Spannungen zwischen USA und China

Taiwan-Konflikt verunsichert Anleger

Die Reise der US-Politikerin Nancy Pelosi nach Taiwan stimmt die Investoren an den globalen Finanzmärkten nervös. Am Dienstag waren vor allem sichere Anlagehäfen gefragt.

Taiwan-Konflikt verunsichert Anleger

xaw Frankfurt

Wachsende Spannungen zwischen Washington und Peking haben am Dienstag für Verunsicherung an den globalen Finanzmärkten gesorgt. Im Fokus stand dabei der Besuch der Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, in Taiwan. Die demokratische Politikerin war trotz massiver Drohungen der chinesischen Regierung in den von der Volksrepublik beanspruchten, aber unabhängigen Inselstaat gereist. Bereits im Vorfeld der Visite hatte China in ungewöhnlich scharfen Worten Konsequenzen angekündigt und sich auch ein mögliches militärisches Vorgehen offengelassen. Nach dem Eintreffen Pelosis in Taipeh am Dienstagabend kündigte das Verteidigungsministerium in Peking umgehend an, mit militärischen Manövern und Schießübungen in den Meeresgebieten um Taiwan auf den Besuch zu reagieren.

Beobachter befürchten zudem neue Sanktionen Pekings gegen Taiwan, auf die Washington und Brüssel ihrerseits durch Strafmaßnahmen reagieren könnten – mit entsprechenden Folgen für die ohnehin stark eingetrübte globale Konjunktur. Chinas Zollbehörden haben bereits eine Gruppe von mehr als 100 taiwanesischen Lebensmittelexporteuren von weiteren Lieferungen auf das chinesische Festland ausgeschlossen.

Die Volatilität an den Märkten legte in Reaktion auf die zunehmenden geopolitischen Risiken deutlich zu, die Kurse an der Wall Street schwankten nach schwacher Eröffnung im frühen Handel um ihre Vortagesniveaus. Der Dax setzte im Verlauf bis auf 13335 Punkte zurück, schloss aber mit einem nur noch leichten Minus von 0,2% bei 13449 Zählern. Der Euro Stoxx 50 verlor 0,6% auf 3685 Punkte.

Unterdessen steuerten Investoren sichere Anlagehäfen an. Der gegen einen Korb aus sechs anderen Indus­trieländerwährungen gewichtete Dollar-Index legte bis zum Abend um 0,6% zu, der Euro rutschte im Gegenzug um 0,9% auf 1,0176 Dollar ab. Der Goldpreis stieg zeitweise um 0,9% auf 1788 Dollar pro Feinunze und lag am Abend mit 1772 Dollar leicht im Plus. Auch Staatsanleihen waren gefragt, die Rendite zehnjähriger US-Treasuries erreichte mit 2,516% in der Folge den niedrigsten Stand seit vier Monaten. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel bis auf ein Tagestief von 0,68%, wobei Anleger im späten Handel Kursgewinne mitnahmen.

Auch US-Rüstungswerte wie Lockheed Martin, Northrop Grumman und Raytheon zogen im frühen Handel in New York an. Analysten verwiesen darauf, dass sich die Vereinigten Staaten in der Vergangenheit zur militärischen Verteidigung des Inselstaats verpflichtet hätten – Ende Mai hatte US-Präsident Joe Biden diese Position bekräftigt.

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MARKTDATEN
2.8.Vortag
Dax13449,20−0,23%
Euro Stoxx 503684,63−0,59%
S&P 500 (20h)4107,54−0,27%
1 Euro in Dollar (20h)1,01821,0261
Gold in Dollar (20h)1770,341771,73
Öl/Okt. in Dollar (20h)101,56100,03
Bundrendite 10 J.0,810,78
US-Rendite 10 J.2,742,63
3-M.-Euribor0,2600,260
Quelle: Refinitiv