Touristik

Tui hofft auf Belebung des Geschäfts im Sommer

Der von der Coronakrise geplagte Reisekonzern Tui setzt auf eine Belebung des Geschäfts im Sommer. Bis dahin reicht die Liquidität. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf schnellen Impffortschritten.

Tui hofft auf Belebung des Geschäfts im Sommer

ste Hamburg

Der von den Folgen der Corona-Pandemie hart getroffene Touristikkonzern Tui setzt in Erwartung zunehmender Fortschritte bei der Impfung gegen das Virus auf einen baldigen Neustart des Tourismus. Die Leute säßen auf gepackten Koffern und schauten, wo zuerst geöffnet werde, meinte Vorstandschef Friedrich Joussen bei der Erläuterung der Zahlen aus dem ersten Quartal des Ende September ablaufenden Geschäftsjahres 2020/21.

Er verwies auf 2,8 Millionen Buchungen für den nächsten Sommer – 56% des Niveaus zum gleichen Zeitpunkt für den Vorkrisensommer 2019 – und hob ein im Januar verglichen mit dem Vormonat deutlich erhöhtes Buchungsaufkommen infolge positiver Impfstoff-Nachrichten hervor. Zugleich lägen die Durchschnittspreise 20% höher als für den Sommer 2019, und die Kapazitäten für das Sommerprogramm entsprächen weiterhin rund 80% des Programms vom Sommer 2019.

Dabei lässt die Tui allerdings Spielräume zur Anpassung an die sich entwickelnde Nachfrage offen. Die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Pandemie und der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sind nach wie vor beträchtlich. Daher verzichtete die Tui auch auf eine konkrete Prognose für das laufende Geschäftsjahr.

Der seit März 2020 mit staatlichen Hilfen gestützte weltgrößte Touristikkonzern hofft im „Übergangsjahr“ 2021 auf eine deutliche Belebung des Geschäfts in der wichtigen Sommersaison, zumal das Anfang Dezember abgeschlossene dritte Corona-Finanzierungspaket über 1,8 Mrd. Euro einschließlich einer zwischenzeitlich vollständig gezeichneten Bezugsrechtsemission von rund 500 Mill. Euro nur die Zeit bis zur Jahresmitte überbrückt. Per 3. Februar beliefen sich Pro-forma-Barmittel und verfügbare Fazilitäten der Tui auf zusammen 2,1 Mrd. Euro.

Der Ende 2020 mit 7,2 (30. September: 6,4) Mrd. Euro verschuldete Konzern ist erhöhten monatlichen Mittelabflüssen ausgesetzt, die im Berichtszeitraum von Oktober bis Dezember 2020 aber, so die Tui, dank Disziplin bei den Kosten und liquiditätsstärkender Maßnahmen mit durchschnittlich rund 300 Mill. Euro geringer ausgefallen seien als mit 400 Mill. bis 450 Mill. Euro in Aussicht gestellt. Den bereinigten operativen Verlust (Ebit) auf Basis konstanter Wechselkurse habe man somit auf –699 Mill. Euro begrenzen können – verglichen mit einem Defizit von –147 Mill. Euro im noch nicht von der Pandemie beeinflussten Vorjahresquartal. Bei einem Umsatz, der infolge der Reisebeschränkungen um 88% auf 468 Mill. Euro sank, verbuchte die Tui einen den Aktionären zurechenbaren Quartalsverlust von –803 (i.V. –129) Mill. Euro.

Ein UBS-Analyst erklärte, Umsatz und operatives Ergebnis seien besser ausgefallen als erwartet. Die Kapazitätsplanungen für den kommenden Sommer erschienen aber optimistisch. Andere Analysten verwiesen auf die hohe Verschuldung und das Risiko von Reisestornierungen für den Sommer. Die Tui-Aktie sank an der Londoner Börse um 4%.

Der Konzern, der nach dem Bilanzstichtag am 15. Januar die vorzeitige Rückzahlung der im Oktober 2021 fälligen 300 Mill.-Euro-Anleihe ankündigte, wodurch sich die Laufzeit der wesentlichen übrigen Finanzschulden bis Juli 2022 verlängert, geht für das laufende zweite Quartal von einem Netto-Fixkostenabfluss zwischen 250 Mill. und 300 Mill. Euro pro Monat aus. Für das dritte Quartal seien ein deutlich positiver Working-Capital-Zufluss und Nettokosten zu erwarten, die sich in Richtung Cash-Break-even bewegen – damit würde der laufende Betrieb die Cash-Kosten decken.

Zudem hob die Tui hervor, dass man mit dem Programm für Einsparungen von rund 400 Mill. Euro pro Jahr bis 2023 im Plan liege. In diesem Jahr seien 200 Mill. bis 250 Mill. Euro möglich, meinte Joussen. Das Programm soll dazu beitragen, die jährlichen Kosten um 30% zu reduzieren. Von 8000 Stellen, die im Rahmen des Programms potenziell betroffen seien, seien inzwischen 5000 abgebaut.

Tui
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal 1
in Mill. Euro2020/20212019/2020
Umsatz4683 851
Bereinigtes Ebit–699–147
 Urlaubserlebnisse–22775
 Märkte & Airlines–446–198
 Übrige–26 –24
Ebit– 721–78
Konzernergebnis 2– 803– 129
Operativer Cash-flow– 845– 1451
Eigenkapitalquote (%)– 5,0 21,7
Nettoverschuldung 7177 5073
1) Geschäftsjahr zum 30.9.; 2) Anteil der Tui-Aktionäre am KonzernergebnisBörsen-Zeitung