Beifall für neue Mittelfristziele von Bilfinger
Beifall für neue Mittelfristziele von Bilfinger
Beifall für neue Mittelfristziele von Bilfinger
Aktie steigt auf Rekordhoch – Industriedienstleister schraubt Margenziel nach oben – Intensivere M&A-Aktivitäten avisiert
Der Industriedienstleister Bilfinger hat sich neue Mittelfristziele gesetzt. Während der Umsatz bis 2030 im Schnitt etwa mit derselben Rate wachsen soll wie zuletzt, ist der Vorstand im Hinblick auf die Profitabilität deutlich ehrgeiziger geworden – insbesondere im Vergleich zur Vorgabe im letzten Mittelfristausblick.
md Offenbach
Bilfinger will in den nächsten Jahren mindestens so stark wachsen wie zuletzt, vor allem aber profitabler werden. Bis 2030 soll der Umsatz des Industriedienstleisters jährlich um durchschnittlich 8 bis 10% zulegen, die operative Marge (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte, Ebita, zum Umsatz) soll auf 8 bis 9% steigen, wie der Vorstand auf dem Kapitalmarkttag in Offenbach mitteilte. In der Zeit von 2022 bis 2025 betrug das Wachstum den Angaben zufolge durchschnittlich 8% pro Jahr. Mit der angepeilten Ebita-Rendite von 8 bis 9% wolle Bilfinger künftig zu den profitabelsten Anbietern der Branche gehören, so Finanzchef Matti Jäkel.
Im 2023 gegebenen Mittelfristausblick auf 2027 war ein Wachstum von im Schnitt 4 bis 5% und eine Ebita-Marge von 6 bis 7% festgehalten worden. „Wir werden unsere 2023 gesetzten Mittelfristziele erreichen“, bekräftigte Vorstandschef Thomas Schulz. Zur Prognose mit Sicht auf 2030 sagte er, man wolle diese Ziele nicht nur erreichen, man werde (!) sie erreichen.
Wachstum auch durch Zukäufe
Das Wachstum der nächsten Jahre soll zu 4 bis 6 Prozentpunkten aus eigener Kraft erzielt werden – davon 3 bis 4 Punkte durch steigenden Bedarf an Outsourcing und 1 bis 2 Punkte durch Marktexpansion – und zu etwa 4 Punkten durch Akquisitionen. „Unsere Ambitionen bauen auf der starken Performance der letzten Jahre auf, die durch die wachsende Nachfrage unserer Kunden nach mehr Effizienz und Nachhaltigkeit in volatilen Märkten getrieben wurde“, sagte Schulz.
Für die Kernindustrien Energie, Chemie & Petrochemie sowie Öl & Gas wird das durchschnittliche Marktwachstum zwischen 2025 und 2030 auf jeweils 1 bis 2% pro Jahr geschätzt, in der Pharma & Biopharma auf 4%.
„Aufsatzpunkt“ – also die Basis – der neuen Ziele sei das laufende Geschäftsjahr, sagte CFO Jäkel. Das Management erwartet 2025 einen Umsatz von rund 5,4 Mrd. Euro und eine Ebita-Marge von etwa 5,5%.
Stärker als zuletzt will sich Bilfinger in den nächsten fünf Jahren offenbar auf dem M&A-Markt umsehen. Finanzvorstand Jäkel wies in diesem Zusammenhang auch auf den hohen Free Cashflow – 2025 voraussichtlich rund 330 (i.V. 189) Mill. Euro – und die hohe Cash Conversion Rate (CCR), also das Verhältnis von Netto-Cashflow zu operativem Ergebnis, von ca. 110 (71)% hin. Einen Teil der möglichen Zukäufe könne man aus dem freien Cashflow bezahlen, sagte der CFO. Für den Rest kämen Kredite in Frage, wobei es aber dazu noch nichts Konkretes gebe. In diesem Kontext nannte Jäkel eine „Firepower“ von 600 Mill. Euro, die sich allein aus dem Spielraum des Verhältnisses der Nettoverschuldung zum Ebitda (Ebita und vor Abschreibungen auf Sachanlagen) ergebe. Als Obergrenze habe sich das Bilfinger-Management hier die Marke von 2,0 gesetzt. Per Jahresende 2025 werde man bei 0,5 liegen, so Jäkel. Während der freie Mittelzufluss bis 2030 weiter ansteigen soll, wird mit einem Rückgang der CCR auf nicht weniger als 90% gerechnet.
Als potenzielle Übernahmekandidaten kommen gemäß Schulz Unternehmen in Frage, die in den angestammten Geschäftsfeldern von Bilfinger tätig seien. Vor allem die USA und der Mittlere Osten seien als Regionen für M&A-Deals interessant; letztere weise besonders hohe Wachstumsraten auf. Zudem werde im Mittleren Osten das Fachwissen von Bilfinger besonders stark nachgefragt, obwohl das Unternehmen dort noch unterrepräsentiert sei, ergänzte der CEO. Der Umsatz soll dort überdurchschnittlich um 12 bis 15% zulegen.
In Europa schaue sich Bilfinger nach kleineren Wettbewerbern um. „Es muss zu uns passen“, betonte Schulz. Feindliche Übernahmen kämen nicht infrage. „Die Kolleginnen und Kollegen müssen zu uns wollen.“
Dividendenpolitik bekräftigt
Die Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von 40 bis 60% des bereinigten Nettogewinns behält das Unternehmen bei. Nach Abschluss des laufenden Aktienrückkaufs, der laut Jäkel für Weihnachten geplant ist, sei derzeit kein weiteres Programm geplant.
Die Investoren reagierten positiv auf die neue Mittelfristprognose und die Aussagen des Vorstands, auch wenn der Kursanstieg der Bilfinger-Aktie um zeitweise 6% auf das Rekordhoch von 105 Euro im frühen Handel am Dienstag im Verlauf abbröckelte.
Neue Geschäftsfelder
Vom derzeit boomenden Bau von Rechenzentren profitiert auch Bilfinger, da die energieintensiven Anlagen Technik zur Verwertung der Abwärme brauchen. „Die Entwicklung der Datencenter-Industrie ist ein guter Markt für uns“, sagte Schulz. Das gelte auch für Wasserstoff und andere Technologien zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes. „Da sind wir ein großer Mitspieler.“
