Auswirkungen der Pandemie

Streben nach alter Stärke

Die Allianz strebt nach einer Corona-Delle zurück zur alten geschäftlichen Stärke. Im Jahr 2021 rechnet der Versicherer im Mittelwert mit einem Plus des operativen Gewinns von 12% auf 12 Mrd. Euro. Die Belastung aus der Pandemie soll sinken. Zukäufe kann Vorstandschef Oliver Bäte sich gut vorstellen.

Streben nach alter Stärke

mic München

Die Allianz erwartet gesellschaftlich weiterhin große Auswirkungen der Pandemie. „Wir sind überhaupt noch nicht raus aus dem Thema“, sagte Vorstandsvorsitzender Oliver Bäte auf der Online-Jahrespressekonferenz in München. Geschäftliche Folgen fürchtet der Allianz-Chef zwar ebenfalls, so warnte er vor Auswirkungen einer Rezession: „Es wird auf Umsatz- und Margenseite bei uns einen großen Druck geben.“ Aber der Münchner Versicherer will den Gewinn im Jahr 2021 trotzdem deutlich erhöhen.

Der operative Gewinn soll ausgehend von 10,8 Mrd. Euro auf 11 bis 13 Mrd. Euro steigen. Damit kann das Rekordjahr 2019, das 11,9 Mrd. Euro brachte, übertroffen werden. Man habe die Schwankungs­breite um den Mittelwert der Prognose wegen der Volatilität von 0,5 Mrd. Euro auf 1 Mrd. Euro ausgedehnt, sagte Bäte: „Es wäre nicht besonders solide, so zu tun, als wäre alles einfach.“ Belastungsfaktoren blieben die niedrigen Zinsen, der schwächere Dollar und Covid-19.

Pandemie trifft Hermes & Co.

Finanzvorstand Guilio Terzariol bezifferte die voraussichtlichen Pandemie-Belastungen 2021 auf 0,3 bis 0,4 Mrd. Euro, nachdem im Vorjahr 1,3 Mrd. Euro verdaut werden mussten. So rechne die Allianz bei ihrem Kreditversicherer Euler Hermes und bei dem Reise- und Krankenversicherungsspezialisten Allianz Partners mit einem um 250 Mill. Euro geringeren operativen Ergebnis, als man ansonsten erwarten würde. Darüber hinaus kalkuliere die Allianz bei ihrem Industrieversicherer 50 bis 100 Mill. Euro für den Ausfall von Veranstaltungen ein (siehe Bericht auf dieser Seite). Eine Absage der Olympischen Spiele würde einen zweistelligen Millionenbetrag kosten, detaillierte Bäte. Darüber hinaus aber gab sein Finanzvorstand Entwarnung: Weitere Corona-Effekte wie eventuelle Zahlungen für Betriebsunterbrechungen sollten sich kompensieren durch geringere Schäden in der Autoversicherung.

Die Prognose 2021 fußt darauf, dass ausschließlich die Schaden- und Unfallversicherung den Rückenwind liefert. Sie ist allerdings im vergangenen Jahr am stärksten von der Pandemie getroffen worden. Sie soll ihren operativen Gewinn ausgehend von 4,4 Mrd. Euro im vergangenen Jahr auf 5,04 Mrd. Euro bis 6,16 Mrd. Euro steigern. In der Lebensversicherung rechnet die Allianz dagegen im Mittel mit einem unveränderten operativen Gewinn von 4,4 Mrd. Euro (plus/minus 10%). Die Erwartung an die Sparte Vermögensverwaltung reduziert die Allianz im Mittel geringfügig. Nach 2,9 Mrd. Euro im Jahr 2020 stehen nun 2,8 Mrd. Euro (plus/minus 10%) im Plan.

Bäte wiederholte in der Pressekonferenz sein Mantra, dass die Allianz einen Schub in Richtung einfacherer Prozesse und Produkte brauche. Eine weitere Schlussfolgerung aus der Krise sei: Auf Finanz- und Organisationsseite werde Widerstandskraft benötigt, die der Allianz erlaube, die Schläge, die von außen kämen, auszuhalten. Dies werde noch wichtiger werden.  Die Allianz sei als Fels in der Brandung zu denken.

Aufgeschlossen für Zukäufe

Die Allianz hat nach Ansicht von Bäte Vorteile im Wettbewerb: Sie profitiere von ihrer Diversifikation, könne Skaleneffekte nutzen, habe die mit Abstand stärkste Marke in der Branche, eine stärkere Technologieplattform als die meisten traditionellen Wettbewerber und differenziere sich durch die Kapitalstärke. Als Herausforderung identifizierte der Vorstandsvorsitzende neben den niedrigen Zinsen die Konkurrenz zu anderen Technologieplattformen. Er wünscht sich von der Allianz unter anderem die Intensivierung des profitablen Wachstums, das Erschließen neuer Möglichkeiten zur Kapitalanlage und den Umbau der Lebensversicherung hin zu Produkten mit einer eingeschränkten Garantie.

Trotz seiner Forderung, die Produktivität müsse erhöht werden, erteilte Bäte Restrukturierungsprogrammen erneut eine Absage. Diese würden nur viele Menschen verunsichern. Nichtsdestotrotz steigerte die Allianz im vergangenen Jahr ihre Restrukturierungsausgaben von 398 Mill. Euro auf 768 Mill. Euro. Terzariol verwies auf das Abschalten von 326 IT-Systemen, das 250 Mill. Euro gekostet habe. Es wurde allerdings auch Personal bei der Fondsgesellschaft AGI und dem Industrieversicherer AGCS abgebaut.

Zukäufen gegenüber zeigte Bäte sich aufgeschlossen. Die Allianz habe eine ziemlich volle Pipeline. Es gelte allerdings auch: „Die Börse ist sehr euphorisch.“ Verkäufer verlangten dementsprechende Werte. Die Allianz werde weiterhin diszipliniert sein bei Zukäufen. Große Sachen wie eine 100-Mrd.-Euro-Akquisition plane der Versicherer nicht. Auf einem Kapitalmarkttag im Dezember will Bäte seinen nächsten Dreijahresplan vorstellen.