahlungsverkehrs-Tochter der Six Group, die heute mit 11% Großaktionär ist. Atos verkaufte einen letzten Anteil ihrer ehemaligen Tochter Mitte 2022. Grapinet ist seit 2013 CEO und führte Worldline 2014 an die Börse. Er ist nun gefordert, einen Weg aus der Krise zu finden. Die Kursreaktion zeigt, dass die Anleger mehr erwarten als ein überschaubares Sparprogramm. Zudem bereiten die gestiegenen Cyberrisiken im digitalen Zahlungsverkehr Sorgen. Immer mehr Payment-Dienstleister dürften wie Worldline gewisse Risikosegmente meiden, was das Wachstum perspektivisch begrenzt.

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