Im Einklang mit dem US-Impfstoffpartner Pfizer zeigt auch Biontech mehr Zuversicht für das Jahr. Das Mainzer Biotechunternehmen rechnet nun aus Verkäufen seines Corona-Impfstoffs mit einem Umsatz von 16 bis 17 Mrd. Euro. Zuvor hatte das Management 13 bis 17 Mrd. in Aussicht gestellt. Das untere Ende dieser Spanne hat Biontech mit Impfstofferlösen von 12,9 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten bereits fast erreicht.

Die Vorhersagen des Unternehmens für Forschungs- und Entwicklungskosten, Investitionen und Vertriebskosten für das Jahr sind unverändert zur Prognose nach Abschluss des ersten Halbjahres. Angepasst hat Biontech die 2022 erwartete Steuerquote auf einen Wert von 27% nach zuvor 28%. Biontech profitiert vom hohen Cashflow, der die Liquidität per Ende September auf 13,4 Mrd. Euro anschwellen ließ. Dazu kommen Forderungen aus Lieferungen und Leistung im Umfang von 7,3 Mrd. Euro zum Stichtag. Davon seien bis 15. Oktober 3,2 Mrd. Euro ebenfalls in der Kasse gelandet, teilt Biontech mit. Von Mai bis Oktober hat das an der US-Börse Nasdaq notierte Unternehmen für 1 Mrd. Dollar eigene Aktien zurückgekauft, insgesamt 2,8% des Kapitals. Die zweite Rückkauf-Tranche im Umfang von bis zu 0,5 Mrd. Dollar soll am 7. Dezember starten. Biontech hat derzeit einen Marktwert von 38,6 Mrd. Dollar.

Angetrieben wird die Umsatzentwicklung des Biotech-Konzerns vom Geschäft mit den neuen Omikron-Boostern. Rund 300 Millionen Dosen der angepassten Impfstoffe seien bis Mitte Oktober 2022 in Rechnung gestellt worden. Insgesamt geht das Unternehmen weltweit in diesem Jahr von bis zu 2,1 Milliarden fakturierten Corona-Impfstoffdosen aus. Einige Lieferungen seien aufgrund der sich entwickelnden Nachfragedynamik ins Jahr 2023 verschoben worden.

„Dank unserer starken Leistung im dritten Quartal 2022 haben wir unsere Umsatzprognose für den Covid-19-Impfstoff für das laufende Geschäftsjahr auf das obere Ende der ursprünglichen Spanne angehoben“, sagt Finanzvorstand Jens Holstein. Der Partner Pfizer hatte seine Zahlen in der vergangenen Woche vorgelegt, die Ziele ebenfalls nach oben angepasst und für 2022 einen Umsatz mit Covid-19-Impfstoffen von 34 Mrd. in Aussicht gestellt nach zuvor 32 Mrd. Dollar.

Dass der Umsatz im dritten Quartal deutlich von gut 6 Mrd. auf 3,5 Mrd. Euro zurückging, führt Biontech auf die „Dynamik“ der Pandemie zurück. So wurde eine Liefervereinbarung mit der Europäischen Kommission ins vierte Quartal verschoben. Der Impfstoffumsatz des dritten Quartals 2022 lag mit 3,4 Mrd. aber über dem Wert des zweiten Quartals, der mit 3,2 Mrd. Euro ausgewiesen worden war. Nach neun Monaten schrumpfte der Konzernumsatz nur um 3%, der Nettogewinn liegt sogar leicht über Vorjahr.

Mit weiteren Impfstoffkandidaten gegen Corona und andere Infektionskrankheiten kommt Biontech nach eigener Darstellung voran, genauso wie mit potenziellen Therapien gegen Krebs. „Die gewonnenen Erkenntnisse bei der Entwicklung von an Omikron angepassten Impfstoffen wollen wir nutzen und das Gelernte auf andere Krankheitsbereiche sowie Produktkandidaten übertragen“, sagt CEO  Ugur Sahin. „Wir bauen unser Covid-19- sowie Impfstoffportfolio im Bereich Infektionskrankheiten weiter aus und erweitern unsere Onkologie-Pipeline.“

Jüngst hatten Biontech und Pfizer bekannt gegeben, dass sie eine Phase-1-Studie zur Untersuchung eines kombinierten mRNA-Impfstoffkandidaten gegen Grippe und Covid-19 begonnen haben. Dieses Projekt zielt darauf ab, Menschen mit nur einem Impfstoff gegen zwei schwere Atemwegserkrankungen zu immunisieren. Der Impfstoffkandidat kombiniert einen Influenza-Impfstoffkandidaten – aktuell in der Phase-3-Studie – mit dem bereits zugelassenen, an Omikron BA.4/BA.5 angepassten bivalenten Corona-Impfstoff von Pfizer und Biontech. Beide Impfstoffkomponenten basieren auf Biontechs genbasierter mRNA-Technologieplattform.