Toshiba

Aktionäre stimmen für Untersuchung der HV 2020

Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung stimmten die Aktionäre von Toshiba mehrheitlich für eine unabhängige Untersuchung, ob Aktionäre dazu gedrängt wurden, bei der Hauptversammlung im Juli 2020 CEO und Präsident Nobuaki Kurumatani zu unterstützen.

Aktionäre stimmen für Untersuchung der HV 2020

mf Tokio

Die Aktionäre von Toshiba haben ihrem Management eine seltene Ohrfeige erteilt. Bei einer außerordentlichen Hauptversammlung stimmten sie mehrheitlich für eine unabhängige Untersuchung, ob Aktionäre dazu gedrängt wurden, bei der Hauptversammlung im Juli 2020 CEO und Präsident Nobuaki Kurumatani zu unterstützen. Das Ergebnis der Abstimmung löste sofort die Spekulation aus, dass der 63-jährige Toshiba-Chef zurücktreten wird. Schließlich hat eine Mehrheit der Aktionäre Kurumatani de facto das Misstrauen ausgesprochen. Schon die außerordentliche Hauptversammlung war für Japans Unternehmenswelt eine Besonderheit. Aber der Sieg der Anteilseigner über das Management wird in die Annalen der Japan AG eingehen.

Rücktritt nicht das Ziel

Der Fonds Effissimo Capital Management aus Singapur, der mit 9,9% größter Aktionär ist und den Antrag gestellt hatte, sagte der Finanzzeitung „Nikkei“ jedoch, der Rücktritt von Kurumatani sei nicht das Ziel der Untersuchung.

Der Hintergrund: Im April 2020 hatte Toshiba eine ungewöhnliche Personalrochade vollzogen. Damals gab Kurumatani nach zwei Jahren seine Chairman-Rolle auf und übernahm die operative Führung als CEO und Präsident. Der Absolvent der elitären Universität Tokio leitete zuvor die Japan-Tochter der europäischen Beteiligungsgruppe CVC Capital Partners und war Vizepräsident der Finanzgruppe Sumitomo Mitsui. Als CEO und Präsident sollte er laut To­shiba die Entscheidungsfindung beschleunigen und das zukünftige Wachstum unterstützen.

Aber bei den ausländischen Aktionären, die 62% der Anteile halten, kam der Wechsel nicht gut an. Kurumatani musste befürchten, bei der Hauptversammlung im Juli nicht bestätigt zu werden. Daher ließ er sich von Goldman Sachs beraten, wie er Anteilseigner beeinflussen könnte. Bei der Abstimmung erhielt er schließlich 57% der Stimmen.

Anleger unter Druck gesetzt?

Doch mehrere Aktionäre erklärten bei einer Umfrage von Effissimo, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlten, „anders als zuvor beabsichtigt abzustimmen“. Laut einem Bericht der „Financial Times“ hatte der Ex-Chef des staatlichen Pensionsfonds GPIF, Hiro Mizuno, vor der HV ein Gespräch mit der Stiftung der Harvard-Universität, die damals 4,5% der Toshiba-Anteile hielt und sich dann der Stimme enthielt. Möglicherweise handelte Mizuno im Auftrag des Wirtschaftsministeriums METI. Mizuno dementierte diese Vermutung jedoch. Nun erhalten drei Anwälte drei Monate Zeit, um die Umstände der damaligen Abstimmung zu untersuchen. Dabei geht es auch um die Frage, warum 1139 rechtzeitig eingetroffene Stimmen nicht mitgezählt wurden.