Automobilindustrie

Tavares will mit Stellantis Gas geben

Die zu Stellantis fusionierten Autobauer Fiat Chrysler und PSA haben trotz Coronaviruskrise im vergangenen Jahr ihre Profitabilität gehalten. Konzernchef Carlos Tavares verspricht nun, die operative Marge in diesem Jahr wieder zu steigern und die weiter geschwächte Position der Gruppe in China zu verbessern.

Tavares will mit Stellantis Gas geben

bl/wü Mailand/Paris​

Der im Januar trotz der Coronaviruskrise aus der Fusion von Fiat Chrysler (FCA) mit der Opel-Mutter PSA entstandene Automobilkonzern Stellantis sieht sich für den Weg in die gemeinsame Zukunft gut gerüstet. „Wir haben eine ordentliche Position“, sagte Konzernchef Carlos Tavares bei der Online-Präsentation der Bilanzen der beiden Brautleute. „Dies ist keine Krisenfusion.“ Immerhin ist es sowohl dem französischen Autobauer als auch dem italienisch-amerikanischen gelungen, trotz Covid-bedingter Umsatz- und Gewinneinbußen ihre Profitabilität zu verteidigen.

Diese will Tavares nun weiter steigern. So peilt er für dieses Jahr eine laufende operative Marge von 5,5% bis 7,5% an, vorausgesetzt, es kommt nicht wie 2020 wieder zu dauerhaften Lockdowns. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr kam der fusionierte Konzern auf eine operative Marge von 5,3%. FCA wies 4,3% aus, während PSA ohne Berücksichtigung Faurecias auf 7,1% kam. Das war bei der Opel-Mutter deutlich weniger als vor Ausbruch der Pandemie, als sowohl der Gesamtkonzern als auch die Automobilsparte Rekordergebnisse und eine laufende operative Marge von 8,5% verbucht hatten. Dank der Kosteneinsparungen von Tavares konnte PSA die operative Marge der Automobilsparte im zweiten Halbjahr jedoch auf 9,4% steigern.

Stellantis sei jetzt voll darauf konzentriert, die versprochenen Synergien von 5 Mrd. Euro mittelfristig zu erzielen, sagte Tavares, der das ohne Werksschließungen schaffen will. Für 2021 geht er davon aus, dass die beiden wichtigsten Märkte von Stellantis deutlich zulegen werden. Für den Automobilmarkt in Nordamerika rechnet er mit einem Wachstum um 8% und für Europa mit 10%. Südamerika dürfte 20% zulegen, der Mittlere Osten und Afrika um 3%, genau wie Indien und die Asien-Pazifik-Region. China, der weltweit größte Automobilmarkt, dürfte um 5% wachsen.

Tavares gelobte für den chinesischen Markt Besserung. Dort sind die Verkäufe von PSA im letzten Jahr um 57,7% auf 45965 Einheiten eingebrochen, während der Absatz des Autobauers insgesamt um 27,8% auf 2,5 Millionen Fahrzeuge zurückging. Der Absatz von Opel dagegen sank mit –35% etwas stärker. Der Umsatz von PSA wiederum verringerte sich um rund 19% auf 60,7 Mrd. Euro. Während sein heimischer Konkurrent Renault 2020 tief in die roten Zahlen fuhr, blieb PSA in der Spur und verbuchte einen Free Cash-flow von 2,66 Mrd. Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis fiel mit 3,69 Mrd. Euro knapp 42% niedriger als im Vorjahr aus, während das Nettoergebnis von 3,27 Mrd. Euro auf 2,17 Mrd. Euro zurückging.

Die deutsch-britische PSA-Tochter Opel-Vauxhall wiederum erzielte einen operativen Gewinn von 527 Mill. Euro – rund die Hälfte weniger als 2019. Das reiche aber auch unter Berücksichtigung der gesunkenen Restrukturierungskosten unter dem Strich zu einem Gewinn, erklärte ein Opel-Sprecher.

FCA mit starkem Schlussspurt

Dank eines starken Schlussquartals hat Fusionspartner FCA im Gesamtjahr gerade noch einen kleinen Nettogewinn von 24 Mill. (i. V. 2,7 Mrd.) Euro geschafft. Bereinigt um Sonderfaktoren weist das Unternehmen in seinem letzten Geschäftsjahr vor der Fusion mit PSA Peugeot Citroën zu Stellantis einen Nettogewinn von 1,86 Mrd. Euro aus. Im vierten Quartal zeigte sich FCA stark erholt und wies erstmals seit längerer Zeit in allen Regionen und auch bei der Oberklasse-Marke Maserati schwarze Zahlen aus. Unverändert kam aber fast der gesamte Betriebsgewinn aus Nordamerika: Die Region wies ein Ebit von 2,2 Mrd. Euro aus, die Gruppe insgesamt kam auf 2,3 Mrd. Euro. Im Gesamtjahr lieferte FCA 3,4 Millionen Fahrzeuge aus (minus 22%), davon 1,84 (2,4) Millionen in Nordamerika und 1 (1,26) Millionen Autos in Europa. Der Umsatz ging gegenüber dem Vorjahr um 20% auf 86,7 Mrd. Euro zurück.

Die Stellantis-Aktie gab am Mittwoch in Paris knapp 0,2% auf 13,86 Euro nach.