Im InterviewChristian Baier

Aktienrückkauf gestoppt

Covestro hat das laufende Aktienrückkaufprogramm gestoppt. Als Zeichen des neuen Finanzchefs will Christian Baier das jedoch nicht missverstanden wissen.

Aktienrückkauf gestoppt

IM INTERVIEW: CHRISTIAN BAIER

Stopp des Aktienrückkaufprogramms ohne Hintergedanken

Gespräche mit Adnoc sind für Finanzchef von Covestro noch nichts für die Öffentlichkeit – "Wollen nicht zu früh zu positiv sein"

Christian Baier hätte seinen Antritt als CFO von Covestro nicht besser timen können, war er damit doch von Beginn an in die Gespräche mit Adnoc, dem staatlichen Ölkonzern aus Abu Dhabi, eingebunden. Deren Inhalt behält er allerdings für sich.

Herr Baier, Anfang September und damit kurz vor Ihrem Start bei Covestro hat der Aufsichtsrat grünes Licht für ergebnisoffene Gespräche mit Adnoc gegeben. Seither ist es auffällig ruhig. Wie laufen die Gespräche?

Auffällig ruhig, das ist für uns als Unternehmen in jedweden M&A-Themen immer gut. Wir haben uns auf den Weg begeben und kommunizieren, wenn es etwas zu sagen gibt.

Der Umsatz ist im dritten Quartal abermals um mehr als ein Fünftel eingebrochen. Dennoch scheinen sich die Absatzmengen allmählich zu stabilisieren. Ist das so und betrifft das alle Regionen?

Das ist absolut richtig. Die Volumenabschwächung ist im dritten Quartal geringer geworden. Das ist ein wichtiger Indikator. Die Konjunktur ist unverändert schwach, aber wir sehen mit Blick auf die Volumina auf niedrigem Niveau eine Bodenbildung. Allerdings wollen wir nicht zu früh zu positiv sein, denn die Volumina, auf denen wir uns bewegen, stellen uns nicht zufrieden.

Lässt sich daraus ableiten, dass der Lagerabbau der Kunden abgeschlossen ist?

Das lässt sich von außen schwer sagen. Allerdings haben die Vorräte unserer Kunden inzwischen ein Niveau erreicht, welches das Ende des Lagerabbaus anzeigen könnte. Das ist positiv. Zwar erwarten wir 2024 nicht gleich eine Belebung, sondern schauen eher auf die zweite Jahreshälfte und dabei vor allem auch nach China und insbesondere auf den Automotive-Bereich. In aller Regel profitieren wir als Covestro sehr früh davon, wenn es konjunkturell wieder aufwärts geht.

Sie sagen für den Free Operating Cashflow im Gesamtjahr eine Bandbreite zwischen 0 und 200 Mill. Euro voraus. Nach neun Monaten sind bereits 159 Mill. Euro zugeflossen. Rechnen Sie im Schlussquartal mit einem Mittelabfluss?

Das vierte Quartal ist für Covestro in der Regel eher schwach. Doch obwohl wir ein konjunkturell schwaches Jahr haben, ist Covestro in der Lage, einen positiven Free Operating Cashflow zu generieren. Zu Ihrer Frage: Wir erwarten im Schlussquartal einen Cashflow um die Nulllinie, also leicht positiv oder leicht negativ.

Sie haben das laufende Aktienrückkaufprogramm gestoppt. Ist das als erstes Zeichen des neuen Finanzchefs an die Aktionäre zu verstehen?

Das ist eine Entscheidung des Gesamtvorstands. Ich würde das in keiner Weise auf meine Person kaprizieren. Das Programm wäre nur bis Februar nächsten Jahres gelaufen. Mit Blick auf die bevorstehende Closed Period können wir das Programm ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch auf Autopilot stellen. Wir wollten sicherstellen, dass wir nicht unter Zeitdruck geraten. Aber wir planen, in der kommenden Hauptversammlung eine Rückkaufgenehmigung einzuholen. Das Instrument hat jeder Finanzchef gerne im Köcher.

Sie kommen aus einem Unternehmen, in dem Bereinigungen jedweder Art lange Tradition haben. Covestro ist nun das genaue Gegenteil. Der Chemiekonzern setzt seit Anbeginn auf Transparenz und verzichtet auf die Bereinigung operativer Ergebniskennziffern. Wie wollen Sie künftig vorgehen?

Für mich ist Transparenz die große Maßgabe. Metro und Covestro sind sehr unterschiedlich. Bei Covestro sind die Endabnehmerindustrien und die Trends über alle Länder und Branchen durchaus vergleichbar. Von daher schätze ich sehr, wie klar und deutlich die Dinge bei Covestro dargestellt werden. Sie können davon ausgehen, dass Covestro auch künftig in der gewohnten Art und Weise berichten wird.

Das Interview führte Annette Becker.

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