Baywa kritisiert Politik
Mit dem Ertrag im vergangenen Jahr ist der Vorstand der Baywa unzufrieden. Vor allem der Agrarhandel bereitet Sorgen. Schuld daran sind nach Ansicht des Managements nicht nur die niedrigen Preise für Rohstoffe und Agrarerzeugnisse.jh München – Diplomatische Zurückhaltung ist Klaus Josef Lutz fremd. Die Bilanzpressekonferenz des Münchner Agrarhandelskonzerns Baywa nutzte der Vorstandsvorsitzende, um gegen Politiker zu wettern. Zum einen beklagt er fehlende Ausfuhrgenehmigungen etwa für deutsches Obst – zum Beispiel nach Vietnam oder Indonesien. “Unser Obstmarkt ist überschwemmt”, klagt Lutz. “Wir brauchen schlicht und ergreifend endlich neue Märkte.” Dass es daran im Gegensatz zu anderen Staaten hapert, kreidet er vor allem den Grünen in den Regierungen der Bundesländer an. Sie hätten vom Export und der Landwirtschaft andere Vorstellungen. “Wahnsinnige in der Türkei”Zudem kritisiert Lutz die Sanktionen gegen Russland: “Es ist naiv zu glauben, dass sich Putin aus der Krim zurückziehen wird.” Er plädiert für Gespräche, um eine Lösung zu finden. Und die Türkei? Kommt für die Baywa als Markt nicht in Frage. “Das Land steht nicht auf unserer Agenda, solange da einige Wahnsinnige unterwegs sind.”Für das Geschäft der Baywa ist der Agrarsektor der Dreh- und Angelpunkt, wie es Lutz formuliert. Die anderen zwei Segmente sind Energie und Bau. Mit einem höheren Agrarhandelsvolumen – Ziel für 2016 seien 40 Mill. Tonnen nach 36 Mill. im Vorjahr – müsste der Konzern ein besseres Ergebnis erzielen, kündigt Lutz an. 2015 machten die niedrigen Rohstoffpreise von Weizen bis Öl der Baywa zu schaffen. “Wenn es wieder eine Rekordernte gibt, werden sich die Preise allenfalls seitwärts bewegen”, sagt der Vorstandschef voraus. Er sehe dennoch Chancen: “Die Kunst wird sein, mit unserer Hedging-Strategie für ein gutes Ergebnis zu sorgen.” Dividende soll weiter steigenAuf eine genaue Prognose verzichtet die Baywa wie immer – wegen des saisonalen Geschäfts. Im Geschäftsbericht heißt es, der Umsatz werde voraussichtlich erheblich steigen, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sollte sich leicht verbessern. Finanzvorstand Andreas Helber übersetzte dies in Zahlen: Eine erhebliche Steigerung bedeute ein Plus von 10 bis 20 %, eine leichte von 1 bis 5 %. Vielen Aktionären war dies am Donnerstag offensichtlich zu wenig: Der Aktienkurs des SDax-Titels fiel um 5,5 % auf 29,73 Euro.”Wir wollen auch im kommenden Jahr die Dividende erhöhen”, verspricht Lutz. Für 2015 steigt sie um 5 Cent auf 85 Cent (vgl. BZ vom 15. März). Dass das Ergebnis je Aktie auf 1,39 (i.V. 1,78) Euro gesunken ist, begründete Lutz mit einer wieder normalen Steuerquote von 30 %. 2014 war sie unter anderem aufgrund von Verlustvorträgen negativ gewesen. Verdacht auf AbsprachenTrotz beabsichtigter weiterer Akquisitionen – unter anderem auf dem Feld der digitalen Landtechnik – strebt der Konzern weiterhin einen geringeren Verschuldungsgrad an. Im Verhältnis zum Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sollen die unter anderem um sofort verwertbare Vorräte bereinigten Nettoschulden das 3,5- bis 4-Fache betragen, sagte Helber. Für 2015 weist die Baywa angepasste Nettoschulden von rund 1,4 Mrd. Euro aus und eine Quote von 4,7. Helber deutete an, das Ziel in den nächsten fünf Jahren erreichen zu wollen.Über die laufenden Verfahren wegen des Verdachts von Preisabsprachen für Landmaschinen und Pflanzenschutzmittel berichtete Lutz, er rechne nicht vor dem Spätsommer mit einer Aussage des Bundeskartellamts. Die Baywa habe keine Rückstellungen gebildet. Zu den Ergebnissen der internen Prüfung wollte er nichts sagen.