Automobilhandel

Auto1 verliert noch mehr an Wert

Auto1 sackt an der Börse ab. Anleger verunsichert der Absatzrückgang bei dem Online-Gebrauchtwagenhändler.

Auto1 verliert noch mehr an Wert

Auto1 verliert noch mehr an Wert

Umsatz des Autohändlers bricht ein – Kurs seit IPO im Jahr 2021 abgestürzt

cru Frankfurt

Auto1 verliert noch mehr an Wert. In den Boom-Zeiten der Nullzins-Ära beim Börsengang im Jahr 2021 war der Online-Gebrauchtwagenhändler noch das wertvollste deutsche Start-up mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 7 Mrd. Euro. Inzwischen ist die Firma aus Berlin mit 1,9 Mrd. Euro nur noch zwei Drittel so viel wert wie im Jahr 2020. An der Finanzierungsrunde im August 2020 hatten sich Investoren noch zu einer Bewertung von 2,9 Mrd. Euro beteiligt.

Der Umsatz ging im abgelaufenen Quartal um 22,8% zurück auf 1,3 Mrd. Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Daraufhin sackte der Kurs deutlich ab. Nach zeitweiligen Verlusten von mehr als 12% bildeten die Aktien das Schlusslicht im SDax. Haupteigentümer ist der japanische Technologieinvestor Softbank mit 18% der Anteile.

Betriebsverlust verringert

Auto1 war im Februar 2021 zum Ausgabepreis von 38 Euro an die Börse gekommen. Seit Anfang 2022 hat sich der Kurs auf 8,62 Euro halbiert. Dabei verliert das Unternehmen nicht mehr so viel Geld wie noch vor einem Jahr. Der bereinigte Betriebsverlust (Ebitda) lag im zweiten Quartal mit 15 Mill. Euro deutlich niedriger als im zweiten Quartal 2022, als noch ein Minus von 47 Mill. Euro in den Büchern stand.

Auto1-Chef Christian Bertermann verwies darauf, dass die Kostenbasis in allen Geschäftsbereichen verbessert worden sei. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet das Unternehmen nun noch mit einem Ebitda-Verlust von 50 Mill. bis 70 Mill. Euro und ist damit nicht mehr ganz so pessimistisch wie zuvor. Bisher waren die Berliner von 60 Mill. bis 90 Mill. Euro Verlust ausgegangen.

Beim Absatz – und das wog bei Investoren offenbar schwerer – wird aber nur das untere Ende der bisher vorhergesagten Spanne erreicht: So dürften etwa 625.000 Autos abgesetzt werden, möglich sei eine Abweichung von 5% nach oben oder unten, hieß es. Bisher war Auto1-Chef Christian Bertermann von 625.000 bis 690.000 Wagen ausgegangen. In den Monaten April bis Juni verkaufte Auto1 rund 142.000 Autos, knapp 15% weniger als ein Jahr zuvor. Dabei verbesserte der Konzern allerdings seinen Bruttogewinn je Fahrzeug.

Zu den Ankerinvestoren beim Börsengang gehörten 2021 mit einem Investment von 300 Mill. Euro die US-Wagniskapitalgesellschaft Sequoia Capital und der US-Hedgefonds Lone Pine. Das Berliner Start-up und seine Aktionäre, darunter vor allem die beiden Gründer – CEO Christian Bertermann und Hakan Koc – sowie der japanische Technologieinvestor Softbank erlösten beim IPO insgesamt rund 1,83 Mrd. Euro.