Netzausbau

Telekom geht bei 5G in Vorlage

Die Telekom kommt mit dem 5G-Ausbau schneller voran als geplant. Indes fehlt es sowohl an Endgeräten für den neuen Mobilfunkstandard als auch an Anwendungen.

Telekom geht bei 5G in Vorlage

hei Frankfurt

Die Deutsche Telekom geht mit dem schnellen Ausbau von 5G in Vorlage. Während der Konzern bereits Ende März sein ursprüngliches Jahresziel einer Versorgung von 80% der Bevölkerung mit dem neuen Mobilfunkstandard erreicht hat, hinkt die spezifische Nutzung des neuen Mobilfunkstandards weit hinterher. Um die Vorteile von 5G im Hinblick auf Bandbreite und Datengeschwindigkeit voll auszuschöpfen, bräuchte es zum einen eine breite Verfügbarkeit von 5G-fähigen Endgeräten und zum anderen spezifische Anwendungen, die im Privatkundenumfeld etwa im Bereich Gaming oder Virtual Reality gesehen werden. An beidem fehlt es bislang weitgehend.

Für die Telekom gehe es darum, zunächst die „Voraussetzungen für die 5G-Nutzung zu schaffen“, wie Deutschland-Chef Srini Gopalan und sein Technikchef Walter Goldenits im Pressegespräch verkündeten. Nun gilt die Zielvorgabe, dass die Telekom bis Jahresende 90% der Bevölkerung mit 5G versorgen will. Zu den damit verbundenen Investitionen äußerte sich Gopalan nicht konkret. Der Konzern hatte angekündigt, seinen Aufwand in Deutschland von zuletzt 5,5 Mrd. Euro im Jahr um 500 Mill. Euro zu erhöhen. Die Summe umfasst allerdings die Gesamtinvestitionen, das heißt insbesondere auch Glasfaser.

Dies dürfte sogar der dickste Brocken sein, denn bei 5G rüstet die Telekom bisher weitgehend ihre bestehenden Basisstationen auf, was häufiger mit einem Software-Update getan ist. Die Verdichtung der Standorte, die in urbanen Zentren nötig ist, um Kapazitätsfrequenzen im Bereich von 3,6 Gigahertz optimal zu nutzen, wird von oft langwierigen Genehmigungsverfahren erschwert. Letztere behindern auch nach wie vor den Ausbau von Glasfaser, wie Gopalan beklagt. Im Zuge von Bauprojekten seien mitunter 23 Genehmigungen nötig, um an den Start zu kommen. Gleichwohl hob der Manager „große Fortschritte, vor allem im regulatorischen Umfeld in den letzten zwölf Monaten“ hervor, die Investitionen in Glasfaser voranbringen dürften. Die Bundesnetzagentur habe, vor allem was Kooperationen oder Joint Ventures und kommerzielle Vereinbarungen mit anderen Unternehmen betrifft, einen verlässlichen Rahmen geschaffen.

Derzeit erreicht die Telekom in Deutschland 600000 Haushalte direkt mit Glasfaser, bis zum Jahresende soll sich diese Zahl verdoppeln. Für 2024 wird die Messlatte auf zehn Millionen Haushalte gelegt – mithilfe von Kooperationen, die der Konzern vorantreibt. Allerdings soll der größte Teil selbst verlegt werden. Die Telekom wolle „mehr als unseren fairen Anteil“ bei Glasfaseranschlüssen erreichen, so Gopalan.

Hohe Nachfrage

Der Deutschland-Chef äußerte sich nicht zur Vermarktungsquote der Anschlüsse, betonte jedoch, dass die Nachfrage „unsere Erwartungen übersteigt“. Deshalb habe sich die Telekom entschlossen, ihre Aus­bauanstrengungen voranzubringen. Wiewohl die äußerst schwache Position Deutschlands bei Glasfaser­erschließung im internationalen Vergleich oft kritisiert wurde, war zugleich bisher auch nur eine mäßige Zahlungsbereitschaft für sehr hohe Bandbreiten vorhanden. Gopalan zeigte sich dennoch optimistisch, dass sich der Ausbau für die Telekom auch auszahlen werde. Es gehe zunächst darum, die Anschlüsse in der bestehenden Kundenbasis aufzurüsten und diese dann in höherwertige Glasfaserverträge zu migrieren. Dies sei leichter, als echte Neukunden zu akquirieren.

Er wies zudem darauf hin, dass sich die Erschließung Deutschlands mit Glasfaser besser darstelle, als dies den Anschein habe. Denn im Ganzen verfüge die Telekom über ein weit verzweigtes Netz von Glasfaser bis zu den Kabelverzweigerkästen, die in aller Regel nur 200 bis 400 Meter vom Hausanschluss entfernt liegen. Dennoch sei diese Lücke zu überbrücken in Deutschland deutlich teurer als in vielen anderen Ländern. Gopalan forderte erneut die Zulassung mindertiefer Verlegetechniken.

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