Chemie

BASF forciert Energiewandel

Als energieintensives Unternehmen steht BASF unter Druck, sich schnell unabhängiger von Öl und Gas zu machen. Neue Sanktionen gegen Russland oder Gegensanktionen könnten die Situation verschärfen.

BASF forciert Energiewandel

swa Frankfurt –  BASF hat auf der Hauptversammlung bekräftigt, alle Anstrengungen zu unternehmen, um den Chemiekonzern unabhängig von fossilen Energien zu machen. „Wir müssen alles daransetzen, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen“, unterstreicht CEO Martin Brudermüller. Ziel sei es, die Standorte weltweit mit grünem Strom zu versorgen.

In Europa gebe es durch den Krieg in der Ukraine zusätzlichen Druck auf fossile Brennstoffe. Russisches Gas müsse kurzfristig ersetzt werden. „Das geht aber nicht von heute auf morgen“, bekräftigt Brudermüller die Position der energieintensiven Chemieindustrie.

Technisch könne BASF den Produktionsverbund am Stammwerk in Ludwigshafen mit der Hälfte des Gases „gerade noch betreiben“. Dafür müsse der Konzern dort jedoch etliche Anlagen abstellen. „Wir arbeiten daher mit Hochdruck daran, unsere Abhängigkeit von Gas zu reduzieren, sagt Brudermüller. So könnten zum Beispiel grüne Basischemikalien importiert werden, etwa für Ammoniak, um den Gasbedarf zu reduzieren.

BASF werde aber nicht gänzlich auf Erdgas verzichten können, denn der Konzern nutzt es auch als Rohstoff für seine Produkte. „Wenn über Nacht die Erdgaslieferungen aus Russland wegfallen, würde das „zu irreversiblen volkswirtschaftlichen Schäden führen. Im Extremfall müssten wir die Produktion in Ludwigshafen einstellen“, bekräftigt Brudermüller frühere Äußerungen. Eine Verlagerung von Kapazitäten aus dem mit Abstand größten Standort der BASF heraus wäre nicht einfach und würde viel Geld und Zeit benötigen, erklärt der Manager.

Für die Energieerzeugung wolle der Konzern dagegen ganz weg von Öl und Gas und setze dabei auf Strom aus erneuerbaren Quellen. BASF geht dabei davon aus, dass sich ihr weltweiter Strombedarf bis 2040 „mehr als verdoppeln oder sogar verdreifachen wird“.

Mit Blick auf die Öl- und Gastochter Wintershall Dea, die bedeutende Anteile an Gasfeldern und Produktionsanlagen in Sibirien hat, stellt Brudermüller klar, dass Wintershall nicht sanktioniert ist. Der Vorstand der Tochtergesellschaft habe sich klar positioniert, keine zusätzlichen Projekte zur Gas- und Ölförderung in Russland zu verfolgen. BASF hält am Ziel fest, sich aus dem Öl- und Gasgeschäft zurückzuziehen und Wintershall Dea an die Börse zu bringen. Derzeit sei ein Börsengang aber „schwierig“. Die Aktivitäten von Wintershall Dea in Russland sind über Bundesgarantien abgesichert, sagt BASF-Finanzchef Hans-Ulrich Engel.

Unterschiedliche Lieferwege

BASF bemüht sich eigenständig um Gaslieferungen aus aller Welt, erklärt Engel auf Aktionärsfragen. „Wir brauchen eine kontinuierliche Versorgung mit Erdgas, mit Erdöl und Erdölprodukten.“ Dafür benötige BASF ein „differenziertes Lieferantenportfolio“. Für den Bezug von Erdgas sei der Konzern in Deutschland bislang im Wesentlichen an Leitungsgas gebunden – aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Mit Blick auf Flüssiggas (LNG), für das es hierzulande noch keine Infrastruktur gebe, prüfe BASF den Zugang „über die gesamte Wertschöpfungskette – vom Erdgas über die Verflüssigung, den Transport und die Regasifizierung“, ergänzt Engel.

Am Tag der virtuellen Hauptversammlung (Präsenz: 43,01%) hat BASF auch die detaillierten Quartalszahlen präsentiert – Eckdaten waren Mitte April veröffentlicht worden, weil die Ertragsentwicklung die Markterwartungen übertroffen hatte. Bekräftigt wird, dass der Ausblick für die Entwicklung der Weltkonjunktur aufgrund der geopolitischen Lage mit sehr hoher Unsicherheit behaftet ist.

Der Konzern hält nach dem starken Jahresauftakt an der Prognose für 2022 fest. Weitere Risiken könnten sich aus steigenden Rohstoffpreisen und neuen Sanktionen gegenüber Russland oder infolge von Gegensanktionen ergeben. Fraglich sei auch, inwieweit speziell China länger anhaltende oder neue Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergreift. Chancen könnten sich laut BASF „aus anhaltend hohen Margen“ ergeben.

BASF
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Umsatz23 08319 400
Ebitda3 7093 176
Ebit v. Sondereinflüssen2 8182 321
Ebit2 7852 311
Reingewinn1 2211 718
Operativer Cashflow−290−525
Free Cashflow−898−981
Marktwert (29.4.2022)46890          
Börsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.