Hauptversammlung

Telekom verspricht schnelleren Glasfaser-Ausbau

Die Deutsche Telekom will die Digitalisierung in Deutschland mit einem beschleunigten Ausbau des Glasfasernetzes vorantreiben. Beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes kommt die Telekom derweil schneller voran als geplant.

Telekom verspricht schnelleren Glasfaser-Ausbau

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

„Die Zukunft heißt Glasfaser“, lautet die vorösterliche Botschaft von Telekom-Chef Tim Höttges an die Aktionäre in der virtuellen Hauptversammlung des Bonner Konzerns. Bis Ende 2024 sollen zehn Millionen der Hochgeschwindigkeitsanschlüsse in deutschen Haushalten verfügbar sein. Das wäre eine Verfünffachung gegenüber dem Stand Ende 2020. Im vergangenen Jahr verlegte die Telekom lediglich rund 600000 neue Glasfaser-Anbindungen. Die Schlagzahl muss also erhöht werden. Zumal FTTH (Fiber to the House) in anderen Ländern längst keine Zukunftsmusik mehr ist (siehe Grafik).

Die Telekom will das Ausbautempo sukzessive steigern und ab 2024 dann 2,5 Millionen Haushalte im Jahr neu mit Glasfaser anbinden. Bislang hatte der Konzern für das laufende Jahr 1,2 Millionen neue FTTH-Anschlüsse geplant und danach durchschnittlich 2 Millionen pro Turnus. Neben dem eigenen Ausbau setzt die Telekom auf Partnerschaften und Kooperationen. Wegen des langsamen Ausbaus durch die Telekom wittern kleinere Spezialisten ihre Chance. So hatte sich die Deutsche Glasfaser, die dem Finanzinvestor EQT und dem kanadischen Pensionsfonds Omers gehört, kurz vor dem Jahreswechsel frisches Fremdkapital gesichert und nun ein Vielfaches der Mittel vergangener Jahre für ihren Netzausbau zur Verfügung.

Deutlich weiter als beim Glasfaserausbau sieht sich die Telekom beim 5G-Mobilfunknetz. Schon heute sei 80% der Bevölkerung mit 5G versorgt. Bis Jahresende soll eine 90-prozentige Abdeckung erreicht werden. Die gewaltigen Investitionen in den Infrastrukturausbau kann die Telekom gegenwärtig auch deshalb stemmen, weil das Geschäft der Tochter T-Mobile US nach der Übernahme von Sprint weiter brummt. In den Jahren 2023 bis 2025 werde T-Mobile bis zu 60 Mrd. Dollar an die Anteilseigner zurückgeben, er­war­tet Höttges. Davon entfielen bis zu 26 Mrd. Dollar auf den Hauptaktionär Deutsche Telekom.

In die Zukunft verlegte der Vorstandschef am Gründonnerstag die Aussicht auf eine höhere Gewinnbeteiligung. Die Dividende lasse sich weiterentwickeln, tröstete Höttges die Aktionäre, die für das abgelaufene Jahr nur die Mindestdividende von 60 Cent je Aktie ausgezahlt bekommen werden. So wenig war zuletzt 2017 ausgeschüttet worden. Dabei hatte der Dax-Konzern 2020 ein Rekordjahr mit 25-prozentigem Umsatzplus und kräftiger Ergebnissteigerung.

Winfried Mathes, Governance-Spezialist bei Deka Investments, bezeichnete die Ausschüttung dennoch bereits im Vorfeld als knauserig und verwies auf die 600000 Euro hohe Sonderzahlung an Höttges für den Abschluss des US-Deals. „Auch wir Telekom-Aktionäre wollen vom steigenden Cash-flow von T-Mobile US profitieren.“ Die Telekom begründet ihre Zurückhaltung mit Kosten aufgrund der Übernahme von Sprint durch T-Mobile US. „Zunächst verringern wir die Schulden in den USA. Im Anschluss daran profitieren wir direkt von dem Erfolg des US-Geschäfts“, erklärte Höttges. Die Telekom ist mit 120 Mrd. Euro bzw. de 2,78-fachen bereinigten operativen Ergebnis verschuldet. Mittelfristig will das Unternehmen zurück in einen Korridor vom 2,25-fachen bis zum 2,75-fachen, wie der Konzernchef erläuterte.

Am Ende fiel die Zustimmung zum Dividendenvorschlag mit 99,9% dann auch maoistisch deutlich aus. Das Vertrauen in den Vorstand bewegt sich bei einer Entlastungsquote von 99,7% ebenfalls in Rekordsphären. Zu einer Debatte mit den Aktionären konnte es ohnehin nicht kommen, da die Fragen in der virtuellen Veranstaltung nur verlesen wurden. Daran wird sich auch künftig nichts ändern. Ein Antrag auf Satzungsänderung durch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die bei virtuellen Hauptversammlungen Rederecht vorsah, scheiterte mit 45,5% knapp an der einfachen Mehrheit.