Bilfinger erschreckt mit Gewinnwarnung nur kurz

Aktienkurs sackt ab und dreht dann sogar ins Plus - Altlasten in den USA drücken - Sonderertrag in Katar

Bilfinger erschreckt mit Gewinnwarnung nur kurz

ds/Reuters Frankfurt – Das hat Seltenheitswert: Ein Konzern schickt eine Gewinnwarnung, und der Aktienkurs steigt. Der angeschlagene Industriedienstleister Bilfinger hat wegen hoher Belastungen in den USA seine Prognose fürs operative Ergebnis für den laufenden Turnus senken müssen. Am Mittwochmorgen knickte der Aktienkurs daraufhin um gut 3 % ein, drehte aber schnell ins Plus und notierte am Nachmittag rund 3 % fester.Um drohende Verluste aus einer Handvoll “Altprojekte” in den USA abzudecken, muss Bilfinger 55 Mill. Euro zurückstellen. Daher werde kein operativer Gewinn mehr im Gesamtjahr erwartet, wie das Unternehmen am Dienstagabend per Pflichtmitteilung bekannt gab. Im vergangenen Jahr hatten noch 15 Mill. Euro zu Buche gestanden. Für das Konzernergebnis und die Liquidität sieht Bilfinger dank eines positiven Ausgangs bei dem seit Jahren schwelenden Rechtsstreit in der katarischen Hauptstadt Doha aber keine Belastungen. In Zusammenhang mit diesem Altprojekt sei ein Betrag von rund 60 Mill. Euro geflossen, der sich positiv auf das Ergebnis nicht fortzuführender Geschäftsbereiche auswirke.Es ist die erste Gewinnwarnung unter dem seit einem Jahr amtierenden Vorstandschef Tom Blades. Die Anleger sind Schreckensnachrichten von Bilfinger gewöhnt. Vor drei Jahren senkte der einstige Baukonzern wegen Verlusten im Kraftwerksgeschäft seine Jahresziele über einen kurzen Zeitraum ein halbes Dutzend mal. Der damalige Vorstandschef und frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch musste gehen.Abgesehen von der Belastung in den USA sei das zweite Quartal sehr befriedigend verlaufen, sagte Blades. Die Zahlen dazu legt Bilfinger am 14. August vor.Die missglückten Projekte in den USA seien 2015 und 2016, wenige Wochen vor Blades’ Antritt am 1. Juli 2016, vom damaligen Vorstand beschlossen worden. Es handele sich um Aufträge der US-Tochter Westcon, unter anderem die Montage einer Methanolanlage in Texas. Blades versicherte zudem, das Projektgeschäft werde inzwischen besser kontrolliert. “Wir haben unser Risikomanagement geschärft”, erklärte der Brite. Verträge mit Kunden enthielten mehr Klauseln gegen Risiken. Das Unternehmen fühlt seinen Projektmanagern mehr auf den Zahn. “Das hört sich alles sehr logisch an, ist aber neu für Bilfinger”, ergänzte er.Bilfinger-CFO Klaus Patzak hatte gerade im Interview der Börsen-Zeitung betont, das Projektmanagement verbessern zu wollen (vgl. BZ vom 8. Juli). Jedes Projekt müsse sich rechnen, und Bilfinger müsse auf die Relation von Risiko und Ertrag achten. “Marge im niedrigen einstelligen Bereich und hohe Risikoklasse: Da stimmt die Relation nicht. Solche Geschäfte werden wir nicht machen. Auch nicht in den USA”, hatte er gesagt.