Auch der neue Uniper-Chef ringt mit Fortum um die Macht
cru Frankfurt – Im Streit mit dem ungeliebten finnischen Haupteigentümer Fortum schaltet Uniper auf stur. Der neue Uniper-Vorstandschef Andreas Schierenbeck, der gerade erst von Thyssenkrupp zu dem Düsseldorfer Energiekonzern gewechselt ist, fasst mehrere Gespräche mit Fortum-Chef Pekka Lundmark zusammen: “Sind wir schon wesentliche Schritte vorangekommen? Vielleicht nicht so, wie wir uns das alle wünschen würden. Aber das Wichtigste ist, dass wir im Gespräch bleiben – und das tun wir”, sagte Schierenbeck am Donnerstag in einer Telefonkonferenz anlässlich der Halbjahresbilanz.Seit zwei Jahren wehrt sich Uniper gegen eine feindliche Übernahme durch den staatlichen finnischen Energiekonzern Fortum, der 49,9 % der Anteile hält, aber nicht weiter aufstocken darf, weil die russische Regierung ein Veto dagegen erhoben hat. Offizielle Begründung dafür ist ein angeblich strategisch bedeutendes Wasseraufbereitungswerk im westsibirischen Surgut, das Uniper gehört. Russland-Blockade wirktIm Juli 2017 hatte die Russische Föderation ein Verbot zur Übernahme solcher “strategisch bedeutsamer Unternehmen” erlassen, wenn das erwerbende Unternehmen sich selber mehrheitlich im ausländischen Staatsbesitz befindet – wie es bei Fortum der Fall ist. Laut Schierenbeck trat das Gesetz in Kraft, noch bevor Fortum Uniper das erste Mal – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – die Idee eines Übernahmeangebots unterbreitete. “Da Fortums Mehrheitsaktionär der finnische Staat ist, war es also äußerst absehbar, dass die russischen Behörden die Transaktion besonders unter die Lupe nehmen würden”, sagte Schierenbeck. Aber mehr noch: Uniper habe, noch bevor Fortum ihr Übernahmeangebot formal unterbreitete, Fortum aktiv darauf hingewiesen, dass es diese rechtlichen Restriktionen in Russland gibt. Fortum habe sich also im vollen Bewusstsein dieser Thematik für ein weiteres Übernahmeangebot entschieden: “Diese rechtliche Hürde dann Monate später als ,neues` Problem darzustellen, erschließt sich mir nicht und entspricht auch nicht den Tatsachen.” Prognose bestätigtTrotz des erwartungsgemäß schwachen ersten Halbjahres ist Uniper mit Blick auf eine Erholung in der zweiten Jahreshälfte zuversichtlich und hat den Ausblick bestätigt, wonach im Gesamtjahr der operative Gewinn bei 550 Mill. bis 850 Mill. Euro liegen soll. Höhere Kosten für CO2-Zertifikate und der Wegfall positiver Sondereffekte haben den Kraftwerksbetreiber belastet.Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) halbierte sich auf 308 Mill. Euro. Unter dem Strich konnte Uniper aber zulegen. Vor allem dank höherer stichtagsbezogener Bewertungen von Derivaten kletterte der Nettogewinn auf 925 Mill. Euro nach einem Verlust von 546 Mill. im ersten Halbjahr 2018. Die Nettoschulden stiegen allerdings infolge hoher Gasfüllstände und gestiegener Pensionsrückstellungen um 674 Mill. Euro auf knapp 3,2 Mrd. Euro.Der Kurs der Uniper-Aktie reagierte am Donnerstag mit einem Plus von zeitweise 1,2 % auf 27,75 Euro. Der Börsenwert des Konzerns hat sich damit seit der Abspaltung von Eon und der separaten Börsennotierung im September 2016 mehr als verdoppelt auf 10 Mrd. Euro. Größte Aktionäre neben Fortum sind die beiden amerikanischen aktivistischen Investoren Elliott (mit 18 %) und Knight Vinke.