Neuordnung

Arnault steigt bei der Holding Lagardères aus

Erst Carrefour, dann Lagardère: LVMH-Chef Bernard Arnault räumt diese Woche bei den Beteiligungen auf, die seine Familie über die Holding Financière Agache hält. Wenige Stunden nachdem sie sich von den verbleibenden Anteilen an dem...

Arnault steigt bei der Holding Lagardères aus

wü Paris

Erst Carrefour, dann Lagardère: LVMH-Chef Bernard Arnault räumt diese Woche bei den Beteiligungen auf, die seine Familie über die Holding Financière Agache hält. Wenige Stunden nachdem sie sich von den verbleibenden Anteilen an dem Einzelhandelskonzern ge­trennt hatte, gab sie bekannt, auch bei Lagardère Capital aussteigen zu wollen, der persönlichen Holding von Lagardère-Chef und Firmenerben Arnaud Lagardère. Sie tauscht die Beteiligung gegen Aktien an dem von Jean-Luc Lagardère gegründeten Medien- und Reiseeinzelhandelsspezialisten ein.

Durch den Ausstieg Arnaults aus seiner Holding werde die Position von Arnaud Lagardère weiter geschwächt, urteilten Beobachter. Er hat erst kürzlich die uneingeschränkte Macht bei dem früheren Airbus-Großaktionär verloren, auch wenn er weiterhin Chef der Gruppe bleibt. Nach einem monatelangen Machtkampf mit den Aktionären hatte er der Umwandlung von einer Kommanditgesellschaft auf Aktien in eine klassische Aktiengesellschaft zustimmen müssen.

Hilfe gegen Aktivisten

Financière Agache habe die Gesamtheit ihrer Beteiligung an Lagardère Capital gegen Aktien von Lagardère SA im Wert ihrer Anteile an der Holding getauscht, die diese an dem von Jean-Luc Lagardère gegründeten Medienunternehmen gehalten habe, teilte die Investmentgesellschaft Arnaults nun mit. Sie war im Mai 2020 in die Holding von Arnaud Lagardère im Rahmen einer Kapitalerhöhung eingestiegen und hatte 27% des Kapitals übernommen.

Damals hatte der hoch verschuldete Firmenerbe bekannte Industrielle zu Hilfe gerufen, um sich gegen den aktivistischen Fonds Amber Capital zu wehren, der darauf drang, das Unternehmen solle sich auf das Verlagswesen und den Reiseeinzelhandel konzentrieren. Daraufhin hatte sich erst Vivendi an der Gruppe beteiligt, später dann im Herbst auch Arnault, nachdem er zuvor bei der persönlichen Holding von Arnaud Lagardère eingestiegen war.

Wichtigster Aktionär Lagardères ist inzwischen Vivendi mit 29% des Kapitals vor Amber Capital mit 20%. Der Staatsfonds Katars hält 13%, während sich Arnaud Lagardères Anteil wegen der Ausgleichszahlung für die Umwandlung der Gesellschaftsform auf 14% verdoppeln soll. Durch die nun von Financière Agache angekündigte Transaktion, die bis zum 1. Oktober abgeschlossen sein soll, erhöht sich die Beteiligung der Holding der Arnaults von 7,2% auf 9,97%. Financière Agache kündigte jetzt auch den Aktionärspakt mit Arnaud Lagardère auf.

Arnault soll dem Firmenerben übel genommen haben, dass er versucht hat, ihn gegen Vivendi-Großaktionär Vincent Bolloré auszuspielen. Der LVMH-Chef, dem bereits die Wirtschaftszeitung „Les Echos“, die Tageszeitung „Le Parisien“, der Sender „Radio Classique“ sowie eine Beteiligung an dem Wirtschaftsmagazin „Challenges“ gehören, soll an der Zeitschrift „Paris Match“ und der Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ (JDD) von Lagardère interessiert gewesen sein.

Wertberichtigt Seite 8