Wasserstoffflugzeuge

Airbus will grüner werden

Der Flugzeugbauer Airbus will mit einem Wasserstoffflugzeug auf die grüne Welle aufspringen. Das Management ist optimistisch für seinen Zeitplan für das Projekt, setzt aber auch auf nachhaltige Kraftstoffe, zumindest als Übergangslösung.

Airbus will grüner werden

wü Toulouse

Emissionsfreie Wasserstoffflugzeuge und die dafür notwendige Infrastruktur, Flüge mit optimierten Flugbahnen und nachhaltige Treibstoffe: Damit versucht Airbus, das Fliegen umweltfreundlicher zu machen – und sich selber fit für die Zukunft. „Es gibt noch eine andere Krise, die globale Erderwärmung“, sagt Konzernchef Guillaume Faury mit Blick auf die Coronavirus-Pandemie.

Deshalb stehe die Luftfahrtindustrie jetzt wieder ganz am Anfang. „Es geht diesmal nicht einfach darum, ein neues Flugzeug zu bauen.“ Es gebe noch immer eine Menge Arbeit. Deshalb müsse sich die Branche jetzt beeilen. Nach der Covid-19-Pandemie hat Airbus bereits ein neues Kapitel aufgeschlagen. Denn der europäische Flugzeugbauer denkt längst an die Herausforderungen, die ihn langfristig erwarten. Dazu gehört auch die bessere Nachhaltigkeit und die Wahrnehmung der Branche in der Öffentlichkeit. Denn nur wenn sie diese überzeugen kann, dass sie ihren Beitrag zum Klimaschutz leistet, wird sie sie überzeugen können, nach dem Ende der Pandemie wieder wie früher zu fliegen.

Airbus hat deshalb gerade eine zweitägige Nachhaltigkeitskonferenz in Toulouse organisiert – zu der allerdings etliche Teilnehmer mit dem Flugzeug anreisten.

Indienststellung 2035 geplant

Ein Jahr, nachdem der Luft- und Raumfahrtkonzern seine Projekte für emissionsfreie Wasserstoffflugzeuge vorgestellt hat, zeigt sich Airbus-Chef Faury optimistisch, den eigenen, für die Branche ehrgeizigen Zeitplan einhalten zu können. Die Wahrscheinlichkeit, ein erstes Wasserstoffflugzeug wie geplant 2035 in Dienst stellen zu können, sei groß und werde immer größer, sagte er. Noch befände sich Airbus in der Planungsphase, doch 2025 dürfte der Flugzeugbauer über eine ausgereifte Technologie verfügen, die ermöglichen dürfte, ein entsprechendes Programm in der Zeit 2026 bis 2028 lancieren zu können.

Faury gibt zu, dass es auch Risiken gibt. Da Wasserstoff selbst in flüssiger Form vom Volumen her viermal größer als Kerosin ist, müssen die Formen von Tanks, ihre Positionierung und auch die Form der Flugzeuge verändert werden. Gleichzeitig seien Regulierer gefragt, um das Rahmenwerk festzulegen und die Zertifizierung der neuen Technik vorzunehmen, erklärt Faury. Zudem könne Wasserstoff nicht alle Probleme lösen, gibt er zu bedenken. Bis Wasserstoff-Langstreckenflugzeuge zur Verfügung stehen, dürfte es etwas länger dauern, glauben Branchenexperten.

Airbus setzt deshalb zumindest als Übergangslösung auf nachhaltige Kraftstoffe (SAF; Sustainable Aviation Fuels) etwa aus Biomasse, um die CO2-Emissionen der Luftfahrt kurz- und mittelfristig um 80% zu senken.

Weltraumvermüllung

Bereits jetzt sind die Flugzeuge dafür zertifiziert, bei den Treibstoffen bis zu 50% SAF zu nutzen. Allerdings stehen die nachhaltigen Treibstoffe bisher nicht in ausreichender Menge zur Verfügung und sie sind zu teuer. „Die Verfügbarkeit ist für uns ein großes Thema“, sagt Faury. „Der aktuelle Preis ist nicht, wie er sein sollte.“ Der Airbus-Chef plädiert deshalb für einen globalen Rechtsrahmen, zumindest in Europa, den USA und China, um Produktion und Einsatz von SAF voranzutreiben. Der Flugzeugbauer selber nutzt SAF für den Betrieb seiner Beluga-Frachtflugzeuge, mit denen Flugzeugteile von einem europäischen Standort zum anderen gebracht werden. Je nach angesteuertem Flughafen be­trage der Anteil derzeit bis zu 36%, erklärt Technologiechefin Sabine Klauke. Bei den Schiffen, die Flugzeugteile aus Europa für die Endmontage nach Mobile in den USA bringen, will Airbus ab Dezember eine Art riesiges Kite-Segel als zusätzlichen Antrieb testen.

Der Flugzeugbauer arbeitet auch an anderen Lösungen, um den Schadstoffausstoß von Flugzeugen zu verringern. Dazu gehören neue, leichtere und nachhaltigere Kabinenausstattungen und von der Flugbahn her optimierte Flüge. Die Rüstungs- und Verteidigungssparte leistet ebenfalls ihren Beitrag zum Umweltschutz, da von ihr gebaute Satelliten entscheidend für die Lieferung von Klimadaten sind. Im Weltraum steht die Branche nicht vor weniger großen Herausforderungen. „Wir sollten vermeiden, mit dem Weltraum das zu machen, was wir mit unseren Meeren gemacht haben“, forderte Airbus Space Systems-Chef Jean-Marc Nasr. Er plädierte angesichts des starken Anstiegs des Weltraummülls für eine globale Initiative dagegen. Dabei sollte Europa eine führende Rolle übernehmen.

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