Start-ups

Cannabis-Firma Cantourage will an die Frankfurter Börse

Das Berliner Cannabis-Start-up Cantourage plant seinen Börsengang in Frankfurt − und das noch im November. Mit den Erlösen sollen zunächst die Produktionskapazitäten ausgebaut werden. Für die Legalisierung des Freizeitkonsums will man sich aber auch schon mal in Stellung bringen.

Cannabis-Firma Cantourage will an die Frankfurter Börse

kro Frankfurt

Das Berliner Cannabis-Unternehmen Cantourage will den seit einem Jahr in Planung stehenden Börsengang in den kommenden Wochen an der Frankfurter Wertpapierbörse umsetzen. Das 2019 gegründete Start-up habe eine Privatplatzierung abgeschlossen und strebe im November dieses Jahres die Notierungsaufnahme im Scale-Segment an, teilte das Unternehmen am Montag mit. Damit wagt sich neben Cannovum und Synbiotic ein weiterer deutscher Player in dem Markt auf heimisches Parkett. Zuvor hatte bereits die FAZ darüber berichtet.

„Wir wollen Anlegern die Chance geben, auch in Europa beziehungsweise Deutschland in Cannabis investieren zu können“, sagte CEO Philip Schetter der Börsen-Zeitung. Das Unternehmen, das medizinische Cannabisprodukte wie Blüten, Extrakte oder Dronabinol (ein THC-Präparat) herstellt und vertreibt, erzielt einen großen Teil seines Umsatzes in der Bundesrepublik. Vor einem Jahr hatte es trotzdem auch eine Notierung in Kanada, den USA oder Großbritannien erwogen. Mittlerweile haben die Pläne der Ampel-Koalition für eine Legalisierung von Cannabis auch für den Freizeitkonsum jedoch Form angenommen. Ein jüngst vom Kabinett beschlossenes Eckpunktepapier sieht unter anderem vor, dass der Kauf und Besitz von maximal 20 bis 30 Gramm „Genusscannabis“ für Erwachsene künftig straffrei sein soll.

Es muss allerdings noch geprüft werden, ob die Pläne im Einklang mit europäischem und internationalem Recht stehen. Schetter rechnet hier nicht mit schnellen Schritten. „Ich bin mir nicht sicher, ob das mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise gerade so ganz oben auf der Agenda steht. Deswegen glaube ich nicht, dass es da jetzt schon oder auch im nächsten Jahr große Bewegung geben wird. Ich glaube eher, um 2024 oder 2025 könnte man mit einer Lösung rechnen.“

Mit den Erlösen aus dem Börsengang will sich Cantourage aber trotzdem schon einmal in Stellung bringen − auch für anstehende Legalisierungen von Cannabis als Genussmittel in anderen europäischen Ländern. Als erstes EU-Land hatte Malta Ende vergangenen Jahres den Konsum und Anbau für den Eigenbedarf legalisiert. In Portugal sind Besitz und Konsum sämtlicher Drogen in bestimmter Menge schon seit über 20 Jahren entkriminalisiert. Und in den Niederlanden, Tschechien und Spanien steht der Konsum von Cannabis in kleinen Mengen und teils im privaten Raum ebenfalls nicht unter Strafe bzw. wird toleriert.

Zu medizinischen Zwecken ist die Abgabe von Cannabis in Deutschland schon seit 2017 erlaubt. Der Bedarf wächst seitdem kräftig (siehe Grafik) – genauso wie das Geschäft von Cantourage, für das mit den Einnahmen aus dem Börsengang auch die Produktionskapazitäten ausgebaut werden sollen. Die Lieferkettenprobleme vom vergangenen Jahr gebe es nicht mehr, sagt Schetter. 2021 hatte das Start-up, das sich neben Deutschland gerade auch Großbritannien als zweiten Markt erschließt, einen Umsatz von über 5 Mill. Euro erzielt. „Wir wollen ihn in diesem Jahr verdreifachen und ein leicht negatives Ebitda schaffen. Wir sind also nahezu profitabel.“ Üblich sei das nicht. „Wenn man sich beispielsweise die gelisteten Kollegen in Kanada anguckt, die es teils auch schon länger gibt, dann gibt es wenige, die schon einmal ein positives Ebitda hatten – die sind da weit von entfernt.“ Bei der Bewertung musste Cantourage dennoch Abstriche machen. War vor einem Jahr noch von einem erhofften dreistelligen Millionen-Euro-Betrag die Rede, soll es nun ein zweistelliger Millionen-Euro-Betrag sein.

Wertberichtigt Seite 2

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