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BMW dämpft Erwartungen

Die Folgen des Ukraine-Krieges hinterlassen bei BMW Spuren. Nach einem Rekordjahr 2021 gab der Münchner Autobauer für 2022 eine vorsichtige Prognose ab.

BMW dämpft Erwartungen

sck München

Nach einem Rekordjahr bei Absatz, Umsatz und operativem Ergebnis backt BMW für den laufenden 12-Monats-Berichtsturnus kleinere Brötchen. Die negativen wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges schlagen zusätzlich ins Kontor. Die Schließung zweier Werke des Zulieferers Leoni lassen die Fertigungsbänder unter anderem an den BMW-Standorten München und Dingolfing stillstehen. Kabelbäume sind derzeit Mangelware. Die Produktionsausfälle sorgen dafür, dass der weiß-blaue Dax-Konzern trotz einer hohen Nachfrage beim Autoabsatz 2022 nur noch eine Stagnation auf dem Rekordniveau des Vorjahres erwartet. 2021 steigerte BMW ihre Pkw-Auslieferungen um über 8% auf 2,52 Millionen Einheiten der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce.

Ursprüngliche Ziele kassiert

„Infolge der Lieferengpässe bei lokalen Zulieferern rechnen wir nun mit Auslieferungen auf dem Niveau des Vorjahres. Aufgrund der hohen Kundennachfrage und der neuen Modelle hatten wir ursprünglich mit einem leichten Wachstum geplant“, sagte Finanzvorstand Nicolas Peter zur Bilanzvorlage in einer Online-Konferenz mit Medienvertretern. Seinen Worten zufolge wird die operative Marge im Kernsegment Automobile 2022 wegen des Krieges in einer Bandbreite zwischen 7 und 9% liegen. Dem CFO zufolge plante der Vorstand ursprünglich „einen Wert im oberen Bereich des strategischen Zielkorridors von 8 bis 10%“. Darin war die erstmalige vollständige Konsolidierung des Gemeinschaftsunternehmens mit Brilliance in China berücksichtigt. Im vergangenen Jahr steigerte BMW die Marge um 7,6 Punkte auf 10,3%. Darüber berichtete BMW bereits vorige Woche (vgl. BZ vom 10. März).

Trotz dieser Mehrbelastungen erwartet die Konzernführung 2022 einen „deutlichen“ Zuwachs des Vorsteuergewinns. BMW steuert damit auf einen neuen Bestwert bei dieser Erfolgsposition zu. Grund dafür ist der erwartete Buchgewinn von 7 Mrd. bis 8 Mrd. Euro infolge der aufgestockten Beteiligung am chinesischen Joint Venture (vgl. BZ vom 11. Februar). BMW erhöhte ihren Anteil von 50% auf mehrheitlich 75%. Die Neubewertung dieses Anteils führt zu Sondererträgen. Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern den Gewinn vor Steuern um 11 Mrd. auf 16 Mrd. Euro.

Aktie gewinnt 5,3 Prozent

Bei den Anlegern sorgte der verhaltene Ausblick aber nicht dafür, dass sie sich von der Aktie abwandten. Im Gegenteil: In einem sich erholenden Markt gewann die BMW-Stammaktie im Xetra-Handel zeitweise 5,3% auf 79,28 Euro an Wert. Aufgrund der Unsicherheit an den Börsen wegen des Krieges büßte der Titel seit Beginn der Invasion russischer Truppen in die Ukraine (24. Februar) aber fast ein Fünftel ein.

Die gestiegenen Rohstoffpreise an der Weltmärkten und die Lieferengpässe infolge der Corona-Pandemie drückten zuletzt auf die gesamte Autoindustrie. BMW rechnet nach wie vor damit, dass sich die Versorgungslage mit Mikrochips in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres entspannt. Aufgrund der vielen Risiken sprach Vorstandschef Oliver Zipse von einem „schwierigen“ Jahr 2022. Die Boykottmaßnahmen gegen Russland träfen das Unternehmen im Neugeschäft geringfügig. Dem CEO zufolge lieferte BMW 2021 in Russland rund 46000 Fahrzeuge aus. Das seien weniger als 2% der gesamten Pkw-Auslieferungen. BMW habe das Geschäft mit Russland eingestellt. Vertriebsvorstand Pieter Nota berichtete über einen guten Start des Pkw-Neugeschäfts im laufenden Jahr. Er räumte allerdings ein, dass in den ersten beiden Monaten der weltweite Pkw-Absatz von BMW „etwas unter“ den sehr guten Auslieferungszahlen von Januar und Februar 2021 gelegen habe.

Rückenwind erhält BMW derweil von steigenden Verkaufspreisen. Der CFO berichtete über ein „sehr gutes Preisniveau“, welches BMW erreicht habe. Aufgrund der hohen Nachfrage gehen die Preise für Neufahrzeuge durch die Decke. Davon profitierte BMW bereits im vorigen Jahr. Der Schub im Verkauf von hochpreisigen Autos mit ohnehin hohen Deckungsbeiträgen sorgte dafür, dass nach dem Corona-Schock 2020 BMW im Jahr 2021 BMW  ihr operatives Ergebnis (Ebit) im Kernsegment auf 9,9 Mrd. Euro mehr als vervierfachte.

Wertberichtigt Seite 6

BMW
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20212020
Pkw-Absatz (Mill. Stück)2,522,33
Pkw-Produktion (Mill.)2,462,26
Umsatz11123998990
 Autosparte9547680853
Ebit 134004830
 Autosparte98702162
in % vom Umsatz10,32,7
Finanzergebnis2660392
Ergebnis vor Steuern160605222
Nettoergebnis124633857
Freier Cash-flow *63543395
Investitionen 50123922
Liquide Mittel 1600913537
Mitarbeiter (Zahl in Tsd.)118,9120,7
*) AutosparteBörsen-Zeitung
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