Telekomausrüster

Cevian macht Druck bei Ericsson

Ericsson und Nokia suchen nach neuen Geschäftsfeldern im Cloud-Umfeld und treten dabei auf der Stelle. Insbesondere Ericsson kämpft in dem Bereich mit Verlusten. Der aktivistische Investor Cevian verliert die Geduld.

Cevian macht Druck bei Ericsson

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Das Kerngeschäft mit neuer Netztechnik läuft bei den skandinavischen Telekomausrüstern Ericsson und Nokia trotz Ukraine-Krieg und Lieferengpässen einigermaßen rund. Bei Ericsson kamen die Einnahmen der Netzwerksparte im dritten Quartal um 19% voran, bei Nokia sogar um 23%. Indes trösten die großen Sprünge auf angestammtem Terrain nicht über die Schwierigkeiten in neuen Geschäftsfeldern hinweg. Beide Unternehmen haben sich Wachstum bei Cloud- und Software-getriebenen Produkten und Services auf die Fahnen geschrieben, kommen damit jedoch kaum voran.

Bei Nokia hat der Bereich Cloud und Network Services in den ersten neun Monaten das Ergebnis zwar um die Hälfte ausgebaut. Jedoch bleiben von 2,9 Mrd. Euro Umsatz nur kümmerliche 30 Mill. Euro Betriebsgewinn. Bei Ericsson sieht es noch düsterer aus, denn die Schweden schreiben sowohl im Cloud-Geschäft als auch in der Sparte Entreprise, also bei Unternehmensnetzen, Verluste. Im dritten Quartal hat sich der Fehlbetrag in beiden Divisionen glattweg verdoppelt.

Die Ericsson-Aktie brach in Stockholm um mehr als ein Sechstel auf 61 skr ein. Nokia-Titel büßten mehr als 7% ein. Bei den Finnen stieß den Investoren auch der 30-prozentige Einbruch der Gewinne aus Patentlizenzen sauer auf. Das generell sehr hochmargige Geschäft verläuft bei den Telekomausrüstern, die jeweils über ein umfangreiches Patentportfolio verfügen, oft erratisch, weil sich neue Lizenzabkommen verzögern oder es immer wieder zu Streitfällen kommt.

Aktienpaket von 5 Prozent

Ericsson verbuchte im dritten Quartal einen operativen Ergebnisrückgang um 19% auf 7,1 (i.V. 8,8) Mrd. skr (umgerechnet 650 Mill. Euro). Der aktivistische Investor Cevian, der Bloomberg-Daten zufolge rund 5% an Ericsson hält, zeigte sich ungehalten. Christer Gardell, Gründer und Managing Partner von Cevian, nannte die Ergebnisse „enttäuschend“ und forderte die Eindämmung von Verlusten in den betroffenen Sparten. Ericsson hatte das Portfolio in diesem Bereich nach einer fehlgeleiteten Akquisitionsstrategie früherer Jahre bereinigt, die Cloud-Aktivitäten aber in diesem Jahr erneut mit der 6,2 Mrd. Dollar schweren Übernahme von Vonage gestärkt. Vonage soll CEO Börje Ekholm zufolge ein „Eckpfeiler“ für das Entreprise-Geschäft werden.

Erst im Mai hatte der Telekomausrüster versucht, den Geschäftsverlauf durch eine umfassende Reorganisation der Sparten und einen Umbau im Management zu drehen. Der Erfolg blieb bisher aus. CFO Carl Mellander wies darauf hin, dass vor allem das Geschäft mit Managed Services, wo Software- und Cloud-Produkte eine große Rolle spielen, unter der global schwächelnden Konjunktur zu leiden habe. Er kündigte ein Sparprogramm bei Energie und Immobilien an und fasst erneut auch Personalabbau ins Auge. Konkrete Pläne gebe es dazu aber noch nicht. Ertragsbelastend wirkten sich bei Ericsson neben gesunkenen Patenteinnahmen auch Preissteigerungen für zahlreiche Komponenten sowie ein teurer Lageraufbau aus, der vor kurzfristigen Lieferengpässen schützen soll. Dies führte auch zu einem Einbruch des Free Cashflow im Quartal auf 2,5 (13) Mrd. skr. Laut Ekholm ist Ericsson bemüht, Preisanpassungen durchzusetzen. Die in der Branche wichtige Rohmarge fiel auf 41,4% von zuvor 44%.

Kümmerliche Marge

Nokia verzeichnete bei Patenteinnahmen im Berichtsquartal einen Einbruch um 19%, weil sich die Verhandlungen über neue Abkommen hinziehen. Indes war auch bei den Finnen das Geschäft mit Cloud und Network Services rückläufig. Be­gründet wurde dies mit einer fortlaufenden „Anpassung des Portfolios“. Der Bereich warf eine kümmerliche operative Marge von 2% ab, verglichen mit einer entsprechenden Rendite konzernweit von 10,5% auf vergleichbarer Basis. Diese ging um 120 Basispunkte gegenüber dem Vorjahr zurück, was hauptsächlich an der Schwäche des Patentgeschäfts lag. Der Konzern macht unterdessen gute Fortschritte im Entreprise-Segment, wie CEO Pekka Lundmark hervorhob. Dies hatte Nokia schon frühzeitig unter Lundmarks Vorgänger Rajeev Suri als Wachstumsfeld identifiziert und vorangetrieben. Der Bereich, der nicht gesondert ausgewiesen wird, baute die Erlöse auf Basis konstanter Wechselkurse um 22% aus. Lundmark rechnet damit, dass „Entreprise“ auf Sicht das am stärksten wachsende Segment bleiben wird.

Mobile Networks und Mobile Infrastructure, wo auch das Entreprise-Geschäft eingeht, stehen bei Nokia zusammen für über 80% vom Gesamtumsatz, der im Quartal bei 6,24 Mrd. Euro ankam. Cloud und Network Services tragen gerade mal 13% bei, wobei der Zuwachs gering bleibt. Nokia rechnet im nächsten Jahr mit einer Entschärfung der Lieferengpässe, verweist jedoch darauf, dass die konjunkturellen Unsicherheiten zunehmen. Lundmark geht dennoch davon aus, dass Nokia 2023 in allen Geschäftsfeldern wachsen wird. Vor allem Cloud und Network Services sollen die Marge deutlich auf 4 bis 7% steigern.

Ericsson
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate 
in Mrd. skr20222021
Umsatz186161
Rohertrag7870
Forschung und Entwicklung  34  30
Betriebsergebnis1920
Konzernergebnis1313
Ergebnis je Aktie (skr)3,803,79
Operativer Cashflow1124
Liquide Mittel3746
Finanzschulden3232
Quelle: UnternehmenBörsen-Zeitung
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